Veranstaltung zum historischen Modell der Sternwarte auf dem Seeberg

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Zu den wichtigsten Perioden der Gothaer Kulturgeschichte gehört unbestritten die „astronomische Epoche“ von etwa 1786 bis 1934, deren Bedeutung weit über die Region hinausging. Begründet wurde sie durch einen Vertreter des aufgeklärten Absolutismus, Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg. Das naturwissenschaftliche Interesse des Herzogs entwickelte sich bereits im jugendlichen Alter. Als Zweitgeborener war er zunächst nicht für die Thronfolge vorgesehen und konnte sich an der Universität Göttingen den naturwissenschaftlichen Studien widmen. Nur ungern übernahm er nach dem Tod seines Bruders die Rolle des Erbprinzen und später des Regenten. In seiner Freizeit war er wissenschaftlich tätig, hörte Vorlesungen bei Ludwig Christian Lichtenberg (1738 – 1812) und nutzte seine kleine Sternwarte auf dem nordöstlichen Treppenhaus des Schlosses für Himmelsbeobachtungen. Die Ergebnisse dieser Arbeit schrieb Ernst II. in umfangreichen Tafelwerken auf.

Da es sein Wunsch war, astronomische Forschungen professionell zu betreiben, plante er den Neubau einer Sternwarte und holte dafür als „seinen Astronomen“ im Jahre 1786 den ungarischen Ingenieuroffizier Franz Xaver von Zach (1754 – 1832) nach Gotha. Als Verwirklichung der gemeinsamen Pläne des Herzogs und Zachs entstand von 1787 bis 1791 eine Sternwarte auf dem Kleinen Seeberg bei Gotha, die sich in den folgenden Jahren zu einem europäischen Zentrum der astronomischen Forschung entwickelte. Schon im Jahre 1798 versammelten sich hier Gelehrte aus verschiedenen deutschen Kleinstaaten und dem Ausland zum ersten Internationalen Astronomenkongress, um den bestehenden Entwicklungsstand der Himmelskunde zu bewerten.

Am kommenden Sonntag, 28. Juli 2013, 15 Uhr, wird Katja Vogel, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha über die „astronomische Epoche“ in Gotha berichten und das einzig erhaltene Baumodell der Seeberg-Sternwarte vom Architekten Carl Christoph Besser (1726-1800) vorstellen. Im Mittelpunkt steht außerdem das Wirken des Astronomen Zach in Gotha und sein „dienstliches“ aber auch „privates“ Verhältnis zum Herzogspaar.