Jugendliche finden über Projekt „Base Jump“ aus schwierigen Lebenssituationen

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„Base“ ist englisch und heißt soviel wie „Grundlage“ oder „Basis“. Eine Basis für den Sprung ins (Arbeits-)Leben zu finden, ist die Idee des Theaterprojekts „Base Jump“, das seit September letzten Jahres in Gotha stattfindet. 13 Jugendliche aus Gotha und Umgebung zeigen nun am Mittwoch, 25. Juni um 14 Uhr im Bildungshaus der Ziola GmbH in Gotha eine Collage aus Percussion, Theater, Musik und Film unter dem Motto „Was steckt drin?“

Was in ihnen steckt, konnten die Jugendlichen, die aufgrund eingeschränkter kognitiver Fähigkeiten, einem schwierigen sozialen Umfeld, aber auch psychischen Erkrankungen bzw. Suchtproblemen bislang in regulären berufsvorbereitenden Maßnahmen oder Ausbildungen durch das Raster fielen, in diesem besonderen Projekt augenfällig unter Beweis stellen.

Zu Beginn stand die intensive, sozialpädagogische Arbeit im Vordergrund. Ein Vertrauensverhältnis wurde geschaffen und intensiv an der Beseitigung individueller Hindernisse gearbeitet. Hierzu gehörte zum Beispiel die  Obdachlosigkeit eines Jugendlichen, die zunächst behoben werden musste. Gleichzeitig lernten die Jugendlichen, einen Platz innerhalb der Gruppe zu finden, ihre individuellen Möglichkeiten, Stärken und Schwächen sowie die der anderen Gruppenmitglieder zu erkennen und zu reflektieren. Bei der theaterpädagogischen Arbeit bis hin zur Premiere wurden zunächst keinerlei inhaltliche Ziele vorgegeben, sondern die Jugendlichen darin unterstützt, ihre eigenen Gedanken und Interessen einzubringen und umzusetzen. Für die entstandenen Ideen wurden eigene Percussion-Instrumente gebaut, ein Rap-Song selbst geschrieben, ein Schattentheater und Sketche inszeniert. Anstehende Aufgaben wurden nach Stärken und Interessen verteilt. So übernahmen beispielsweise Teilnehmer, die nicht gern auf der Bühne stehen, Aufgaben im Bereich Marketing oder kreierten das Bühnenbild.

Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Teamarbeit, das konsequente Verfolgen von Zielen und soziale Kompetenzen wurden im Projekt fast beiläufig trainiert. Ergänzt wurde die Theaterarbeit außerdem durch eine intensive sozialpädagogische Betreuung, Unterricht in Mathematik, Deutsch und Englisch sowie durch Praktika in Betrieben.

„In unserem Projekt erfahren die Jugendlichen, dass sie mehr können und ihre Lebenssituation nicht teilnahmslos hinnehmen müssen.“ Sich Bemühen, ein Ziel haben und sich den daraus folgenden Aufgaben stellen, sind für Projektleiterin Silvia Mulik von der Ziola GmbH notwendige Voraussetzungen dafür, dass die Jugendlichen ihr Leben verändern und beispielsweise einen Beruf erlernen können.

Im Rahmen der kreativen Arbeit konnten die Jugendlichen auf spielerische Weise neue Lebens- und Lernperspektiven entdecken. Drei Teilnehmer wurden über das Projekt in Arbeit vermittelt, drei weitere fanden den Mut, sich in stationäre psychologische Behandlung zu begeben. Zu ihnen gehört auch Oliver Walter, der seine Erfahrungen im Projekt wie folgt beschreibt: „Ich habe einen festen und geregelten Tagesablauf erlernt und es hat mir gut getan, wieder zu einer Gruppe dazuzugehören, soziale Kontakte zu haben und mit den anderen gemeinsam etwas zu erreichen. Mit Unterstützung der Sozialpädagogen ist auch ins Rollen gekommen, dass ich die stationäre Therapie gemacht habe. Das war ein guter und wichtiger Schritt für mich.“

Das Projekt „Base Jump“ wird durch das Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Technologie und Arbeit aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert und durch das Jobcenter im Landkreis Gotha kofinanziert.