Torgau war Ziel der 20. Gothaer Bürgerreise

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Es ist schon ungewöhnlich, dass seit neun Jahren zweimal jährlich Bürger mit ihrem Stadtoberhaupt auf Reisen gehen. Am 8. Juli 2007 lud Gothas Oberbürgermeister Knut Kreuch erstmalig zu einer eintägigen Bürgerreise in die Partnerstadt Salzgitter ein und seitdem ist der Zuspruch interessierter Bürger nicht mehr abgebrochen. Am Samstag dem 24. Oktober 2015 startete nun schon die zwanzigste Reise.

Prinzip der Bürgerreisen ist, mit dem Stadtoberhaupt zu aktuellen Themen des Zeitgeschehens ins Gespräch zu kommen und jeweils eine neue Stadt und Region zu entdecken, die historische oder aktuelle Bezüge nach Gotha besitzt. Martin Luther ist eines der Bindeglieder, was zwischen Gotha und der Bürgerreisestadt Torgau liegt. 72 Gothaerinnen und Gothaer entdeckten auf ihre eigenen Kosten eine unverwechselbare Stadt, deren sanierter historischer Stadtkern zum Besuch einlädt. Begrüßt wurden die Reisenden in der Kulturbastion von der neuen Torgauer Oberbürgermeister Romina Barth (CDU), die ihre Stadt vorstellte und mit den Bären auf Schloss Hartenfels und im Gothaer Tierpark gleich einen gemeinsamen Bezugspunkt fand.

Geteilt in drei Gruppen ging`s ab 10 Uhr über das wunderbare historische Pflaster der Altstadt zu den schönsten Bauwerken Torgaus, darunter das liebevoll restaurierte „Bürgermeister-Ringenhain- Haus“ und die Marienkirche, in der Katharina Luther geb. von Bora ihre letzte Ruhe fand. Auf der Bürgerreise erfuhren die erstaunten Teilnehmer, dass am 27. Februar 1526 in Gotha das wichtigste Militärbündnis der Reformation geschmiedet wurde, jener „Torgau-Gothaer Bund“. Ebenso neugierig machte vor dem Johann Walter Gymnasium die Tatsache, dass das erste Liederbuch der Reformation, welches der „Ur-Kantor der Reformation“ Johann Walter in Torgau schrieb, seit vielen hundert Jahren unterm dem Namen „Gothaer Liederbuch“ in der Universitäts- und Forschungsbibliothek Gotha aufbewahrt wird.

Torgau ist in diesem Jahr Austragungsort der 1.Nationalen Lutherausstellung „Luther und die Fürsten“, die den Gästen aus Gotha natürlich nicht vorenthalten werden durfte. Dicht gedrängt zwängten sich die Gothaer mit drei kompetenten Führern, durch die völlig überfüllten Ausstellungssäle, wo sie natürlich neben vielem Wissenswerten auch wertvolle Leihgaben, wie Bilder der Grumbachschen Händel aus den Sammlungen der Stiftung Schloss Friedenstein, einen Papstbrief aus dem Thüringischen Staatsarchiv Gotha oder wertvolle Lutherschriften aus der Universitäts- und Forschungsbibliothek Gotha entdecken konnten. Viele der Mitreisenden nutzten die Möglichkeiten auf Schloss Hartenfels den 1544 von Martin Luther geweihten ersten reformatorischen Kirchenbau der Welt zu besuchen, der von dem Gothaer Baumeister Nikolaus Grohmann errichtet worden ist.

Den Abschluss des Tages bildete die Einkehr im „Elbehof“ einer Gaststätte vor den Toren der Stadt, die seit 111 Jahren in Familienbesitz ist. Gegen 21 Uhr traf der Bürgerbus wieder in Gotha ein und zweiundsiebzig Begeisterte strömten aus, um zum Abschluss des Tages die Gothaer Museumsnacht zu genießen. Auch 2016 werden neben der Fahrt zur 53. EUROPEADE im belgischen Namur, wieder zwei eintägige Bürgerreisen angeboten.