Einseitige Förderpolitik schadet Thüringer Hochschulen – RCDS Thüringen begrüßt Zwölfpunkteplan der Bundesregierung

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Als kürzlich die elf Exzellenzuniversitäten ausgewählt wurden, konnten sich die Thüringer Hochschulen bereits zurücklehnen: Zwar wurde an der Friedrich-Schiller-Universität Jena ein Exzellenzcluster prämiert, um allerdings den Status der Exzellenzuniversität zu erhalten, wären mindestens zwei nötig gewesen. Mit der TU Dresden erhielt lediglich eine Universität aus den neuen Bundesländern den begehrten Status verbunden mit zusätzlichen Fördermitteln. Die einseitige Förderpolitik führt langfristig zu einem Auseinanderdriften der deutschen Hochschullandschaft. Der RCDS Thüringen begrüßt deshalb, nach eigenen Angaben, den Zwölfpunkteplan der Bundesregierung, um die Lebensverhältnisse in Deutschland zukünftig anzugleichen.

Neben der Neuansiedlung von Behörden und Forschungseinrichtungen in strukturschwachen Regionen sollen nach den Ausführungen der drei Bundesminister auch Hochschulen durch staatliche Förderung und eine aktive Strukturpolitik aufs Land gelockt bzw. dort gehalten werden. „Im Gegensatz zur Exzellenzinitiative, die nur wenigen Hochschulen zugutekommt und die neuen Bundesländer sowie weitere strukturschwächere Regionen größtenteils unbeachtet lässt, wäre die Förderung solcher Maßnahmen zu begrüßen. Allerdings muss in Zusammenarbeit mit den Hochschulen vor Ort nun gezielt daran gearbeitet werden, ein solches Programm auszuarbeiten. Die Zeit drängt und die Gefahr besteht, dass die Hochschullandschaft weiter auseinanderdriftet“, betont Franca Bauernfeind, Vorsitzende des Ring Christlich-Demokratischer Studenten in Thüringen.

Bei den 57 im Vorjahr ausgewählten Exzellenzclustern ging kein einziges nach Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg, nach Thüringen nur ein einziges. Die Universität Leipzig, nach Studentenzahlen die zweitgrößte ostdeutsche Universität, blieb ebenfalls ohne Cluster. „In der Bund-Länder-Vereinbarung war ursprünglich eine Untergrenze von 45 Clustern festgelegt. Dann wurden es 57 Cluster an 34 Universitäten – doch die Thüringer Hochschullandschaft profitierte davon nicht, stattdessen erfolgte eine Konzentration auf wenige Bundesländer, die die jährlich 385 Millionen Euro unter sich aufteilen“, gibt Bauernfeind zu bedenken.

Parallel dazu gehen an 41 deutschen Hochschulen die Studentenzahlen nach unten, sieben davon liegen in Thüringen. Von 2011/12 bis zum Wintersemester 2018/19 sank die Anzahl der Studenten an Thüringer Hochschulen um über 4.000 auf nur noch 49.501 Studenten ab. „Wir müssen uns nicht wundern, wenn die ostdeutschen Hochschulen bei einer solch einseitigen Anreizsetzung der Fördermittel auf Bundesebene immer weiter schrumpfen. Natürlich soll die Exzellenzinitiative eine internationale Spitzenstellung fördern, trotzdem darf dies nicht zum bundesweiten Ungleichgewicht führen. Wir brauchen, wie im Zwölfpunkteplan der Bundesregierung aufgeführt, auch für ostdeutsche Hochschulstandorte gezielte, systematische Förderungen, damit diese nicht abgehangen werden“, kritisiert Bauernfeind.

Zu den zukünftigen Aufgaben gehört es auch, Studenten nach ihrem Abschluss vor Ort zu binden und dafür ein regionales Übergangsmanagement zu schaffen. Dafür müssen Partner außerhalb der Hochschule wie Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Verwaltungen gefunden werden. Wie schwierig dies für einige der Thüringer Landkreise ist, zeigt ebenfalls eine Untersuchung im Rahmen der Berichterstellung für gleichwertige Lebensverhältnisse: Betrachtet man die Anzahl sozialversicherungspflichtiger Beschäftigter mit einem akademischen Abschluss, so liegt dieser in weiten Teilen des Freistaats bei unter acht Prozent, lediglich in Erfurt bei über 14.

 

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