Rechnungshof übt Kritik an Umgang mit Forschungsbibliothek Gotha – Hey sieht sich bestätigt

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HEYlife, wenn Hey liest. Foto: privat

„Sehr bemerkenswert und hochinteressant“ findet Matthias Hey, Gothaer Landtagsabgeordneter, den Jahresbericht des Thüringer Rechnungshofes, der Anfang der Woche der Landesregierung und dem Parlament übergeben wurde. Zwar bemängelt der Rechnungshof dort die mangelhafte Begutachtung der „Sammlung Perthes Gotha“, bei der das Land 185.000 Karten, 120.000 Bibliotheksbände und 800 laufende Meter Verlagsarchiv ankaufte und dann wegen des zum Teil schlechten und verschmutzten Zustandes der Karten eine kostenintensive Nachbereitung der Sammlung mittels einer Reinigungsmaschine notwendig wurde, „viel wichtiger sind aber die Ausführungen des Rechnungshofs zur Bedeutung der Forschungsbibliothek“, so Hey.

Unter der Überschrift „Ein weißer Fleck auf der Landkarte der Forschung“ kritisiert der Rechnungshof nämlich in ungewohnter Deutlichkeit die Erschließung der einzigartigen Bibliotheksbestände für die Forschung. Die viertgrößte Bibliothek der frühen Neuzeit unter dem Dach des Schlosses Friedenstein ist seit nunmehr 13 Jahren der Universität Erfurt zugeordnet worden, „und das war damals keine sehr weise Entscheidung“, wie Matthias Hey betont. Er hatte deshalb bereits kurz nach seinem Einzug in den Thüringer Landtag die Diskussion mit Thüringens Kultusminister Matschie und dessen Staatssekretär Deufel gesucht, „und die Auseinandersetzung um eine fachlich gerechte Einordnung dieser einzigartigen Bibliothek in Thüringen ist noch nicht abgeschlossen“, meint der Gothaer Abgeordnete, „der Rechnungshof bestätigt mich in meiner Auffassung mehr als deutlich“, verweist Hey auf den nun vorliegenden Bericht.

Hier stellt der Rechnungshof insgesamt fünf Seiten lang lapidar fest, dass die Zuordnung der Gothaer Bibliothek an die Universität Erfurt eine weitere Zerschlagung der Sammlungen, auseinandergehende Entwicklungen und eine schlechte Koordinierung der wissenschaftlichen Aufbereitung mit sich brachte, wörtlich heißt es sogar weiter: „Das Potential der in der Forschungsbibliothek verwahrten Bestände ist somit für die Öffentlichkeit und Forschung insgesamt zu wenig sichtbar geblieben.“

Hey verweist auf die Besonderheit dieser Thematik, „es geht dem Rechnungshof nicht in erster Linie um nackte Zahlen oder verschwendetes Steuergeld, sondern hier setzt sich die oberste Kontrollbehörde der Landesregierung inhaltlich mit der Gothaer Bibliothek auseinander und stellt nun offiziell und Schwarz auf Weiß fest, dass die Bedeutung dieser Einrichtung für Thüringen und deutschlandweit nach wie vor völlig unterschätzt wird“, fasst Matthias Hey den Rechnungshofbericht zusammen. Den vom Rechnungshof aufgezeigten Lösungsansatz teilt Hey allerdings ausdrücklich nicht, im Prüfbericht wird nämlich eine engere Kooperation mit der Uni- und Landesbibliothek Jena (ThULB) gefordert.

„Uns bringt nur eines weiter: Wenn erkannt wird, dass die Forschungsbibliothek Gotha ein Alleinstellungsmerkmal besitzt und zukünftig als eigenständige Landeseinrichtung gefördert wird“, ist sich Hey sicher, „und zumindest die erste Hälfte dieses Weges dürfte nach Vorlage des Prüfberichts bereits gegangen sein“.