Rechtshistoriker Michael Stolleis ist neuer Gastprofessor am „Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts“ der Universität Jena

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Der langjährige Direktor des Frankfurter Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte, Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Michael Stolleis, ist im Wintersemester 2012/13 Gastprofessor am „Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts“ der Universität Jena.

Am Montag, dem 22. Oktober 2012, hält Prof. Stolleis um 18.15 Uhr einen öffentlichen Vortrag zum Thema „Rechtsstaat und Staatsunrecht im 20. Jahrhundert“ in den Rosensälen der Friedrich-Schiller-Universität.

Michael Stolleis, geboren 1941 in Ludwigshafen, studierte Rechtswissenschaft in Heidelberg, Würzburg und München und legte die juristischen Staatsexamina 1965 in Würzburg und 1969 in München ab. Seine Dissertation erschien 1972 unter dem Titel „Staatsraison, Recht und Moral in philosophischen Texten des späten 18. Jahrhunderts“. Die Habilitationsschrift „Gemeinwohlformeln im nationalsozialistischen Recht“ erschien 1974; im gleichen Jahr erhielt Stolleis den Ruf an die Goethe-Universität in Frankfurt am Main, wo er bis zu seiner Emeritierung Öffentliches Recht und Neuere Rechtsgeschichte lehrte. Von 1992 bis 2009 leitete er das dortige Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte, an dem er bis heute arbeitet.

Als Autor zahlreicher Veröffentlichungen zur deutschen Rechtsgeschichte, Juristischen Zeitgeschichte und Neueren Rechtsgeschichte hat sich Stolleis weit über Deutschland hinaus einen Namen gemacht. In den achtziger Jahren legte er mit „Recht im Unrecht“ (1988) eine Studie zur Rechtsgeschichte des Nationalsozialismus vor. Neben einigen Arbeiten zur Ideen- und Wissenschaftsgeschichte des öffentlichen Rechts, darunter „Staat und Staatsräson in der Frühen Neuzeit“ (1990) oder „Konstitution und Intervention“ (2001) entstand aus einem anderen Forschungsschwerpunkt der Grundriss „Geschichte des Sozialrechts in Deutschland“ (2003). In seinen jüngeren Veröffentlichungen befasst sich Michael Stolleis mit der Rechtsgeschichte der DDR und der Bundesrepublik, so etwa in „Sozialistische Gesetzgebung. Staats-und Verwaltungswissenschaft in der DDR“ (2009), „Herzkammern der Republik. Die Deutschen und das Bundesverfassungsgericht“ (2011) oder „Freiheit und Unfreiheit durch Recht“ (2011).

Mit seiner vierbändigen „Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland“ schuf Stolleis das bedeutendste Grundlagenwerk zur Rechtsgeschichte Deutschlands von 1600 bis 1990; der abschließende Band über die Zeit der deutsch-deutschen Teilung ist im Frühjahr 2012 erschienen. Sein aktueller Forschungsschwerpunkt, die Wissenschaftsgeschichte des öffentlichen Rechts der Bundesrepublik und der DDR, steht auch im Zentrum seiner Gastprofessur am „Jena Center“.

Für seine Publikationen wurde Stolleis mehrfach ausgezeichnet: 1991 erhielt er den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, 1995 den Forschungspreis der Jubiläumsstiftung der Schwedischen Reichsbank, 2000 den Preis der italienisch-schweizerischen Balzan-Stiftung und 2010 schließlich das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. Die Ehrendoktorwürde verliehen ihm die Universitäten Lund, Toulouse, Padua und Helsinki. Stolleis ist Mitglied der Akademien der Wissenschaft in Mainz, Berlin-Brandenburg und Göttingen, der National-Akademie Leopoldina in Halle/Saale, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, der Finnischen Akademie sowie der Königlich Dänischen Akademie der Wissenschaften und Literatur.


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