Papst. Briefe. Schicksale. Neue Lesung im Ekhof-Theater

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Papst. Briefe. Schicksale. Neue Lesung im Ekhof-Theater. Plakat: Ilse Holzapfel Stiftung

Die Ilse Holzapfel-Stiftung veranstaltet am 15. Juni 2024 im Gothaer Ekhof-Theater die szenische Lesung „Papst, Briefe, Schicksale. Fünf Stellvertreter“.

Wir sprachen mit dem Gothaer Mike Wündsch. Er mitorganisiert im Namen der Ilse Holzapfel-Stiftung diese besondere Lesung.

Herr Wündsch, um was geht es in dem Stück?
Unser Stifter Rolf Hochhuth hat 1963 mit seinem Stück „Der Stellvertreter“ Weltruhm erlangt. Zum ersten Mal hat ein Autor die Verstrickungen des Papst Pius XII. mit dem Holocaust thematisiert. Erst seit dem Jahre 2020 dürfen einige wenige ausgewählte Wissenschaftler in den Archiven des Vatikans zu diesen Verstrickungen forschen. Der international renommierte Kirchenhistoriker Prof. Hubert Wolf der Universität Münster gehört dazu. Ich konnte ihn überzeugen, uns Kopien von fünf originalen Bittbriefen Menschen jüdischen Glaubens an Papst Pius XII. zur Verfügung zu stellen. Mit Alexander Pfeuffer, Träger des europäischen Filmpreises, haben wir einen sehr erfolgreichen Autor und Drehbuchautor gefunden. Auf der Grundlage der originalen Briefe entstand das Werk: „Papst, Briefe, Schicksale. Fünf Stellvertreter“.

Können Sie einige inhaltliche Ausführungen machen?
Die „Fünf Stellvertreter“, also fünf Bittbriefe an den Papst Pius XII., stehen für fünf einzelne Schicksale, die sich in ihrer Not an den Vatikan gewandt haben. Fest steht, dass der Vatikan jüdischen Menschen tatsächlich geholfen, also gerettet hat. Fest steht aber auch, dass er beispielsweise „nur“ den Kindern jüdischer Familien geholfen hat und die Eltern sind in Auschwitz ermordet worden. Und fest steht auch, dass der Papst und seine Kurie sehr, sehr oft geschwiegen haben.

Wird die Lesung zum ersten Mal in Thüringen aufgeführt?
Ja. Die Premiere fand im Theater am Schiffbauerdamm in Berlin (Berliner Ensemble), deren Eigentümer wir sind, statt. Viele Menschen hatten Tränen in den Augen. Meine Freundin Margot Friedländer, die jetzt 102 Jahre alt ist und deren gesamte Familie in Auschwitz ermordet wurde, war sehr berührt und sehr dankbar, dass wir dazu beitragen, dieses Kapitel aufzuarbeiten.

Sie haben mit Claudia Michelsen und Thomas Thieme zwei der renommiertesten Schauspieler unseres Landes gewinnen können?
Ja, darüber habe ich mich sehr gefreut. Ich muss aber auch gestehen, es war nicht so schwer. Beide interessiert dieser Stoff sehr. Er ist bewegend, berührend und beeindruckend zugleich.

Wie kam es dazu, dass die Ilse Holzapfel-Stiftung ihren Sitz nach Gotha verlegte?
Unser Stifter Rolf Hochhuth hat bereits 2018 erkannt, dass Faschis­ten in Deutschland und in Thüringen durch unterschiedliche Gründe wieder Zulauf bekommen. Für Hochhuth war Kunst immer ein Stilmittel um aufzurütteln, zu warnen, die Finger in die Wunden der Zeit zu legen.
Unser Oberbürgermeister Knut Kreuch und ich konnten Rolf Hochhuth überzeugen, seine Stiftung nach Gotha zu verlegen. Seit 2019 hat die Ilse Holzapfel-Stiftung ihren Sitz in der Kulturstadt Gotha.

Wo bekommt man Karten für die Lesung?
Wir haben die Nachfragen völlig unterschätzt. Einige Restkarten erhält man an der Abendkasse. Bleibt die Nachfrage hoch, kommen wir wieder.

1 KOMMENTAR

  1. Sehr geehrte Damen und Herren,
    äußerst enttäuscht habe ich heute erfahren müssen, dass die für den 15.06.24 angekündigte Lesung „Papst. Briefe. Schicksale“ bereits ausverkauft ist, noch bevor sie eigentlich richtig beworben wurde.
    Es gibt auch in Gotha kultur- und politik-interessierte Menschen, die gerne an solchen hochkarätigen Veranstaltungen teilnehmen würden, wenn sie schon mal vor ihrer Haustür stattfinden. Es wäre gerecht, wenn jeder die Chance der Teilnahme hätte und nicht nur eingeweihte auswärtige Gäste.Vielleicht könnte man dieses Event wiederholen?

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