NABU Thüringen stellt Dreistufenplan zum Hochwasserschutz vor

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Im Vorfeld einer Sondersitzung der Umweltministerkonferenz zum Thema Hochwasser am 2. September in Berlin, stellt der NABU Thüringen einen Stufenplan zum Hochwasserschutz für Thüringen vor. Die Naturschützer fordern Thüringens Umweltminister Jürgen Reinholz, den Vorsitzenden der Konferenz auf, die Weichen in Richtung eines nachhaltigen Hochwasserschutzes zu stellen.

Das Hochwasser vom Frühsommer 2013 richtete einen verheerenden Schaden an. Der Schock sitzt bei den betroffenen Gewässeranliegern immer noch sehr tief und der materielle Schaden, den einige erlitten haben, ist immens. Katastrophen wie diese bieten aber auch Zeit für großes Theater: „Säcke schleppende Minister und große Versprechen von Politikern.

Es war viel die Rede von naturnahem Hochwasserschutz. Die Worte glichen stark den Vorsätzen nach dem Hochwasser 2002. Der Umgang mit den Bächen, Flüssen und ihren Auen sah jedoch in den Jahren dazwischen ganz anders aus: Es wurden weitere Flächen versiegelt, Gewässer begradigt, Auen aufgefüllt und Landschaftselemente abgeholzt,“ stellt Martin Schmidt, Vorstandsmitglied und Gewässerexperte des NABU Thüringen, fest.

Nach Ansicht des NABU verschärfte die einseitige Umsetzung technischer Maßnahmen sowie das zaghafte Vorgehen bei der Umsetzung von naturnahem Hochwasserschutz die verheerenden Auswirkungen des Hochwassers.

Damit es jetzt nicht wieder bei den einfachen Lippenbekenntnissen der Politiker bleibt, hat der NABU Thüringen einen Stufenplan zum nachhaltigen Hochwasserschutz erstellt. „Auch in Thüringen gibt es aus unserer Sicht Defizite beim Schutz vor Hochwasser und es wird zu häufig auf technische Maßnahmen, wie zum Beispiel Gewässerausbau gesetzt. Die Wassermassen werden hierdurch im Oberlauf der Flüsse nur beschleunigt und der Pegelstand steigt im Unterlauf und dann teilweise außerhalb Thüringens künstlich in die Höhe. Was uns fehlt
sind genügend Wasserrückhalteflächen in Auenbereichen“, fordert Schmidt.

Der Plan des NABU zum nachhaltigen Hochwasserschutz gliedert sich innerhalb der nächsten 50 Jahre in drei Stufen. In der ersten Stufe soll es vor allem keine Neubebauung in Überschwemmungsgebieten mehr geben, Bachbegradigungen sowie ähnliche Maßnahmen der Abflussbeschleunigung müssen gestoppt werden und es darf zu keinerlei Reduzierung von natürlichen Überflutungsbereichen mehr kommen.

In den weiteren Schritten fordert der NABU unter anderem den Rückbau von Deichen, die nicht dem Schutz von Bebauung oder Infrastruktur dienen und die Etablierung von Entwicklungskorridoren entlang der Gewässer in denen eine naturnahe und eigendynamische Gewässerentwicklung Vorrang vor allen anderen Nutzungen hat. Martin Schmidt sagt: „Letztendlich brauchen unsere Flüsse wieder genügend Raum mit einer naturnahen Auenlandschaft. Nur so lässt sich Hochwasserschutz langfristig kosteneffizient verwirklichen.“ Minister Reinholz hat es in der Hand mit gutem Beispiel voran zu gehen und den in Thüringen vorhandenen Planungen zu
Deichrückverlegung, die erforderliche politische Rückendeckung sowie personelle und finanzielle Ausstattung zu geben.

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