60 Jahre Institut für Biochemie in Jena

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Das Institut für Physiologische Chemie, später Biochemie, im Jahr 1959. Quelle: Bildarchiv der FSU

Institutsjubiläum gibt Einblick in die Entwicklung des medizinischen Grundlagenfaches

Jena (UKJ/vdG) Die unverkennbar in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts entstandenen Institutsgebäude am Nonnenplan gehörten zu den ersten großen Neubauten für die Friedrich-Schiller-Universität in der kriegszerstörten Jenaer Innenstadt. Neben dem Pharmakologischen Institut zog hier – in unmittelbarer Nähe zum Ursprung der Jenaer Universität am Collegium Jenense – das im Sommer 1959 neugegründete Institut für Physiologische Chemie ein. Damit folgte die Uni Jena vergleichsweise spät der wissenschaftlichen Entwicklung in der medizinischen Physiologie, in der sich die Erforschung der Stoffwechselvorgänge als eine eigenständige Wissenschaftsdisziplin herausgebildet hatte. Das heute als Biochemie bezeichnete Fach ist eines der großen Grundlagenfächer im Medizinstudium. In einer kleinen Festveranstaltung am 31. August blicken ehemalige und heutige Wissenschaftler des Institutes auf 60 Jahre Instituts- und Fachgeschichte zurück. Gäste sind herzlich willkommen.

„Mit der Strukturaufklärung der DNA hatten Watson und Crick in den 50er Jahren die Tür zur Molekularbiologie aufgestoßen, die heute die Forschungsthemen und Arbeitsmethoden in der Biochemie bestimmt“, so Bernd Wiederanders, emeritierter Professor für Biochemie. Eine Posterausstellung, die die Forschungsgruppen des Instituts porträtiert, macht diese Entwicklung deutlich. Der Gründungsdirektor Horst Frunder, Professor für Physiologische Chemie, erforschte zum Beispiel den Stoffwechsel in der geschädigten Leber. In den 80er Jahren trug die Entwicklung einer stark miniaturisierten Analytik in Kooperation mit dem Zeisskombinat zur Planerfüllung in der Universitätsforschung bei. Nach der Wende untersuchten die Jenaer Biochemiker Enzyme, die Eiweißmoleküle spalten, sowie Proteine, die bei der Signalübermittlung in und zwischen Zellen mitwirken, und solche, die als Biomarker Verwendung finden können. Zellbiologische Fragestellungen stehen auch heute im Mittelpunkt, zum Beispiel bei der Untersuchung von Wachstums- und Transportprozessen in Nervenzellen oder bei der Analyse von Molekülen, die den Kontakt zwischen benachbarten Zellen vermitteln.

Wegen der Fülle der Aufgaben in der Studentenausbildung gibt es seit den 90er Jahren an der Medizinischen Fakultät Jena sogar zwei Institute für Biochemie. Die Vorlesungen, Seminare und Praktika in dem als schwierig geltenden Fach gehören für alle angehenden Ärzte und Zahnärzte – zusammen weit über 300 pro Jahr – zum Pflichtprogramm. „Bei Frunder absolvierten die Studenten ein Forschungspraktikum unmittelbar in den Labors der Arbeitsgruppen“, berichtet Heidrun Rhode, die seit 1981 am Institut arbeitet, und die Jubiläumsfeier mitorganisiert. „Das ist heute leider nicht mehr zu realisieren.“ Die Studenten experimentieren dafür heute in modernen Praktikumsräumen.

Die Baugeschichte des Institutes wird zur Jubiläumsveranstaltung auch eine wichtige Rolle spielen. Nach Bernd Wiederanders‘ Einführung in den wissenschaftlichen Werdegang des Institutes wird Klaus Thielmann die Geschichte des Gebäudes beleuchten und an anfängliche wissenschaftliche Arbeiten erinnern. Er arbeitete von 1959 bis 1963 als Dozent am Institut und war ab Januar 1989 der letzte Gesundheitsminister der DDR. Im Anschluss an die Vorträge wird die Posterausstellung über die Arbeitsgruppen eröffnet. Außerdem ist eine Sammlung historischer Laborgerätschaften und Analyseautomaten zu sehen.

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