André Wesches Filmbesprechung – „SOUND OF FREEDOM”

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Grafik: Gerd Altmann/Pixabay

Wenn Kinder verschwinden

Endlich ist der meistdiskutierte Film des Jahres auch in unseren Filmtheatern zu sehen, auf das sich jeder mündige Zuschauer selbst ein Urteil bilden möge. Gedreht wurde „Sound of Freedom” bereits vor fünf Jahren, fand aber trotz unbestreitbarer Stärken zunächst keinen Vertrieb. Durch ein Crowdfunding, bei dem 7.000 Menschen insgesamt 5 Millionen Dollar spendeten, konnten die Angel Studios das Werk schließlich doch ins Kino bringen. Während das Publikum das Werk nahezu einhellig liebt – in den USA wurden bislang 183 Millionen Dollar eingespielt – sind die Kritiker geteilter Meinung. Verschwörungstheorien sollen an dieser Stelle aber nicht genährt werden.

Das biografische Drama von Regisseur Alejandro Monteverde („Little Boy”) erzählt aus dem bewegten Leben des ehemaligen Homeland Security-Spezialagenten Tim Ballard, der von Schauspieler Jim Caviezel dargestellt wird. Bei der Behörde ermittelt der Vater einer Großfamilie gegen Pädophile, die ihrer Neigung in den Vereinigten Staaten nachgehen. Die Sichtung des Video- und Fotomaterials und die Begegnung mit den Tätern, die sich keiner Schuld bewusst sind, bringt Tim und seine Kollegen an persönliche Grenzen – und darüber hinaus. Das Material, an dem sich die Kriminellen weiden, stammt zumeist aus Mittel- und Südamerika. Aber hier sind den Ermittlern die Hände gebunden. Es ist der Fall eines 8-jährigen Jungen aus Honduras, der in den USA aus Verbrecherhand befreit werden kann, der Jim endgültig handeln lässt. Er freundet sich mit dem Kind an und erfährt, dass auch dessen Schwester von Menschenhändlern verschleppt wurde. Der Vorgesetzte gibt dem Agenten eine Woche Zeit, um am Ort des Geschehens in dem Fall zu recherchieren. Tim taucht in eine barbarische Parallelwelt der modernen Sklaverei ein, deren ganzes Ausmaß die historische Sklaverei zahlenmäßig übersteigt. Er kündigt seinen Job und geht ungewöhnliche Allianzen ein, um wenigstens einige Kinder zu retten und ihren Entführern das Handwerk zu legen. Dabei legt er Ideenreichtum, Kaltblütigkeit und schauspielerisches Talent an den Tag.

Nein, dieser Film beutet das reißerische Potential seines Themas nie aus, er hat eine
FSK-Freigabe ab 12 Jahren. Wer sich über die Kontroversen rund um die Produktion informieren möchte, wird im Internet leicht fündig. Letztendlich ist jedes Werk wichtig, das für das Thema Kinderhandel sensibilisiert. Wenn es dann noch so behutsam inszeniert, mit Herzblut gespielt und großartig bebildert ist wie „Sound of Freedom”, ist das ein Bonus. Sogar für eine Prise Humor bleibt noch Platz, der Zuschauer braucht diese kurzen Pausen zum Durchatmen. Über das gelegentliche Pathos bei Musik und Dialog schaut man gern hinweg. 135 Minuten, die im Fluge vergehen, aber lange nachhallen.

Genre: Drama
Regie: Alejandro Monteverde
Darsteller: Jim Caviezel, Mira Sorvino, Bill Camp u.v.a.
USA 2023, 135 Minuten
Wertung: 4 von 5 Punkten oder 80 %
André Wesche
Bundesstart: 08. November 2023

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