
306 Euro warm: das ist die durchschnittliche Miete für einen Platz in einem Studentenwohnheim. Wer dort ein Zimmer ergattert, gehört zu den Glücklichen, denn das ist in der Regel deutlich günstiger als auf dem freien Markt. Die Sache hat allerdings einen Haken: Gerade einmal 10 Prozent der Studentinnen und Studenten kommen in den Unterkünften der Studierendenwerke unter.
Alle anderen müssen sich also woanders umschauen. Für ein WG-Zimmer werden im Schnitt 489 Euro fällig, berichtet Matthias Anbuhl, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Studierendenwerks. Und das ist der bundesweite Schnitt – wer in München studiert, muss mit 790 Euro im Monat rechnen. „Uns droht eine neue Form der sozialen Auslese über die Miete“, warnt Anbuhl im Gespräch mit unserer Redaktion. Er verweist auf Zahlen des Statistischen Bundesamts, wonach Studentinnen und Studenten, die nicht mehr im Elternhaus leben, im Schnitt 54 Prozent ihres Einkommens für die Miete ausgeben. Bei der Gesamtbevölkerung sind es 25 Prozent. „Zwei Drittel der studentischen Haushalte gelten als überlastet“, sagt Anbuhl.
Förderung für Wohnheime
Ähnlich ist es bei Auszubildenden, die im Schnitt 42 Prozent ihres Einkommens fürs Wohnen aufbringen müssen, sofern sie nicht mehr bei ihren Eltern leben. Handwerkspräsident Jörg Dittrich pocht deshalb auf bezahlbare Wohnraumangebote für Azubis. Die seien ein wichtiger Teil der Ausbildungsförderung und müssten weiter an Bedeutung gewinnen.
Dittrich und Anbuhl heben das Programm Junges Wohnen hervor, das vom Bauministerium auf die Beine gestellt wurde und Wohnheimplätze für Auszubildende und Studierende fördert – sozialer Wohnungsbau für junge Menschen also. Für Anbuhl ist das Programm „ein Lichtblick“, weil dadurch deutlich mehr Wohnheimplätze gefördert worden seien als zuvor. Er appelliert an die kommende Bundesregierung, dort weiter engagiert zu bleiben.
Welche Hilfen junge Menschen kennen sollten
Was aber tun, wenn man gerade ausgezogen ist und mit der Miete Schwierigkeiten hat? Wer eine Lehre macht oder studiert, hat unter Umständen Anspruch auf Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) oder auf Leistungen aus dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (Bafög). Aber Achtung, Wohngeld gibt es dann in der Regel nicht mehr!
Wer beim Bafög oder BAB durchs Raster fällt, darf unter Umständen auf Wohngeld hoffen. Hinzu kommen Sonderfälle, die einen Antrag ermöglichen. Die Kriterien dürften aber nur wenige Studenten und Azubis erfüllen. Zu einer ersten Übersicht und zum Wohngeldcheck geht es hier entlang.
In manchen Unistädten gibt es zudem Initiativen wie Wohnen für Hilfe, wo Studenten ein günstiges Zimmer bekommen, wenn sie im Gegenzug älteren Menschen im Alltag helfen. Eine Übersicht gibt es hier.
Nicht nur Geld kann ein Problem sein, sondern auch die Frage, wie man überhaupt an eine Wohnung kommt. Auszubildende sollten deshalb die Initiative Auswärts Zuhause kennen. Unter ihrem Dach sind Jugendwohnheime versammelt, die 14- bis 27-Jährigen möblierte Zimmer zur Verfügung stellen – was gerade dann hilfreich sein kann, wenn der Ausbildungsort weit vom Elternhaus entfernt ist. Auch den Mobilitätszuschuss sollten Azubis auf dem Schirm haben.
Das Thema bewegt Menschen – nicht nur junge
Manchmal kommt aber beides zusammen: Es gibt zu wenige Wohnungen – und die wenigen übersteigen auch noch das Budget. Geht es nach Matthias Anbuhl, muss die Bafög-Wohnkostenpauschale dringend erhöht werden. „Von den aktuell 380 Euro im Monat kann man sich in kaum einer deutschen Hochschulstadt mehr ein WG-Zimmer leisten“, sagt er. Wohl auch deshalb versucht beispielsweise die SPD, in ihrem Wahlprogramm mit dem Thema zu punkten: Die Sozialdemokraten wollen sicherstellen, dass Studierende und Azubis für ein WG-Zimmer möglichst nicht mehr als 400 Euro zahlen.
Ob das Anklang findet? Der Mieterbund zumindest hat gerade erst beklagt, dass das Thema Wohnen und Mieten im Wahlkampf nur sporadisch vorkomme. Dabei finden viele Deutsche, dass sich gerade in diesem Bereich dringend etwas ändern müsse, wie gerade erst der RND-Wahlkompass, eine Umfrage unter 80.000 Leserinnen und Lesern regionaler Zeitungen, gezeigt hat. (rnd/ja)