Der aktualisierte Bericht zu den Aufregungen rund um den Thüringentag und seine Organisatoren.
Von Bernd Seydel
Vorbemerkung:
Wir haben in den vergangenen Wochen mehrmals zum Thüringentag und der KulTourStadt Gotha GmbH berichtet. Es gab Anschuldigungen und Zuspitzungen. Für viele Bürgerinnen und Bürger war am Ende alles ein wenig undurchschaubar. Wir unternehmen hiermit den Versuch, in einem abschließenden Bericht alle wichtigen Fakten zusammenzutragen. Teile davon hatten wir schon sowohl auf unserer Internetseite als auch in der Printausgabe veröffentlicht. Sollten nicht gänzlich neue Aspekte auftauchen, wofür es keine Indizien gibt, dann freuen wir uns schon jetzt auf den Thüringentag.
Die gute Nachricht: Der Thüringentag in Gotha vom 2. bis 4. Mai 2025 ist genehmigungsfähig. Das haben Oberbürgermeister Knut Kreuch und der Generalbevollmächtige für das Festjahr „1250 Jahre Gotha“, Candy Wetterhahn, offiziell bestätigt. Das war Mitte Februar noch anders, denn der inzwischen abberufene Geschäftsführer Enrico Heß hatte die zwingend notwendigen Zuarbeiten für die Genehmigungsbehörden nicht bereitgestellt und wichtige Sponsorenverträge nicht unterschrieben. Die Gesamtfinanzierung war deshalb massiv gefährdet. Enrico Heß wird das an anderer Stelle später bestreiten, kann aber nichts beweisen. Die von OB Kreuch genannten Fakten widersprechen Heß sehr klar.
Enrico Heß wollte seine Abberufung nicht unkommentiert hinnehmen. Schnell schickte er mehreren Journalisten sein Zwischenzeugnis zu, das am 8.1.2025 von Martin Illhardt, Geschäftsführer der Gothaer Stadtwerke GmbH und Gesellschafter der KulTourStadt Gotha GmbH, unterschrieben worden war. Heß hatte darum zuvor gebeten – was gängig, aber dennoch ein Indiz dafür ist, dass er sich möglicherweise beruflich umorientieren möchte. Heß war seit 1. April 2023 Geschäftsführer der KulTourStadt Gotha GmbH, einem Unternehmen der Gothaer Stadtwerke Gruppe. Die Stadt Gotha hält daran 100-Prozent der Anteile.
Illhardt konnte die Details bei der KulTourStadt nicht kennen, da er auch verantwortlich ist für eine Reihe weiterer städtischer Unternehmen. Seine Aufgabe war das Controlling, also die Steuerung und Kontrolle der Finanzen. Wie weit er diese durchschaute und ob er dem Geschäftsführer Enrico Heß ausreichend auf die Finger schaute, müssen andere überprüfen.
Martin Illhardt wird, wie alle Zeugnisschreiber, auf Zuarbeit angewiesen gewesen sein. Wer das war oder ob Enrico Heß sich selbst wesentliche Teile des Zeugnisses geschrieben hat, wissen wir nicht, würden aber darüber gerne spekulieren. Eine KI (Künstliche Intelligenz) hat dieses Zeugnis jedenfalls nicht formuliert.
Trotzdem entsteht ein merkwürdiges Gefühl beim Lesen dieses Zeugnisses. Das lässt sich weniger an einzelnen Formulierungen festmachen. Vielmehr ist es das übermäßig lobende Herausstreichen von Selbstverständlichkeiten, die seine höchst erfolgreiche Arbeit beschreiben sollen. Dieser Mann muss exzellent sein, daran gibt es nicht den allergeringsten Zweifel. So jedenfalls legt es das Zeugnis nahe.
Auf dieses überschwänglich lobende Zwischenzeugnis verwies Heß auch gegenüber dem Autor dieses Artikels, Bernd Seydel. Heß hatte um ein Telefonat gebeten, was natürlich akzeptiert wurde. Auf unsere Rückfrage, wie er sich seine Abberufung Mitte Februar erklären könne, blieb er die Antwort schuldig. Ihm sei seine gute Reputation wichtig, die natürlich durch das vorzeitige Beenden seines Arbeitsvertrags in Frage stehen könnte.
Zur beruflichen Laufbahn von Enrico Heß
In seiner beruflichen Laufbahn wäre das nicht der erste Niederschlag. 2008 erregte Heß bundesweites Aufsehen, weil er einen FKK-Flieger als Tagesausflug von Erfurt nach Usedom schicken wollte. 499 Euro sollte der hüllenlose Spaß kosten. Vollmundig hatte er von der übergroßen Nachfrage erzählt. Am Ende wurde der Flug aus verschiedenen Gründen abgesagt. Unter anderem, weil die Fluggesellschaft mitteilte, dass es gar keinen Vertrag mit ihr dafür gegeben habe. Heß stellte das nachträglich ganz anders dar.
Seine Zeit als Geschäftsführer der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH beendete er auf eigenen Wunsch vorzeitig – so jedenfalls die offizielle Darstellung. Vorausgegangen waren selbstbewusste Ankündigungen der Einführung der Echt-Bodensee-Card (EBC), die den Touristen der Region vielseitige Vergünstigungen versprach. Doch offenbar wurden viele möglichen Partner nicht oder nur ungenügend in die Planung einbezogen. Am Ende wurde die Karte zurückgezogen und ein Verlust von einer halben Million Euro stand in den Büchern.
Zuvor war Heß fünf Jahre als Geschäftsführer der Tourismus GmbH Oberhof tätig gewesen. Wenn die Aussage aus gutunterrichteten Kreisen zutrifft, wurde er die letzten beiden Arbeitsjahre mehr oder weniger „kalt“ gestellt. Wir konnten diese Darstellung aber nicht unabhängig überprüfen.
In seinem LinkedIn-Profil nennt sich Heß immer noch Geschäftsführer der KulTourStadt Gotha GmbH. Das dürfte sich inzwischen erledigt haben. Dort findet man auch (Stand 30.3.2025) eine längere Liste der Unternehmen, für die er tätig war. Doch zurück zu seinem Zwischenzeugnis vom 8. Januar.
Wie immer auch die Wege gewesen sein mögen, dieses Zwischenzeugnis geriet auch an Josh Groeneveld. Er ist Leitender Redakteur im Politik- und Investigativressort von Business Insider Deutschland GmbH. Diese Gesellschaft wird dominiert von verschiedenen Gesellschaften des Axel Springer Konzerns.
Als Heß im April 2023 zur Kultourstadt Gotha GmbH wechselt, findet man dazu in einer Pressemeldung der Stadt Gotha folgenden Auftrag: „‘Eine besondere Herausforderung für Enrico Heß wird die Vorbereitung unseres 1250-jährigen Stadtjubiläums sein, mit dem sich Gotha 2025, auch mit der Veranstaltung eines Thüringentages, überregional erfolgreich und nachdrücklich präsentieren will‘, so Kreuch.“ Heß wusste also von Anfang an, was man von ihm erwartet.
Bericht im Business Insider
Am 14. März veröffentlichte Groeneveld einen ausführlichen und sehr reißerisch formulierten Artikel zum Fall Heß, der uns in vollständiger Länge vorliegt. Dieser Beitrag, mittlerweile auch beim Springer-Medium welt.de platziert, wurde unter anderem von dpa Erfurt aufgegriffen und mit eigenen Recherchen verbunden. Diese kurze Meldung wiederum wurde von verschiedenen Medien in Deutschland übernommen. Sie enthält aber Ungenauigkeiten, die ganz im Sinne der Aussagen von Business Insider sein dürften.
Der Artikel von Business Insider wurde auch von der Thüringer Allgemeinen aufgegriffen. In der Ausgabe von Samstag, dem 15.3.2025, verweist Tobias Leiser auf zahlreiche Passagen darin, ohne aber eine nennenswerte Einordnung des Artikels von Groeneveld vorzunehmen. Groeneveld eröffnet seinen Artikel mit der Knallerüberschrift: „Korruptionsvorwürfe, Überwachung, LKA-Ermittlungen: Das größte Volksfest in Thüringen wird zum Krimi“. Bei Tobias Leiser klingt die Überschrift ähnlich, aber verhaltener: „Vor Thüringentag in Gotha: Korruptionsvorwürfe bei Kultourstadt“. Welche Vorwürfe das sind, wird nicht ausgeführt.
Korruptionsvorwürfe hatte bis dahin niemand formuliert. Groeneveld ist der erste, der dieses Thema anspricht. Dabei kann von wirklichem Investigativjournalismus bei ihm keine Rede sein. Sein Artikel enthält zahlreiche Ungenauigkeiten und Fehler. Argumentativ hält er sich präzise an das Muster, das Enrico Heß auch anderen gegenüber genutzt hat: sein überragendes Zwischenzeugnis, aus dem ausführlich zitiert wird. Durchweg werden Sachverhalte bei Business Insider so verkürzt und gleichzeitig zugespitzt, dass ein komplett anderer Eindruck entsteht als der, der sich anderen unbeteiligten, aber kritischen Beobachtern von außen zeigt. Zum Krimi wird zurzeit gar nichts.
Journalistisch interessant ist, dass Groeneveld peinlich darauf achtet, keine Formulierungen zu verwenden, die in irgendeiner Weise justiziabel sind. Strafrechtlich belangen könnte man ihn nicht. Eine Gegendarstellung zu fordern und durchzusetzen, wird nicht gelingen. In dieser Hinsicht versteht er sein Handwerk.
Business Insider behauptet: „Heß‘ plötzliche Freistellung ist nur eine Episode eines Machtkampfes, der seit Monaten rund um den Thüringentag ausgetragen wird.“ Die Sachlage ist komplett anders. Zentrale Figur dabei: Candy Wetterhahn.
Candy Wetterhahn war seit 2016 Mitarbeiter bei der KulTourStadt Gotha GmbH. Im August letzten Jahres wird ihm von Enrico Heß gekündigt. Vorausgegangen war, dass Wetterhahn von Heß Entscheidungsbefugnisse gefordert hatte, die er für das Alltagsgeschäft der Organisation des Thüringentags brauchte – weil sein Chef Heß keine Entscheidungen traf, wie wir heute wissen. Wetterhahn ging es um Sachfragen und Organisation – aber nicht um Macht. Diese Unterscheidung wird im Business Insider nicht vorgenommen. Auch OB Kreuch ist in keiner Weise in irgendeinen Machtkampf verwickelt, der von Groeneveld herbeigeschrieben wird. Er ist gewählter Oberbürgermeister. Er muss nicht mit dem Angestellten Heß kämpfen.
Zwei weitere Punkte werden im Business Insider aufgeführt – wieder verkürzt, zugespitzt und ohne den notwendigen Zusammenhang. Zur Sachlage: Seit mehr als 20 Jahren organisiert Wetterhahn Feste in Gotha und übernimmt im Auftrag der örtlichen Brauerei auch den Getränkeausschank. Seit 2010 macht er das in Verbindung mit städtischen Festen. Dieser Sachverhalt ist vor Ort hinlänglich bekannt. Er wurde im nichtöffentlichen Teil des Gothaer Stadtrats wie auch im Aufsichtsrat diskutiert und war Inhalt von Bürgeranfragen. Durchweg konnte deutlich gemacht werden, dass es dabei keinen Interessenkonflikt zwischen der KulTourStadt Gotha GmbH, der Stadt Gotha und Wetterhahn gibt. Heß selbst war das alles bekannt – und es wurde von ihm bis Mitte 2024 gebilligt.
Josh Groeneveld konstruiert daraus nun einen Machtmissbrauch, den er vollmundig meint, aufdecken zu können. Er nennt das Korruption. Er bezieht sich dabei ausführlich auf eine GmbH, die von der Lebensgefährtin von Candy Wetterhahn geführt wird, den Gothaer Veranstaltungsservice. Warum Groeneveld alles so zuspitzt, bleibt sein Geheimnis. In Wahrheit sind das stadtbekannte Tatsachen, die schon lange niemanden mehr aufregen, weil sie geklärt und öffentlich sind.
Es gibt einen anderen Aspekt, den man vielleicht als Korruption darstellen könnte, der es aber nicht ist. Als 2023 die Europeade in Gotha zum zweiten Mal stattfand, sah die Stadt sich nicht in der Lage, das internationale Fest selbst auszurichten. Deshalb wurde die gesamte Organisation an den Thüringer Landestrachtenverband e. V. übergeben. Wir fragten bei der Pressestelle der Stadt Gotha dazu nach und bekamen von Oberbürgermeister Knut Kreuch folgende Antwort:
„Der Gothaer Veranstaltungsservice hat auf der vom Thüringer Landestrachtenverband e. V. veranstalteten Europeade 2023 in Gotha auf eigene Rechnung die Bewirtschaftung der Märkte und die Bereitstellung der Versorgungsunternehmen übernommen. Zur Durchführung der 58. Europeade 2023 hat der Gothaer Veranstaltungsservice einmalig 20.000 € für die Europeade an den Verband gezahlt. Veranstalter der 58. Europeade war nicht die Stadt Gotha oder die KulTourStadt Gotha GmbH, sondern der private Thüringer Landestrachtenverband e.V.. Dessen Einnahmen sind auch sonst weder ein Geheimnis noch Anlass für Pressemitteilungen.“
Warum ist uns diese Stellungnahme wichtig? Weil sie etwas offen und klar benennt, was Josh Groeneveld gerne als Geheimnis verraten würde. Es ist völlig in Ordnung, wenn eine solche Ausschankgenehmigung auch bezahlt wird. Schließlich kann man, wenn man sein Geschäft versteht, bei solch einer großen Veranstaltung auch Gewinne generieren. Deshalb ist das keine Korruption, kein Machtmissbrauch, keine Vorteilsnahme. Es ist ein Geschäft.
Ermittelt das LKA?
Und dann kommt bei Josh Groeneveld das LKA ins Spiel. Nein, das Landeskriminalamt hat nicht von sich aus Ermittlungen aufgenommen. Doch schauen wir genauer hin. Candy Wetterhahn installiert nach seiner Einsetzung in seinem Büro bei der KulTourStadt Gotha GmbH ein Wildtierkamera. Nein, richtig geschickt ist das nicht, zulässig ist das auch nicht. Protokolliert wird das anschließend vom Pressesprecher des Thüringentags, Maik Schulz, und einer Zeugin. Bilder dieser Kamera werden später zeigen, wie eine Person (Name ist der Redaktion bekannt) in diesem Zimmer aktiv ist.
Business Insider konstruiert daraus in einem ersten Satz die Überwachung aller Geschäftsräume bei der KulTourStadt Gotha GmbH. Im Folgesatz wird nur noch auf das Geschäftsführerzimmer verwiesen, was jetzt von Candy Wetterhahn genutzt wird. Schließlich ist er Generalbevollmächtigter auch des Thüringentags. Solche Ungenauigkeiten haben Methode. Die Lesermeinung soll in eine bestimmte, emotional aufgeladene Richtung gelenkt werden. Man kann das ruhig vorsätzliche Manipulation nennen.
Bis jetzt gibt es leider keine offizielle Stellungnahme der Stadt Gotha zu diesem Sachverhalt. Sie wäre wichtig gewesen, um Klarheit zu schaffen – und vielleicht auch die Gemüter zu beruhigen. Ehrlichkeit und Transparenz sind schon immer die besten Mittel gegen Gerüchte gewesen.
Und wie kommt das LKA dabei ins Spiel? Auf einer Internetseite des MDR Thüringen wird der Bericht vom Business Insider aufgegriffen und mit einer eigenen Recherche erweitert. „Oberbürgermeister Knut Kreuch sagte MDR THÜRINGEN, dass sich die Stadt beim Datenschutzbeauftragten des Landes selbst angezeigt habe … Kreuch betonte, dass das Büro von Wetterhahn kein öffentlicher Raum ist. Trotzdem sei ihm die Aktion aus Datenschutzgründen am Ende ‚zu heiß‘ gewesen. Deshalb die Selbstanzeige.“
Auf unsere Nachfrage äußern sich dazu weder das LKA noch die Erfurter Staatsanwaltschaft. Das war zu erwarten, weil über laufende Verfahren niemals berichtet wird – auch nicht, ob man überhaupt ermittelt.
Pech also für den Business Insider. Die Selbstanzeige nimmt aus der ganzen Sache die Luft raus. Groeneveld ist dieser Sachverhalt nicht bekannt oder er verschweigt ihn bewusst. Er passt nicht in seine Krimi-Erzählung rund um den Thüringentag. Ist er vielleicht doch nur ein Business Outsider?
Es gibt noch zahlreiche andere Konstruktionen in diesem scheinbaren Enthüllungsbericht. Sie orientieren sich nicht an Tatsachen, sondern an der eigenen Logik, an bewussten oder unbewussten Falschaussagen, an Unkenntnissen und an der durchgängigen Absicht, einen Schuldigen zu benennen: Candy Wetterhahn. Unserer Kenntnis nach hat Business Insider noch zwei weitere Emails an die Stadt Gotha mit Fragen geschickt. Skandale sind auch dabei nicht offenbar geworden.
Doch in einer Hinsicht erreicht dieser Bericht genau das, was er will: Verunsicherung, Empörung, Schuldzuweisung, Skandalgerede. Er passt damit wunderbar in das Drehbuch, das sich vielleicht auch Enrico Heß wünscht. Schließlich könnte er so seine Reputation retten wollen.
Doch zum Glück lassen sich nicht alle Menschen von ihm einschüchtern. Von den 36 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die während seiner Geschäftsführerzeit aus unterschiedlichen Gründen die KulTourStadt Gotha GmbH verlassen haben, hatte nur einer den Mut und die Bereitschaft, sich seinem manipulativen Mitarbeiterumgang entgegenzustellen: Candy Wetterhahn. Fluktuation bei Mitarbeitern ist normal, aber in diesem Ausmaß ziemlich ungewöhnlich. Business Insider verdreht auch an dieser Stelle die Tatsachen und lastet sie Candy Wetterhahn an.
Gibt es Fakten, die bislang dem Autor dieses Artikels nicht bekannt geworden sind? Das kann sein. Sollten neue Tatsachen zum Vorschein kommen, werden wir sie überprüfen, einordnen und vielleicht darüber berichten, sollten sie unseren derzeitigen Erkenntnissen deutlich widersprechen. Zurzeit kennen wir dafür nicht die geringsten Anhaltspunkte.
Fazit
Der Krimi von Gotha ist keiner. Es ist eine Summe unschöner, manchmal auch ungeschickter Verhaltensweisen und ganz viel Normalität. Doch in seinem Kern ist es eine 22 Monate während Untätigkeit eines Geschäftsführers, der ein Zwischenzeugnis dafür nutzt, sich quasi heilig zu sprechen und anderen Schuld zuzuweisen. Der es versteht, konsequent und sehr überzeugend immer wieder zu behaupten, dass er alles im Griff habe.
Noch im Oktober 2024 hatte er in einer Pressekonferenz des Oberbürgermeisters öffentlich gesagt, dass die Vorbereitungen zum Thüringentag bestens laufen würden. Doch schon zu diesem Zeitpunkt war zum Beispiel der Sponsorenvertrag mit Paulaner von Heß noch nicht unterschrieben worden, was er nicht sagte. Und der es immer wieder schafft, mit manipulativem Verhalten andere Menschen für seine Absichten zu gewinnen – auch wenn das auf Kosten der Wahrheit geht. Noch im Januar sagte er öffentlich, dass alles bestens bei den Vorbereitungen laufe.
Mitte Februar platzte dann die Bombe, OB Kreuch zog in letzter Minute die Reißleine und verfügte die Abberufung von Heß als Geschäftsführer. Es ist nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn der Thüringentag wenige Tag vor Beginn aus vielerlei Gründen nicht hätte genehmigt beziehungsweise durchgeführt werden können.
Wir alle sollten uns nicht an herbeigeredeten Skandalberichten erregen, sondern uns vielmehr auf einen Thüringentag freuen, der für Gotha ein wichtiges Ereignis ist. So wie es aussieht, stehen mit Candy Wetterhahn und seinem Team die Aussichten wieder auf Erfolg. Dass sie dabei unermesslich viele Dinge klären und abarbeiten müssen, wissen wir.
Dr. Bernd Seydel
Transparenzhinweis: Maik Schulz, der Geschäftsführer des MSB Verlages, welcher auch dieses Webangebot herausgibt, arbeitet vom 1. Januar bis zum 4. Mai 2025 als Pressesprecher für den Thüringentag. Deshalb hat er die Berichterstattung über den Thüringentag und die dafür verantwortliche Kultourstadt Gotha GmbH an Bernd Seydel abgegeben, der diese autark und selbstständig für den Verlag verantwortet.
Kommentar von Bernd Seydel
Meine Leidenschaft für die Unabhängigkeit
Maik Schulz, der Herausgeber des „Oscar am Freitag“ und zurzeit Pressesprecher des Thüringentags 2025, hat die Berichterstattung darüber an mich übergeben. Warum? Ganz einfach: Weil er weiß, dass ich meine Arbeit als unabhängiger und selbständiger Journalist ernst nehme. Ich habe den Auftrag angenommen, weil ich zu einhundert Prozent weiß, dass er nicht unzulässig in meine Texte eingreifen wird. Ich habe die Aufgabe und zugleich die Verantwortung dafür übertragen bekommen – und sie angenommen.
Danach begann das, was ich immer als Journalist tue: Sorgfalt prägt meinen Arbeitsstil. Das fordert nebenbei auch das Thüringer Pressegesetz. Ich habe keine Lust auf Verfälschung, auf Manipulation oder Bevorzugung. Ich schaue so genau hin wie möglich. Ich will die Fakten kennen und von Tatsachen schreiben. Wenn mir einer sagt: „Das sage ich Ihnen nicht“, geht das fast immer ungünstig für ihn aus. Mein Netzwerk in Gotha und in der Region ist gut. Irgendeiner erzählt mir dann mehr zum Sachverhalt. Das wird geprüft, danach kann ich es veröffentlichen.
„Und wer hat dir das erzählt“, fragt man mich immer wieder. Schlagartig verstumme ich. Der sogenannte Quellenschutz ist mir heilig. Er ist die nicht zu diskutierende Grundlage meines journalistischen Recherchierens. Niemals, wirklich niemals werde ich meine Quelle verraten, deren Informationen mit Namensnennung weitergeben oder mir sonst irgendwelche Indiskretionen erlauben.
Kann ich mich irren? Ja sicher, wie jeder Mensch. Neue Fakten, neue Zusammenhänge, neue Schlussfolgerungen – wenn ich mehr und Genaueres weiß, korrigiere ich mich und sage das auch. Wo ist das Problem?
Kenne ich alles in Sachen Kultourstadt, OB Kreuch, Heß und Wetterhahn? Ganz sicher nicht. Doch wenn etwas Neues ans Licht kommt, werde ich es in meine Berichte einbeziehen.
Im Kinderbuch „Benjamin Blümchen“ gibt es die rasende Reporterin Karla Kolumna. Sie sagt einen Satz, den ich gerne selbst gesagt hätte: „Ich weiß alles. Sie müssen es mir nur erzählen.“
Zum Bild: Candy Wetterhahn (rechts) und Knut Kreuch bei der ersten Pressekonferenz nach der Ablösung von Enrico Heß.