Soziologen der Uni Jena starten heute große Telefonbefragung der Bevölkerung in Ostthüringen

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Täglich viele Kilometer zur Arbeit fahren, hohe Leistungs- und Flexibilitätsanforderungen bei vergleichsweise niedrigen Löhnen und unsichere Beschäftigungsverhältnisse – über Jahre waren diese Bedingungen prägend für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Thüringen. 

 

In den letzten Jahren aber haben sich zumindest in einigen Branchen und Regionen die Verhältnisse deutlich geändert: Die positive Wirtschaftsentwicklung, der deutliche Rückgang der Arbeitslosigkeit und der demografische Wandel haben dazu geführt, dass immer häufiger über einen Mangel an qualifizierter Arbeitskraft geklagt wird. Teilweise sind es heute die Beschäftigten, die sich ihren Arbeitgeber aussuchen können. Insbesondere bei der Suche nach Fachkräften müssen die Unternehmen deshalb zunehmend versuchen, den veränderten Ansprüchen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gerecht zu werden. Was die Menschen in Ostthüringen von der Arbeit erwarten und welche Ansprüche an Arbeit von der Bevölkerung als besonders wichtig eingestuft werden, versuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena jetzt genauer herauszufinden. Dazu führen sie eine repräsentative Telefonbefragung der ostthüringer Bevölkerung durch. Ab heute (07. März) wollen die Jenaer Soziologinnen und Soziologen innerhalb von zwei Monaten etwa 3.000 Telefoninterviews führen. Dabei sollen u. a. Vorstellungen von guter Arbeit, Gestaltungswünsche bei Arbeitszeit und Flexibilität sowie Weiterbildungswünsche abgefragt werden. Weitere Themen betreffen die Region Ostthüringen sowie Meinungen zu Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

 

Die Befragung ist Teil des kürzlich gestarteten und durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojekts „Zukunftsfähiges Kompetenzmanagement – prospektiv, lebensphasenorientiert und regional flankiert (REBEKO)“ um Prof. Klaus Dörre. Der Inhaber des Lehrstuhls für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie und sein Team wollen bis 2018 gemeinsam mit Praxispartnern (darunter das Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie) Gestaltungslösungen für Unternehmen im Umgang mit dem demografischen Wandel entwickeln und ein regionales Kompetenznetzwerk aufbauen.

 

„Dabei geht es nicht nur um die Ansprüche der Fachkräfte“, macht Prof. Dr. Klaus Dörre deutlich. „Es geht generell darum, vorhandenes Arbeitskräftepotenzial besser zu erschließen, etwa durch eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, den sorgsamen, gesundheitsförderlichen Umgang mit der Arbeitskraft oder um die gezielte Entwicklung von Fachkräften durch Weiterbildung.“ Wie solche innovativen Strategien aussehen können, hängt jedoch maßgeblich von den Ansprüchen der Beschäftigten ab. Die groß angelegte Befragung soll dazu entscheidende Impulse für die Politik und Unternehmen der Region liefern. Diese könnten u. a. im gezielten Ausbau der Infrastruktur liegen.

 

„Die Umfrage nimmt etwa eine halbe Stunde in Anspruch. Wir würden uns über eine große Bereitschaft zur Beteiligung sehr freuen, denn desto genauer können wir das Meinungsbild in unseren Forschungsergebnissen abbilden“, sagt Projektmitarbeiterin Margrit Elsner.

 

Mehr Informationen zum Projekt sind zu finden unter: http://www.rebeko.uni-jena.de/

 

 

 

(Beitragsbild, Symbolbild: Per Telefon fragen Soziologen der Universität Jena die Menschen in Ostthüringen, welche Erwartungen sie an ihre Arbeit haben. Foto: Jan-Peter Kasper/FSU)

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