Gedenken und Erinnerung sind Teil des Gothaer Gedächtnisses

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Gotha 1941 – eine deutsche Stadt im 2. Weltkrieg, eine Stadt im Taumel nationalsozialistischer Propaganda. Noch gibt es eine große Mehrheit der Deutschen, die den Krieg unterstützen. Doch erste Ernüchterung hat eingesetzt, denn seit zwei Jahren ist der Tod junger Mitbürger, der Tod von Vätern und Söhnen, von Brüdern und Freunden zu verschmerzen. Die Zivilbevölkerung bemerkt kaum etwas vom Krieg in der Stadt, wären da nicht die vielen Zwangsarbeiter, die täglich aus den Lagern in die Rüstungsbetriebe Gothas, aber auch auf die Höfe der Bauern strömen. Menschen, geraubt aus ihren Land, getrennt von Familie und Freunden.

Es sind am 22. Juni 1941 auch Gothaer Soldaten dabei, als die Deutsche Wehrmacht die Sowjetunion überfällt. Wenige derer, die in den Krieg zogen, kamen von dort in die Heimat zurück. Der von Josef W. Stalin befohlene Große Vaterländische Krieg stoppte den Überfall Hitlerdeutschlands auf die Völker der Welt, der gemeinsame Kampf der Alliierten beendete vier Jahre später den 2. Weltkrieg.

„Sich am 22. Juni 1941 zu erinnern an den Tag des Überfalls auf die Sowjetunion, ist für die Bürger Gothas ein Gedenken an Menschen, die im Krieg ihr Leben lassen mussten, an die tausenden Einzelschicksale der Bürger der Sowjetunion in Deutschland und ist das Bewusstsein, nie zu vergessen, von welchem Boden und mit welcher nationalsozialistischen Doktrin die Brandfackel auf die Völker der Erde geworfen worden ist“ so Oberbürgermeister Knut Kreuch am 70. Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion.

In der Stadt Gotha ist das Gedenken an die schreckliche Zeit des 2. Weltkrieges allgegenwärtig und besonders die vom Garten-, Park- und Friedhofsamt der Stadt Gotha in Zusammenarbeit mit dem Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge gepflegten Grabanlagen auf dem Gothaer Hauptfriedhof sprechen für sich, jedes Einzelschicksal ist dabei mehr als deutliche Mahnung.

„Die kritische und ehrliche Aufarbeitung des Nationalsozialismus als Wurzel allen Übels, insbesondere in unserer eigenen Geschichte fehlt mir auch in Gotha“ so der Oberbürgermeister. Dazu zähle ich auch die Schicksale tausender sowjetischer oder polnischer Zwangsarbeiter, die nach Gotha zur Arbeit verschleppt worden sind. Viele der ehemaligen Gefangenen erzählten in Gesprächen mit dem Gothaer Stadtoberhaupt aber auch von der anderen Seite der Deutschen, von den Hilfsbereiten, von den Aufrechten.

„Aufarbeitung so lange noch die letzten Zeitzeugen leben, das ist ein eiliger Auftrag“ umschreibt der Oberbürgermeister am Tag des Gedenkens die Aufgabe für Gegenwart und für die nahe Zukunft.


Publiziert am: 22.06.2011; 11:23

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