Kammerkonzert 1 in der Rathausdiele Jena

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Für das erste Kammerkonzert der Jenaer Philharmonie am 4. Oktober 2015 um 11 Uhr
in der Jenaer Rathausdiele haben sich Christoph Hilpert (Violine), Christian Götz
(Viola) und Alexander Wegelin (Violoncello), allesamt Musiker des Jenaer Orchesters,
zu drei Streichkonzerten aus drei Jahrhunderten zusammengefunden.

Zu Gehör kommen Beethovens Streichtrio in G-Dur op. 9 Nr. 1, Passacaglia und Fuge für
Streichtrio von Hans Krása sowie Ernst von Dohnányi’s Serenade C-Dur op. 10.
Krankheitsbedingt musste das im Jahresprogramm ausgewiesene Streichquartett-Konzert
auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.

Die Streichtrios in G-Dur op. 9, die Beethoven für einen Mäzen komponierte, gehören zu
seinen besten Frühwerken und zu den bedeutendsten in der Literatur für Streichtrios
überhaupt. Durch die Gattung „Trio“ knüpft Beethoven zwar an die eher leichte, höfische
Gesellschaftsmusik an, verlangt jedoch im Spiel eine enorme technische Souveränität – nicht
zuletzt durch die Gleichberechtigung der drei Stimmen. Das Trio G-Dur op. 9 Nr. 1 hat
geradezu sinfonische Dimensionen. Ist es in den schnellen Sätzen äußerst virtuos, kommt
der langsame Satz hingegen eher romantisch daher.

Ernst von Dohnányi wurde 1877 in Bratislava geboren, dass zu jener Zeit zu Ungarn gehörte.
Als Komponist blieb Ernst von Dohnányi, Großvater von Christoph und Klaus von Dohnányi,
Zeit seines Lebens der spätromantischen Tonsprache treu.

Seine Serenade, op. 10 entstand 1903 und gilt heute als eines der Hauptwerke der Gattung
Streichtrio. In ihrer kompositorischen Meisterschaft ist sie mit den Streichtrios von Mozart und
Beethoven zu vergleichen, an denen sie sich auch formal orientiert. Ebenso wie bei
Beethoven beginnt Dohnányis Serenade mit einem „Marcia“ überschriebenen kurzen Satz.
Trotz vieler Bezüge zu Mozart und Beethoven ist jedoch das Spätromantische nicht zu
überhören.

Als Kontrast stehen Passacaglia und Fuge des tschechisch-deutschen Komponisten Hans
Krása. Da er jüdische Wurzeln hatte, wurde er 1942 von den Nazis ins Ghetto Theresienstadt
deportiert und 1944 in Auschwitz ermordet. Heute ist er vor allem für seine Kinderoper
„Brundibár“ bekannt. Die Kammermusik Passacaglia und Fuge für Streichtrio entstand 1944
in Theresienstadt und kam dort zur Aufführung.

Die Passacaglia verrät Krásas Prägung durch die Wiener Musik der Jahrhundertwende. Dem
Bassthema der Passacaglia ist eine wienerische Walzermelodie als Kontrapunkt
gegenübergestellt. Das Thema der Fuge ist der Walzermelodie entnommen. Im Gegensatz
zu den byrhythmischen Effekten der Passacaglia ist sie ein Satz von neobarocker Motorik;
doch bleibt Krásas Tonsprache gemäßigt modern.

 

Sonntag, 04. Oktober 2015, 11 Uhr, Rathausdiele Jena
Das Programm im Detail:
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Streichtrio G-Dur op. 9 Nr. 1
Adagio – Allegro con brio
Adagio, ma non tanto, e cantabile
Scherzo: Allegro
Presto
(5 Minuten Pause, das können wir ansagen)
Hans Krása (1899-1944)
Passacaglia und Fuge für Streichtrio
Ernst von Dohnányi (1877-1960)
Serenade C-Dur op. 10
1. Marcia – Allegro
2. Romanza – Adagio non troppo, quasi andante
3. Scherzo – Vivace
4. Tema con variazioni – Andante con moto
5. Rondo (Finale) – Allegro vivace
Christoph Hilpert – Violine
Christian Götz – Viola
Alexander Wegelin – Violoncello