Den Rücken stärken

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Dr.-Munther-Sabarini (Quelle: Avicenna-Klinik)

Unabhängig davon, ob im ersten, zweiten oder letzten Trimester, viele Schwangere teilen das gleiche Leid: Rückenschmerzen. Schwangerschaftsbedingte Schmerzen entlang der Wirbelsäule sind ein Problem, mit dem sich laut AOK etwa 50 Prozent aller Frauen konfrontiert sehen.

Obwohl einige ihre Beschwerden lediglich als Zwicken einordnen, sind andere dadurch körperlich stark eingeschränkt. Vor allem der Lendenbereich der Wirbelsäule und das Becken werden im Schwangerschaftsverlauf strapaziert und können körperliche Beeinträchtigungen hervorrufen. „Frauen sollten frühzeitig Maßnahmen ergreifen, die körperliche Veränderungen ausgleichen und somit potenzielle Rückenbeschwerden reduzieren können“, sagt Dr. Munther Sabarini, Gründer und Leiter der Avicenna Klinik in Berlin.

Veränderungen im Schwangerschaftsverlauf

Die Schmerzen werden vor allem durch die körperlichen Veränderungen und die begleitende hormonelle Umstellung ausgelöst. Ab etwa der sechsten Schwangerschaftswoche schüttet der Körper vermehrt das Hormon Relaxin aus, wodurch sich Gelenke, Sehnen sowie Bänder in Vorbereitung auf die Geburt lockern. Durch das Relaxin verliert der Beckenboden an Stabilität, weshalb auch die damit verbundene Wirbelsäule geschwächt wird. Zusätzlich trägt das Auseinanderweichen der Bauchmuskeln – herbeigeführt durch den wachsenden Bauch – dazu bei, dass das Gewicht des Kindes vermehrt nach vorne zieht und das Becken in eine Position kippt, die eine Hohlkreuzhaltung begünstigt. Das, die abnehmende Stabilität im Beckenbereich und der knochenschwächende Kalziumentzug zur Entwicklung des kindlichen Skeletts bilden die Ursachen für Verspannungen und Schmerzen. „Trotz dessen dürfen Schmerzen – vor allem, wenn sie plötzlich und stark auftreten, mit weiteren Krankheitsindikatoren wie Fieber einhergehen oder die Beweglichkeit einschränken – nicht ignoriert werden, sondern gehören in ärztliche Obhut. Nur so kann die Gesundheit der Mutter und des Kindes gewährleistet werden“, weiß der Neurochirurg. So empfiehlt es sich für Frauen, die bereits vor einer geplanten Schwangerschaft an Rückenbeschwerden leiden, vorzeitig mit gezielten Übungen gegen diese anzugehen. Im Falle von regelmäßig wiederkehrenden Schmerzen bietet darüber hinaus ein MRT die Möglichkeit, Anomalien und Erkrankungen vorab offenzulegen oder auszuschließen.

Mit Still- und Kirschkernkissen gegen Schmerzen anschlafen

Um unangenehmen Folgen der Becken- und Rückenbelastung in Form von Schlafproblemen, eingeschränkter Arbeitsfähigkeit, Komplikationen bei der Geburtsvorbereitung oder auch der emotionalen Last zu entgehen, können diverse Ansätze Schwangeren helfen. Eine zentrale Anpassung ist hier die Schlafposition. Eine empfehlenswerte Stellung ist die des Seitenschläfers, wobei das Blut optimal zirkulieren kann und die Bauchmuskeln entlastet werden. Optional kann ein Stillkissen zwischen den Knien weiter abfedern oder können ein Kirschkernkissen sowie alternative Wärmebehandlungen an betroffenen Stellen die Schmerzen temporär lindern.

Fit bleiben und die Muskeln entlasten

Um sich mit Rückenschmerzen nicht abfinden zu müssen, bietet körperliche Aktivität Schwangeren eine gleichermaßen große Entlastung. Etwa Yoga oder Schwimmen ermöglichen es, die Muskulatur zu stärken und so die Wirbelsäule und das Becken abzufedern. Das gleiche Potenzial besitzen die Techniken der Physiotherapie, wo die Kräftigung der Muskulatur und die Mobilisation der Wirbelsäule dazu beitragen, eine aufrechte Körperhaltung zu etablieren. So können unter anderem Fehlhaltungen – wie etwa das Hohlkreuz – gemieden werden, die in vielen Fällen zur Entstehung von Rückenbeschwerden beitragen.

Therapieauswahl und alternative Unterstützung

Die Therapie von Rückenschmerzen während der Schwangerschaft stellt eine Herausforderung dar. Einerseits leiden einige Schwangere unter erheblichen immobilisierenden Schmerzen, die professionelle Hilfe erfordern, andererseits dürfen die Behandlungsansätze die Schwangerschaft und somit das Baby nicht gefährden. Deshalb ist die Therapieauswahl eine interdisziplinäre Aufgabe. Unterstützend wirken können dabei unter anderem Salben, eventuell Akupunkturanwendungen, leichte Massagen, leichte Stromanwendungen, autogenes Training sowie die Einnahme von bestimmten Schmerzmitteln.

Ganzheitlicher Ansatz für das höchste Wohlbefinden

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass schwangerschaftsbedingte Rückenschmerzen ein weitverbreitetes Problem sind, was sich jedoch mit kleineren Anpassungen des Lebensstils meist gut bewältigen lässt. „Ein ganzheitlicher Behandlungsansatz bietet Betroffenen eine Chance, die Symptome zu reduzieren und sich optimal auf die Geburt vorbereiten zu können. Auch wenn die Schmerzen als Begleiterscheinung der Schwangerschaft betrachtet werden, gilt es auf seinen Körper zu hören und bei Indizien für andere Ursachen oder bei starken Beschwerden einen Facharzt zu konsultieren“, schließt der Chirurg. (Borgmeier Public Relations/ib)

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