Kreistagsfraktion von SPD und Grünen legt Vorschläge für neuen Nahverkehrsplan vor

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Wie kann ein für den Landkreis Gotha und die Einwohner des Kreises dauerhaft bezahlbarer aber auch attraktiver und flächendeckender öffenlicher Personennahverkehr erreicht werden? Mit dieser Frage haben sich die Mitglieder der Kreistagsfraktion SPD-Bündnis 90/Die Grünen in den vergangenen Wochen intensiv beschäftigt. Nun wurden durch die eigens eingesetzte Arbeitsgruppe der Fraktion die Ergebnisse präsentiert, die nach dem Willen der Sozialdemokraten und Grünen im Kreistag in den Nahverkehrsplan des Landkreises einfließen sollen.
„Der Nahverkehrsplan hat Programmcharakter für die kommenden Jahre. Deshalb ist es wichtig, nicht nur eine Bestandsanalyse zu erstellen, sondern auch Ideen für die Fortentwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs im Landkreis zu entwickeln. Das haben wir getan“, so Stefan Schambach, Vorsitzender der Kreistagsfraktion von SPD-Bündnis 90/Die Grünen.
Fast 20 Vorschläge zur Änderung des Nahverkehrsplans und für eine Weiterentwicklung des ÖPNV im Landkreis Gotha werden mit dem vorgelegten Antrag der rot-grünen Kreistagsfraktion unterbreitet.
So soll in Zukunft beispielsweise die kreisübergreifende Zusammenarbeit verbessert werden. „Es kann doch nicht sein, dass der Rennsteig oder Kreisgrenzen für den Busverkehr fast unüberwindbare Barrieren sind. Hier muss endlich mehr über den eigenen Tellerrand geschaut werden“, fordert Schambach. Für den Rennsteig schlägt seine Fraktion vor in Zusammenarbeit mit den anderen Anliegerkreisen einen „Nahtbus“ zu etablieren, der die touristischen Orte links und rechts des Rennsteigs und die Wanderhaltestellen in Kämmnähe miteinander verbindet.
Nach der Stilllegung der Ohratalbahn ist die einstmals gute Anbindung der südöstlichen Kreisregion an das Bahnnetz und in den Ilmkreis verloren gegangen. Schambach fordert eine Verlängerung von Gothaer Buslinien bis zum Gräfenrodaer Bahnhof. Im Gegenzug könnte man dem Wunsch des Ilmkreises nachkommen, eine Buslinie bis nach Ohrdruf zu führen, da viele Menschen der Region im Gewerbegebiet Erfurter Kreuz nahe Arnstadt arbeiten.
Im Nord-Osten des Kreises gelte es eine bessere Anbindung an die Landeshauptstadt Erfurt und an das Gewerbegebiet Erfurter Kreuz zu erreichen. Und zur besseren Anbindung des Hainich aus dem Landkreis Gotha wird die Fortentwicklung der Buslinie 821 – die heute von Gotha über Sonneborn nach Wolfsbehringen führt – zur „Gothaer Hainich-Linie“ vorgeschlagen. Dazu soll die Linie nicht nur bis zum Wildkatzendorf Hütscheroda und zur Thiemsburg im Hainich verlängert werden. Sie soll auch von Ostern bis zum Reformationstag an den Wochenenden angeboten werden, was zugleich die Wochenendanbindung der von der Linie tangierten Orte verbessert.
Die Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr an den Wochenenden ist für SPD und Grüne ein sehr wichtiges Thema. „Aus unserer Sicht gehört auch das zur Daseinsvorsorge. Deshalb schlagen wir Ruftaxis vor, dort wo es nicht wirtschaftlich ist, einen großen Bus hinfahren zu lassen“, so Schambach. Aus seiner Sicht sollte geprüft werden, inwiefern hier auch Kapazitäten der Taxiunternehmen der Region mit genutzt werden können. „Ich kann mir vorstellen, dass solche Modelle Vorteile für beide Seiten bringen“, so der SPD-Kommunalpolitiker.
Der Einsatz für ein Schüler- und Azubi-Ticket im Verkehrsverbund Mittelthüringen – dem auch der Kreis Gotha angehört – die Einführung eines Fahrgastbeirates bis spätestens zur Neuvergabe der Verkehrsleistungen im Kreis Gotha im Jahr 2019 sowie die Verbesserung der Möglichkeiten der Fahrradmitnahme sind weitere rot-grüne Vorschläge zur Verbesserung des Nahverkehrs im Landkreis Gotha.
Da der Landkreis Gotha nur über mehr Fahrgäste seinen ÖPNV finanziell stabilisieren kann, fordert die rot-grüne Kreistagsfraktion eine stärkere Vermarktung der angebotenen ÖPNV-Leistungen über eine professionell angelegte dauerhafte Informationskampagne. „Wir haben einen guten Nahverkehr im Landkreis Gotha. Allerdings sind die Möglichkeiten, die sich dadurch für die Bürger und für Touristen bieten, noch zu wenig bekannt. Durch mehr Information müssen wir es den Menschen noch leichter machen, das Auto einfach mal stehen zu lassen und Bus und Straßenbahn zu nutzen. Dafür brauchen wir endlich ein schlüssiges Gesamtkonzept und mehr öffentliche Aufmerksamkeit für unseren ÖPNV“, so Schambach, der hierfür eine enge Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband Thüringer Wald – Gothaer Land sowie dem Regionalverbund Thüringer Wald einfordert.