An die friedliche Übernahme der Gothaer Stasi-Zentrale in der Helenenstraße 4 vor 25 Jahren erinnern am Donnerstag, 4. Dezember, eine Lesung vor Ort sowie am Abend eine Podiumsdiskussion mit Zeitzeugen und Schülern in der Kooperativen Gesamtschule (Reinhardsbrunner Str. 19). Beide Veranstaltungen sind kostenfrei und jedermann zugänglich. Nach der Ausstellung in der Kreissparkasse Gotha und dem Konzerterlebnis in der Augustinerkirche beschließen sie den Reigen des Gedenkens an ein Vierteljahrhundert friedliche Revolution.
Den Auftakt markiert am 4. Dezember die Lesung in der einstigen Stasi-Zentrale und heutigen Kreismusikschule Louis Spohr um 11 Uhr. Der Autor Martin Jankowski liest aus seinem Roman „Rabet oder Das Verschwinden einer Himmelsrichtung“ sowie aus dem Sachbuch „Der Tag, der Deutschland veränderte – 9. Oktober 1989“. Letzteres bezieht sich auf die Ereignisse in Leipzig an jenem schicksalhaften Tag. Trotz Gewaltandrohung gingen damals 70.000 Menschen nach dem Friedensgebet in der Nikolaikirche auf die Straße. Warum es friedlich blieb, erklärt Jankowski minutiös. Der Autor verbrachte in Gotha seine Kindheit und Jugend, legte hier 1983 sein Abitur ab und arbeitete zeitweise als Fremdenführer auf Schloss Friedenstein. Ende der 80er Jahre in Leipzig wohnhaft, unterlag Jankowski einerseits Repressalien wie Auftrittsverboten und Bespitzelung hautnah, fand dafür andererseits früh den Kontakt zur Friedensbewegung und erlebte die entscheidenden Ereignisse in der Messestadt hautnah mit. Martin Jankowski arbeitet und lebt heute als freier Autor in Berlin.
Am Abend ab 18 Uhr kommen in der Kooperativen Gesamtschule Herzog Ernst Zeitzeugen von 1989 und Abiturienten von heute miteinander ins Gespräch. Ihre Teilnahme zugesagt haben unter anderem Superintendent i. R. Eckardt Hoffmann, Regelschulleiterin Sabine Geißler oder der Unternehmer Harald Ipolt, der als junger Mann wegen einer mutigen Meinungsäußerung verhaftet wurde. Die Moderation der Diskussionsrunde übernimmt Gerlinde Sommer, die stellvertretende Chefredakteurin der Thüringischen Landeszeitung. „Ich hoffe auf einen regen Zuspruch zu beiden Angeboten“, sagt Landrat Konrad Gießmann. Schließlich dürfe nicht vergessen werden, warum und wofür die Menschen 1989 auf die Straßen gegangen sind.
Tipp: Do., 04.12., 11 Uhr: Lesung mit Martin Jankowski, Kreismusikschule in der Helenenstr. 4, Gotha
Do., 04.12., 18 Uhr: Podiumsdiskussion in der Aula der Kooperativen Gesamtschule Herzog Ernst, Reinhardsbrunner Str. 19, Gotha
