Unterstützung für die Arbeit an der Basis

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Die 76 Kindertagesstätten im Landkreis Gotha bauen mithilfe des Kreisjugendamts ihre Kompetenz in Sachen Kinderschutz aus. In einem gemeinsamen Programm werden je nach Anzahl der betreuten Kinder eine oder zwei Erzieherinnen pro Einrichtung zur so genannten Kinderschutzbeauftragten weitergebildet.

Das Ziel ist klar: Das praxisorientierte Fachwissen soll dabei helfen, Anzeichen für Kindeswohlgefährdungen, Missbrauch oder Vernachlässigungen frühzeitig zu erkennen und geeignete Hilfemaßnahmen einzuleiten. Parallel zu den sechs Unterrichtstagen, die im November beginnen, nehmen die Teilnehmerinnen auch einen Ordner mit Bögen zur Einschätzung eventueller Gefährdungen, anonymisierte Fallbeispiele sowie Kontaktadressen für hilfebedürftige Eltern mit in ihre Einrichtungen. Rund 4.000 Euro wendet der Landkreis Gotha allein für die Erstellung der Ordner auf; hinzu kommen weitere Aufwendungen zur Finanzierung der Fortbildungen.

„Kinderschutz ist ein Dauerbrennerthema, an dem wir im Landkreis Gotha mit Gründung des Netzwerks `Frühe Hilfen` und verschiedenen Fachveranstaltungen seit mehreren Jahren intensiv arbeiten“, sagt der Zweite Beigeordnete und Sozialdezernent Thomas Fröhlich. Die Fortbildung der Erzieherinnen stelle einen weiteren Schritt dar, den Schutzauftrag an der Basis aktiv umzusetzen.

Denn: „Die Expertinnen in den Einrichtungen haben den großen Vorteil, Kinder, Familien und ihre Kollegen näher und besser zu kennen als etwa Sozialarbeiter von außen“, sagt Jugendamtsleiterin Simone Baumann. Wer sich aus dem Kreis der Kolleginnen mit Beobachtungen unsicher ist, hat nun einen Ansprechpartner vor Ort, um sich Rat zu holen. „Das Gespräch unter vier Augen liegt natürlich näher als der Anruf beim Jugendamt“, weiß Baumann.

Das Konzept zur Weiterbildung eigener Mitarbeiterinnen begrüßen die Kitas ausdrücklich. „Im August haben wir diesen Ansatz allen Trägern, den Kommunen wie den freien Trägern, vorgestellt und sofort eine positive Resonanz erhalten“, sagt Simone Baumann. Konsens bestand auch dazu, dass die Weiterbildung zur Kinderschutzexpertin nicht den Kita-Leiterinnen zusätzlich aufgebürdet, sondern der niedrigen Hemmschwelle wegen werden die angehenden Beauftragten aus den Reihen der Erzieherinnen benannt.

Die Fortbildungen für die insgesamt rund 100 Frauen beginnen im November. Auf dem Ausbildungsplan stehen neben der Übersicht zu den aktuellen gesetzlichen Grundlagen auch Strategien zur Führung von Elterngesprächen, der Umgang mit Konfliktsituationen und – für den Fall des Falles unerlässlich – die richtige Protokollierung und Dokumentation.