Preis geht an den Organist der Friedlichen Revolution

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Seit dem Jahr 1997 ehrt die Stadt Gotha Bürger im Ehrenamt mit der Verleihung der „Myconius-Medaille“. Namensgeber der Auszeichnung ist der Reformator Friedrich Myconius, von Martin Luther selbst zum ersten Superintendenten Deutschlands ernannt, der maßgeblich und bis heute nachwirkend die soziale, wirtschaftliche, kulturelle und geistige Entwicklung Gothas im 16. Jahrhundert bestimmte.

Im 25. Jahr der Deutschen Einheit und des Jubiläums „25 Jahre demokratischer Stadtrat zu Gotha“ wird auch die fünfundzwanzigste Persönlichkeit mit der „Myconius-Medaille“ geehrt. Preisträger der hohen Auszeichnung ist der in Gotha sehr geschätzte Kirchenmusikdirektor, Komponist, Organist, Buchautor und Chorleiter Uthmar Scheidig. Der am 12. Januar 1945 in Naumburg geborene Preisträger kam am 5. Oktober 1984 mit seiner Frau Renate aus Bad Frankenhausen nach Gotha. Das Ehepaar hat zwei erwachsene Kinder.

Als Gothaer Kirchenmusikdirektor, in Nachfolge von Konrad Bräutigam, war er beruflich Musiker und Organist, im Ehrenamt brachte er dabei wiederentdeckte Werke Gothaer Komponisten zur Aufführung, schrieb und arrangierte kleine Kompositionen. Im Ehrenamt forschte er in der Gothaer Musikgeschichte und hat das Standartwerk „Orgeln der Superintendantur Gotha“ herausgegeben. Nicht nur Orgeln faszinieren den Preisträger, er ist auch ein begnadeter Chorleiter. Jahrzehntelang stand er am Pult des Bachchores der Stadt Gotha, mit dem er gewaltige Oratorien und Musikwerke zur Aufführung brachte. Gothas alljährliche Beteiligung an den Thüringer Bachwochen ist eine seiner Glanzleistungen. Kurz nach dem Eintritt in den „Unruhestand“ vor 5 Jahren, übernahm er die Leitung des Seniorenchores Gotha, eines wichtigen sozialen Generationen-Projektes. Für die Chorarbeit erarbeitete er die Choreografien, dirigierte und organisierte alle Auftritte.

1989 ist Uthmar Scheidig mutig ans Manual der Orgel der Schlosskirche Gotha getreten und brachte am Weltfriedenstag seine Komposition der Einheit Deutschlands zur Aufführung. Ein Musikstück, in dem die Hymnen des geteilten Deutschlands verschmolzen, gab den Menschen Mut zu Friedensgebeten und Hoffnung, die Diktatur des Proletariats zu überwinden.
Im 25. Jahr der Friedlichen Revolution in Deutschland, des Mauerfalls und der Einheit des Vaterlandes durch die Überwindung der europäischen Teilung, hat sich Uthmar Scheidig als Komponist des „Gothaer Liedes zur Einheit“ ganz außergewöhnliche Verdienste erworben.
Als es galt den Gothaer zu finden, der unbelastet die erste demokratische Kommunalwahl leiten kann, übertrug der „Runde Tisch“ diese Aufgabe an Uthmar Scheidig, der die volle Garantie bot, dass die ersten freien Wahlen nach 1932 zu einem Siegeszug der Demokratie werden und geworden sind.

Uthmar Scheidig ist ein Familienmensch und so viel Zeit wie möglich verbringt er mit seiner Frau, die durch eine schwere Krankheit an den Rollstuhl gefesselt ist. Immer wieder sehen die Gothaerinnen und Gothaer ihren neuen Myconius-Medaillen-Preisträger, wie er mit seiner Frau zum Konzert in seine Margarethenkirche geht.

Kaum ausgezeichnet widmet sich Uthmar Scheidig schon wieder seinem nächsten Projekt. In einem Aufruf hat er sich an die Gothaer Öffentlichkeit gewandt, und wirbt um Spenden für die Sanierung der Glocken der Margarethenkirche, denn er will, dass die „Friedensglocken von Sankt Margarethen“ zum Reformationsjubiläum ihre Stimme wieder erheben können, um von der Gothaer Botschaft „Friede ernähret, Unfriede verzehret“ zu künden.

Viel Glück und beste Gesundheit unserem Myconius-Medaillen-Preisträger 2015 wünscht Knut Kreuch.