„Thüringen, was hast Du uns zu bieten? Wir wollen kommen…“

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Olaf Seibicke. Foto: Der Lindenhof

Gotha, 15. Mai
(red/ra). Ab heute dürfen in Thüringen wieder gastronomische und touristische Angebote gemacht werden.
60 Tage Zwangspause liegen hinter der Branche.
Diese Durststrecke wird Folgen haben. Deshalb, weil es nur mit angezogener Handbremse, höchstens mit halber Kraft respektive Gästezahl weitergeht, weitergehen kann.
Abstandsregeln, Hygienekonzepte, diverse sonstigen Auflagen sind zu berücksichtigen.
2019 gab es erstmals nach vielen Jahren großer Anstrengungen 10 Mio. Übernachtungen im Freistaat, davon allein fast 1 Mio. im Landkreis Gotha.
Ende 2020 wird man weit davon entfernt sein – was strukturelle Folgen haben wird, haben kann.
Damit es nicht noch schlimmer kommt, als mancher befürchtet, seien jetzt clevere, frische, sympathische, einladende Initiativen gefragt, vor allem gemeinsame Aktionen von Touristikern im Freistaat, deren Verbänden und der Landespolitik.
Das meint Olaf Seibcke. Der Direktor des Hotels „Der Lindenhof“ ist ein Kenner der Materie, der gern quer denkt und auch bewusst provoziert.
Seine Gedanken zum Tourismus in Thüringen nach Lockdown und nun unter Covid-19:

„Kultur, Kultur, Kultur. Die Zeiten, in denen wir nur mit Goethe, Schiller & Co. allein in Thüringen punkten konnten, sind vorerst vorbei. Die Zeitrechnung nach Corona hat begonnen. Wir sind mittendrin in Deutschland. Aber sind wir auch dabei? Dabei, wenn jetzt der Kuchen verteilt wird? Die Küstenregionen können sich vor Urlaubsanfragen nicht retten. Müssen bereits Gästen absagen.

Was hat unser schönes Thüringen für die Urlaubsplanungen der Familien in den nächsten Wochen zu bieten? Viele Einrichtungen für Kinder wie Vergnügungsparks, Kinos usw. sind geschlossen. Warum sollen also Familien ihr Geld in Thüringen lassen und nicht in Bayern oder Mecklenbugr-Vorpommern?

In der Natur wird der Kleine von den Großen gefressen. Im Tourismus gewinnt jetzt der Schnelle und Pfiffige vor dem Langsamen. Wir müssen Gas geben! Politik und Tourismusgesellschaften dürfen sich jetzt nicht auf finanzielle Rettungsschirme begrenzen. Wir brauchen Sonnenschirme! Sonnenschirme für die Eltern, die Ihren Kindern beim Baden zusehen, beim rasanten Fahren auf der Sommerrodelbahn, beim Spielen auf der Ega. Ist das Kind zufrieden, freuen sich die Eltern. Der etwas abgewandelte, bekannte Werbespruch funktioniert auch bei Menschen.

Also Thüringen: Was hast Du uns zu bieten? Wir wollen kommen!

Heute geht es für uns Hotels endlich wieder los. Allerdings mit dem Anspruch und der Realität, behördliche Auflagen in Ihrer Realisierbarkeit so umzusetzen, dass sie nicht die wirtschaftliche Vernunft in Frage stellen. Es gehört auch zur Realität, dass wir ein nicht absehbares Infektionsgeschehen in den kommenden Wochen haben, was bei ungünstigem Verlauf eine Rolle rückwärts bedeuten kann.

Daran sieht man, wir fahren auf Sicht und da sollte man bekanntlich nicht zu schnell sein und zu viel wollen. Wir sollten die nächsten zwei Wochen offen sein für die neue Situation. Aus Fehlern lernen. Veränderungen akzeptieren. Wir jedenfalls freuen uns sehr, endlich wieder für unsere Gäste da sein zu dürfen…“

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