Gothaer mit Gänsehaut und Glück

0
1171

Es war ein bisschen kalt gestern Abend in London, aber das war mitnichten der Grund dafür, dass Mario Hochberg des Öfteren Gänsehaut hatte. Der Kraftsportler wohnte der gigantischen Eröffnungsfeier der Paralympics bei – gemeinsam mit 62.000 Menschen aus aller Herren Länder. Und mittendrin, statt nur dabei, der bärenstarke Mann aus Gotha!

Beim Einmarsch der deutschen Mannschaft rollte Mario Hochberg in der ersten Reihe, gleich hinter der Fahnenträgerin, der blinden Schwimmerin Daniela Schulte. In der ZDF-Live-Übertragung der Eröffnung aus London war gut zu sehen, wie Mario Hochberg strahlend sein Strohhütchen abnahm und die Menschen im Stadion und an den Bildschirmen freundlich grüßte. Unmittelbar danach war Bundespräsident Joachim Gauck im Bild, der dem Gothaer und dem deutschen Team zuwinkte. Wenig später, exakt um 23.13 Uhr Ortszeit, eröffnete dann Queen Elizabeth II. die 14. Sommerspiele.
„Es war eine sensationelle Eröffnung“, sagte Mario Hochberg im Anschluss an die Feier, die einem farbenfrohen Feuerwerk glich. „Selbst Petrus hatte ein Einsehen: Nachdem es in London den halben Nachmittag geregnet hatte, blieb es am Abend trocken.“

Der Gothaer Gewichtheber, der sich zum vierten Mal nach Sydney (2000), Athen (2004) und Peking  (2008) für die Paralympics qualifiziert hat, war am Montag gut in der Stadt an der Themse gelandet. Gleich am Dienstag, noch vor dem ersten Training, wurde er zur Dopingkontrolle gebeten.
Ungeachtet dessen lief’s im Training noch nicht nach Plan – vielleicht lag das ja daran, dass die Eindrücke so überwältigend waren. „Die Menschen hier sind alle sehr freundlich und unglaublich sportbegeistert, zudem ist das Olympische Dorf einfach wunderschön“, sagt der 41-Jährige, der seinen Wettkampf im Bankdrücken der Gewichtsklasse bis 100 Kilogramm am zweiten September-Wochenende in Angriff nimmt. Sein Ziel hatte er bereits unmittelbar nach der Last-Minute-Nominierung am 21. Juli 2012 formuliert: „Dabei sein ist alles – in diesem Jahr mehr als je zuvor. Deshalb möchte ich in erster Linie einen gescheiten Wettkampf abliefern und meine Nominierung rechtfertigen. Aus Erfahrung weiß ich, dass bei Paralympics alles möglich ist: vor allem im positiven, aber auch im negativen Sinne…“
Derweil hätte die Sportbegeisterung der Briten dem Gothaer beinahe einen Strich durch die Rechnung gemacht. Denn die insgesamt 2,5 Millionen Tickets für die paralympischen Wettbewerbe waren bereits vor der Eröffnungsfeier vergriffen – im wahren Wortsinn „schlechte Karten“ für den Hochberg-Fanclub, bestehend aus Ehefrau Melanie, Sohnemann Hans und einem guten Freund.                           

Doch der BiG-Kraftsportler hatte Glück: Im Olympischen Dorf konnte er noch drei Tickets für seinen Wettkampf organisieren. Jetzt kann’s also für alle Hochbergs heißen: Dabei sein ist alles!