„Die Beredsamkeit der Dinge. Literarische Objekttexte von Miku Sophie Kühmel“

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Miku Sophie Kühmel liest im Herzoglichen Museum ihre poetischen Objekttexte. © Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, Foto: Susanne Finne-Hörr

11. Oktober 2022 bis 15. Januar 2023
Herzogliches Museum Gotha

Ansprechend waren die Objekte des Herzoglichen Museums schon immer, seit heute aber sprechen sie selbst. Die Schriftstellerin Miku Sophie Kühmel hat ihnen eine Stimme verliehen und acht literarische Objekttexte verfasst, die ab heute, 11. Oktober, in einer Installation im Herzoglichen Museum zu lesen sein werden, berichtet die Stiftung Schloss Friedenstein. So finden die Besucher*innen des Museums vor japanischer Schreibschatulle, einem Astrolabium oder einem kleinen Katzensarg mit Mumie eine gemütliche Sitzgelegenheit mit den poetischen Texten der Autorin vor. Ein Stück Kurzprosa zum Nashornbecher mit Satyr gibt es zusätzlich als Satelliten-Station im Schloss.

Mit ihren „Sprechenden Objekten“ hat die Autorin den Auftakt zu einer Reihe gemacht, welche die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha in diesem Jahr anlässlich des Thüringer Themenjahres 2022 „Welt übersetzen. Sprache lesen, hören, sehen in Thüringen“ ins Leben gerufen hat. Der Kopf hinter diesem Projekt ist Dr. Christoph Mauny, Referent für Vermittlung. Mit „Die Beredsamkeit der Dinge. Literarische Objekttexte von Miku Sophie Kühmel“ hat er nicht nur Museum mit Literatur verknüpft, sondern auch aus der Not eine Tugend gemacht.

Denn: Objekttexte sind jene oft zu klein beschriebenen Schilder, die dem Museumsgast Auskunft zum Werk in unmittelbarer Nähe geben. Künstler, Titel, Datum, Material und Technik. Diese Informationen kommen häufig in dichtem, bisweilen kryptischen Fachduktus daher. Was geschieht aber, wenn ein Objekttext nicht wissenschaftlich erklärt, sondern mit den Mitteln der Literatur kommentiert, assoziiert, spielt? Die in Gotha aufgewachsene Autorin Miku Sophie Kühmel hat sich der Herausforderung gestellt – mit dem Ziel, möglichst viele Menschen zu erreichen. Maximale Zeichenzahl, typisch Objekttext: 600, inklusive Leerzeichen.

„Miku hat sich den Objekten angeschmiegt, sich eingefühlt und ihnen das Sprechen beigebracht. Die Intervention hinterfragt die gängigen Ausdrucksmittel in Museen. Es geht aber nicht darum, dass die Kunst nun die Wissenschaft ersetzt, sondern darum, dass sie ihr zum Ausdruck verhelfen kann. Während faktenbasierte Informationstexte sehr schnell vergessen werden, lösen Mikus Kurzgedichte etwas ins uns aus. Sie gehen auf die Sinne, auf die Phantasie“, sagt Mauny, der die Autorin im Rahmen des Gothaer Kurd-Laßwitz-Stipendiums kennengelernt hat. Mit ihrem Debütroman „Kintsugi“ (2019) gelang Kühmel vor wenigen Jahren der Durchbruch. Neben dem „aspekte“-Literaturpreis wurde sie mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung ausgezeichnet und landete auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2019. Im August 2022 ist ihr zweiter Roman „Triskele“ erschienen.

Die „Sprechenden Objekte“ sind bis zum 15. Januar 2023 im Herzoglichen Museum und auf Schloss Friedenstein Gotha zu erleben. Miku Sophie Kühmel hat ihre Texte eingelesen und sie so für Interessierte auch zu Hause hörbar gemacht: https://beredsamkeitderdinge.podigee.io

Das literarisch-museale Experiment gibt es auch zum Mitnehmen: In Form einer kleinen, feinen Lieberhaberausgabe aus ökologischem Material und von Hand gebunden in einer limitierten Auflage von 100 Exemplaren inklusive Plakat. Das Booklet kostet sieben Euro.

Wer erfahren möchte, wie die Texte entstanden sind, sollte in den Friedenstein-Funk hineinhören: https://friedenstein-funk.podigee.io/8-neue-episode

In unserer neuen Podcast-Folge erzählt die Schriftstellerin Miku Sophie Kühmel, wie sie einer japanischen Schreibschatulle, Morpheus (dem Gott der Träume) und einer Katzenmumie eine Stimme gegeben hat. Gemeinsam mit den Friedensteinern Susanne Finne-Hörr und Christoph Mauny unterhält sie sich über das neue Projekt, das sie wieder zurück in ihre Heimatstadt Gotha geführt hat. Es geht um ein goldenes Astrolabium, um Mikus neuen Roman „Triskele“ und um Artischocken. Ein Gespräch – garniert mit vier der insgesamt acht wunderschönen poetischen Objektbeschreibungen der Autorin.

Weitere Informationen zum Projekt – inklusive Video-Teaser – gibt es auf https://friedenstein.eu/projekte/die-beredsamkeit-der-dinge

 

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