Wissenschaft gegen Rechtsextremismus nutzen

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Jena (jas). Neonazis tragen Glatze, Springerstiefel und Bomberjacke. Diese Gleichung stimmt schon lange nicht mehr, denn die Szene verändert sich und das nicht nur äußerlich, sondern auch strukturell. Zwar halten Szenemitglieder weiterhin an der Ideologie fest, nur tragen sie heute ihr Weltbild häufig nicht offensichtlich zur Schau und agieren vielmehr im Untergrund.

„Es ist dringend notwendig, Forschungen im Hinblick auf Rechtsextremismus und seine Strukturen zu betreiben und zu nutzen, um aktiv dagegen vorzugehen“, erklärt Prof. Dr. Martin Leiner (Foto) von der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Der Professor für Systematische Theologie mit Schwerpunkt Ethik wird am Donnerstag (9. Februar) zusammen mit Prof. Dr. Klaus Dicke, Rektor der Universität Jena, und drei weiteren Jenaer Wissenschaftlern über wissenschaftliche Befunde zum Rechtsextremismus diskutieren. Dabei wollen sie vor allem herausstellen, was die Universität „und damit die Wissenschaft“ gegen rechtsextremes Gedankengut tun kann und tut.

Was bedeutet eigentlich „Rechts“ in der heutigen Zeit? Wie entsteht Extremismus und welche Strukturen hat er herausgebildet?

Und womit gelingt es seinen Verfechtern, Unterstützung zu finden? ?Aus der Analyse kann man ableiten, was gegen rechtsextremes Denken und Handeln unternommen werden kann?, sagt Leiner.  Zu der Veranstaltung um 18.15 Uhr in den Rosensälen sind Studierende, Lehrende und die interessierte Öffentlichkeit eingeladen.

Schon seit Jahren arbeiten Wissenschaftler der Universität Jena zu diesem Thema. So erstellen Politikwissenschaftler jährlich den Thüringen-Monitor. In dieser Studie untersuchen sie die politische Kultur im Land, darunter auch die Einstellungen der Thüringer zur Demokratie und zu rechtsextremen Aussagen. Über Ergebnisse der Studie wird einer der Autoren, Dr. Michael Edinger, berichten und dabei auch auf die Frage eingehen, worauf sich rechtsextreme Einstellungen zurückführen lassen.

Zu den Wissenschaftlern, die sich an der Diskussion beteiligen, gehört auch Prof. Dr. Thomas Kessler. Zu den Forschungsschwerpunkten des Lehrstuhlinhabers für Sozialpsychologie zählen u. a. soziale Diskriminierung und Vorurteile und die Bedeutung der Identifikation mit sozialen Gruppen. Neben Kessler wird Prof. Dr. Georg Ruhrmann zu Wort kommen. Der Lehrstuhlinhaber für Grundlagen der medialen Kommunikation und der Medienwirkung erforscht u. a. wie die Medien über Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland berichten.

Leiner betont: „Uns muss es weiterhin gelingen, Forschungen und ihre Ergebnisse an eine Vielzahl von Menschen heranzutragen und diese gezielt gegen Rechtsextremismus einzusetzen.“

Vielfalt, Internationalität und Toleranz sind unabdingbare Voraussetzungen wissenschaftlicher Forschung und Lehre. Es gehört daher zum Selbstverständnis der Friedrich-Schiller-Universität Jena, sich gegen Rechtsextremismus in allen seinen Facetten zu engagieren. Im Bewusstsein ihrer gesellschaftlichen Verantwortung ruft die Universität dazu auf, weiterhin gegen Rechtsextremismus „Flagge zu zeigen“, wie sie es immer wieder getan hat und auch mit dieser Veranstaltung tut.

Die Veranstaltung beginnt um 18.15 Uhr in den Rosensälen (Fürstengraben 27). Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, der Eintritt ist frei.