Moderne Schatzsuche

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Moderne Großstädter unserer Zeit haben selten die Chance einen Schatz zu entdecken. Es sei denn, sie haben sich dem „Geocaching“ verschrieben – eine Art moderne Schatzsuche und Schnitzeljagd in einem.

Auch René Keil ist ein „Geocacher“. Der 33-jährige Versicherungsfachmann sucht und versteckt seit knapp zwei Jahren Gefäße in der freien Wildbahn. Denn nichts anderes ist „Geocaching“: Irgendjemand versteckt irgendwo Dosen, die mit einem Logbuch und kleinen Tauschgegenständen gefüllt sind. Das Versteck wird in Form von Koordinaten im Internet veröffentlicht. Dies lesen andere und machen sich mittels eines GPS-Gerätes auf die Suche danach. Ist das Versteck gefunden, tauschen sie den Inhalt der Dose und vermerken im Logbuch, dass sie da waren. Die Dose bleibt anschließend an der selben Stelle für den nächsten „Geocacher“. Klingt erstmal nicht so spektakulär, aber dennoch liegt „Geocaching“ total im Trend, auch in Deutschland steigt die Zahl der Schatzsuchenden kontinuierlich an.

Für René Keil und wahrscheinlich die meisten anderen „Geocacher“ zählt dabei vor allem der Spaß im Freien und unterwegs zu sein – und der Reiz am Abenteuer. „Man kommt an Orte, die man früher nicht einmal zur Kenntnis genommen hat“, so der Jenaer. „Die Caches, also die Schätze, können nämlich an ganz normalen Stellen versteckt sein – aber auch im Wasser oder im unwegsamen Gelände.“ Wieder andere Caches sind nur durch ein Rätsel, welches man vorab lösen muss, zu entdecken. Es gibt sogenannte Event-Caches und auch Nacht-Caches. Die mag René Keil besonders wegen der speziellen Atmosphäre und dem Gruselfaktor.

„Geocaching“ ist ein ziemliches junges Hobby; erst seit elf Jahren kann man es betreiben: Im Jahr 2000 wurde die künstliche Ungenauigkeit des, eigentlich von US-Amerikanern für Kriegszwecke entwickelten, GPS-Systems abgeschaltet. Nun konnten auch Zivilisten, statt wie bisher auf 100 Meter, auf zehn Meter genau das Satelliten-Navigations-System nutzen. Das feierte der US-Amerikaner Dave Ulmer auf ganz besondere Weise: Er versteckte eine Dose mit allerlei Dingen und veröffentlichte die Koordinaten im Internet. Die Geburtsstunde des „Geocaching“! Binnen weniger Tage wurde der Cache gefunden – und wieder versteckt. Überall auf der Welt werden seitdem Dinge verborgen und wiedergefunden. Neben einer guten Taschenlampe – vor allem für Nacht-Caches ein Muss! – benötigt ein Schatzsucher GPS-Geräte und natürlich Tauschgegenstände. „Das können z.B. Figuren aus dem Ü-Ei sein“, erklärt René Keil. Für den vierfachen Familienvater ist „Geocaching“ einfach eine schöne Abwechslung und ein guter Ausgleich zum manchmal stressigen Familien- und Berufsleben. Und manchmal begleitet ihn auch seine Frau auf den Touren.

René Keil empfiehlt übrigens allen Neu-„Geocachern“, als Suchende anzufangen. „Selber Caches zu verstecken, sollte man erst mit etwas Erfahrung machen.“ Denn es gibt einige Regeln, die zu beachten sind: Beispielsweise dürfen die Schätze nicht unter der Erde versteckt sein.

Wer Interesse an diesem außergewöhnlichen Hobby bekommen hat: In Jena finden regelmäßig Stammtische statt. Weitere Infos gibt es auch unter: www.geocaching.com.

Gespräch: Katja Vollenberg

Publiziert: 11. Mai 2011; erschienen in der aktuellen Sport-Ausgabe von Oscar am Freitag

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