Pharmazeuten der Uni Jena identifizieren mit Kollegen aus Mainz und Wien den Wirkmechanismus des Naturstoffs

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Der in Rotwein vorkommende Naturstoff Resveratrol hemmt die Bildung von Entzündungsfaktoren, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen. Das fand ein Forscherteam der Universitätsmedizin Mainz in Kooperation mit Wissenschaftlern der Universität Jena und der Universität Wien heraus. Die Forschungsergebnisse wurden im Wissenschaftsmagazin Nucleic Acids Research publiziert (DOI: 10.1093/nar/gku1033).

Obwohl unsere Nachbarn in Frankreich fettreiches Essen lieben, leiden sie seltener an Herzerkrankungen als wir Deutschen. Grund für dieses sogenannte „French Paradox“ könnte der häufigere Rotweingenuss der Franzosen sein: Wie verschiedene Studien in der Vergangenheit bereits gezeigt haben, weist der in Rotwein enthaltene Naturstoff Resveratrol eine schützende Wirkung vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf. Die genauen Wirkzusammenhänge blieben bislang jedoch unklar.

Einem Forscherteam der Universitätsmedizin Mainz, der Universitäten Jena und Wien ist nun der Nachweis jedoch gelungen, dass zumindest ein Teil der schützenden Wirkung durch Resveratrol auf der verminderten Bildung von Entzündungsfaktoren beruht. Konkret fanden die Wissenschaftler heraus, zu denen auch Prof. Dr. Oliver Werz von der Uni Jena und sein Team gehören, dass der Naturstoff Resveratrol an das sogenannte „K-homology splicing regulatory protein“ – kurz KSRP – bindet und es dabei aktiviert. KSRP verringert wiederum die Stabilität von Molekülen, die für die Bildung von entzündlichen Mediatoren gebraucht werden und hemmt so deren Entstehung.

Prof. Werz erklärt, wie er und seine Kollegen KSRP als Angriffsziel für Resveratrol identifiziert haben: „Mithilfe einer synthetisierten ,Resveratrol-Angel‘ der Wiener Kollegen konnten wir das KSRP als bindendes Protein aus einem zellulären Proteingemisch herausfischen.“ Dieses sogenannte target-fishing hat den Jenaer Pharmazeuten schon häufig wertvolle Hinweise bei der Aufklärung von Wirkmechanismen verschiedener Arzneistoffe liefern können.

„Wir wissen jetzt genauer, wie Resveratrol die Bildung von Entzündungsfaktoren hemmt, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen. Das ist eine wichtige Entdeckung vor dem Hintergrund, dass neuere Forschungen belegen, dass Herzkreislauferkrankungen sehr stark durch Entzündungsprozesse im Körper vorangetrieben werden“, sagt Studienleiterin Prof. Andrea Pautz aus Mainz. Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall treten so gehäuft bei chronisch entzündlichen Erkrankungen (wie dem Rheuma) auf. Der Naturstoff Resveratrol hat also insbesondere bei entzündlichen Erkrankungen, die mit einer starken Schädigung des Herz-Kreislauf-Systems einhergehen, ein großes therapeutisches Potenzial.

Original-Publikation:
Bollmann F. et al. Resveratrol post-transcriptionally regulates pro-inflammatory gene expression via regulation of KSRP RNA binding activity, Nucleic Acids Research (2014), doi: 10.1093/nar/gku1033

H&H Makler