„Querdenker“-Flyer bundesweit – nun auch in Gotha

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Screenshot: OaF

Gotha (red/ra, 21. Dezember). In manchem Briefkasten in Gotha steckte heute ein Flyer mit dem Titel „Einsame Weihnachten“ wie vor wenigen Tagen u. a. in Potsdam, worüber die „Märkische Allgemeine Zeitung“ (Screenshot) berichtete.

Das Impressum nennt Prof. Dr. Sucharit Bhakdi, Dr. Ronald Weikl und Professor Dr. Stephan Homburg als Herausgeber, die zugleich für den „Mediziner und Wissenschaftler für Gesundheit, Freiheit und Demokratie e. V.“ (MWGFD) stehen.

Der Flyer ist eine neuere Fassung einer Postwurfsendung gleichen Titels: In der wurde der Caritas-Präsident Peter Neher mit den Worten zitiert, es sei gerade an Festtagen wichtig für alte Menschen, Kontakt zu ihren Kindern und Enkelkindern zu haben. Es sei wichtig, „das Gefühl zu haben, noch zu einer Familie zu gehören in einer solch emotional dichten Zeit“.

Neher hatte danach öffentlich im „Ärzteblatt“ dagegen protestiert, vom Verein und deren Köpfen missbraucht zu werden, indem eine Aussage von ihm aus dem Zusammenhang gerissen wurde: „Nicht die Coronamaßnahmen, sondern ein Virus, das weltweit bereits über einer Million Menschen das Leben gekostet hat, vermiest uns Weihnachten (und so vieles mehr).“

Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, war im Flyer mit einem manipulierten Zitat vertreten gewesen. Ein Sprecher der EKD erklärte auf Anfrage von der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) , dass man sich „von der missbräuchlichen Verwendung des Bedford-Strohm-Zitats ausdrücklich distanziere“. Der Ratsvorsitzende habe sich „in zahllosen Interviews unter Bezug auf das Doppelgebot der Liebe für den Schutz der Gesundheit und die dafür erforderlichen Maßnahmen ausgesprochen“, wie „Kirche+Leben“ schreibt.

Bedford-Strohm war in dem Flyer mit den Worten zitiert worden: „Wir müssen die Balance finden in den Altenheimen. Mit zunehmendem Wissen über die Ansteckungswege haben wir alle gelernt, dass einige Maßnahmen zu Beginn der Pandemie in mancher Hinsicht überzogen waren.“

„Querdenker“ setzen auf Flyer
Lars Wienand, der Head of Recherche der Ströer News Publishing GmbH, die u. a. das Nachrichtenportal von t-online.de betreibt, hatte vor einigen Tagen ausführlich darüber berichtet, wie die bekennenden Pandemie-Leugner von „Querdenken“ verstärkt auf traditionelle Art um Unterstützung werben. Demnach haben sich regional und lokal rund 500 Gruppen gebildet, die deutschlandweit Millionen Flugblätter in Briefkästen stecken.

Die Fäden halte Bodo Schiffmann in der Hand. Der HNO-Arzt glaube nicht nur nicht an Corona, sondern halte selbst die Mondlandung für eine Inszenierung, wie er laut Wienand dem „Spiegel“ sagte.

Später sei Schiffmann damit aufgefallen, dass mit erfundenen Geschichten zu gestorbenen Kindern Stimmung machte. Der Vater eines der beiden betroffenen Kinder hatte dagegen auf Twitter protestiert.

Wienand recherchierte zudem, in den Gruppen sei „die Bereitschaft groß, auf Schiffmanns Konten zu überweisen“. Das sei selbst Schiffmann zu heiß geworden, denn er sprach von einer „steuerlich relativ heißen Kiste“.

Auf Twitter gibt es übrigens eine Idee, wie auf die Schiffmann-Zettel reagiert werden könnte: Unter dem provozierenden Hashtag „#HilfestattHetze“ wird dafür geworben, Geld für Corona-Nothilfe und Corona-Forschung bei DRK und Charité zu zu spenden, wenn Corona-Propaganda im Briefkasten gelandet ist.

Diskutiert wird auch die Frage, ob man sich die Post gefallen lassen muss. Der Aufkleber „Keine Werbung“ am Briefkasten bewahrt eigentlich davor…

EKD zur Weihnacht 2020
Auf der Homepage der EKD schreibt Bedford-Strohm, dass wegen Corona-Pandemie „Weihnachten 2020 für fast alle Menschen eine Herausforderung“ sei. Er ermunterte, trotzdem „die Botschaft des Weihnachtsfestes stark“ zu machen.

Auf der Homepage sind zahlreiche Online-Angebote der EKD aufgelistet.

 

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