Spaziergang durch vier Jahrhunderte

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Jena (sh). Limnäus, Thibaut, Feuerbach, Rosenthal – Juristen kommen an diesen Namen nicht vorbei. Erst recht nicht, wenn sie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena studieren oder lehren. Seit ihrer Gründung 1558 gilt die Universität Jena als Zentrum der Rechtswissenschaften, große Denker der Jurisprudenz haben hier gewirkt.

In dem neuen Buch „Rechtsgelehrte der Universität Jena aus vier Jahrhunderten“ werden einige von ihnen mit ihrem Werk vorgestellt. „In den letzten zwanzig Jahren haben Jenaer Juristen sich stark den Grundlagen des Rechts gewidmet und dabei auch unsere Geschichte aufgearbeitet“, sagt der Herausgeber des neuen Buches Prof. Dr. Gerhard Lingelbach von der Universität Jena. „Zudem wurde es Zeit, dass so ein Buch erscheint.“

Bislang gebe es kaum umfangreiche Werke zur Geschichte der Jenaer Juristischen Fakultät. Das neue Buch wird am 30. November 2011 um 18 Uhr im Senatssaal des Universitätshauptgebäudes (Fürstengraben 1) vorgestellt. Während des Festvortrages wird Prof. em. Dr. Dr. h. c. Hans-Peter Schneider vom Deutschen Institut für Föderalismusforschung in Hannover über „Berühmte Rechtsstudenten der Universität Jena“ sprechen.

In drei Hochphasen war Jena stark an wichtigen Initiativen im deutschen Rechtssystem beteiligt. So war im 17. Jahrhundert u. a. hier ein Ausgangspunkt für das Öffentliche Recht. Um 1800 entschieden sich nicht wenige wichtige Juristen für eine Tätigkeit an der Universität Jena. Die Fakultät pflegte vor allem eine enge Verbindung zwischen Theorie und Praxis. „Von nachhaltiger Bedeutung dafür waren die sogenannten Schöppenstühle“, erklärt der Jenaer Rechtshistoriker Lingelbach. „Diese Art Gericht äußerte sich überregional zu strittigen Rechtsfragen.“

Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse konnten hier also angewandt werden. Aus ganz Deutschland wurden damals Gutachten in Jena angefordert. Außerdem seien die mit dieser Nebentätigkeit verbundenen zusätzlichen Einnahmen für die Rechtsgelehrten recht verlockend gewesen, sagt Lingelbach.

Eine dritte Blüte erlebte die Rechtswissenschaft an der Universität Jena Anfang des 20. Jahrhunderts. „Als Wirtschaft und Recht immer stärker miteinander verbunden wurden, gingen von Jena wichtige Initiativen aus“, erklärt der Jenaer Jurist. „Damals studierte und lehrte man auch an der im Jahr 1923 errichteten, gemeinsamen Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät.“
Im neuen Buch berichten 15 Autoren in einzelnen Kapiteln über mehr als 20 Rechtsgelehrte. Dabei bietet es einen Spaziergang durch die Rechtsgeschichte Deutschlands der vergangenen 400 Jahre.

Bibliographische Angaben:
Gerhard Lingelbach (Hg.): Rechtsgelehrte der Universität Jena aus vier Jahrhunderten, Verlag Bussert & Stadler, Jena/Plauen/Quedlinburg 2012, 375 Seiten, Preis: 29,90 Euro, ISBN 978-3-932906-83-1