Erste Weißstörche kehren aus Winterquartieren zurück

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Weißstörche im Januar. Foto: Klaus Schmidt

Gotha (red/NABU, 17. Januar). „Die ersten Weißstörche sind nach Thüringen zurückgekehrt und beginnen teilweise mit dem Frühjahrputz ihrer Nester“, berichtet Klaus Schmidt, ein Storchenexperte beim NABU Thüringen. „Die Natur hat auf die sehr lange und extrem milde Wetterlage zwischen Weihnachten und Mitte Januar reagiert. Frühblüher zeigen sich, Vögel beginnen teilweise schon mit der Balz und sogar einige Weißstörche kamen aus dem Winterquartier zurück.“

Frühe Ankunft der Weißstörche
Einst galt der Weißstorch als typischer Zugvogel, der in Afrika überwintert und sich in Europa fortpflanzt. Die Rückkehr der Störche aus dem Winterquartier erfolgte in früheren Zeiten von Mitte März bis Anfang Mai. Seit einigen Jahrzehnten hat sich klimatisch bedingt dieses Verhalten deutlich verändert.

Klaus Schmidt erzählt: „Schon früher gab es gelegentlich einzelne Stelzbeine, die bei uns den Winter überdauerten. Wenn die Zugzeit vorbei ist, gibt es einige Weißstörche, die hierbleiben und auf der Suche nach Nahrung einfach nur durch die Gegend vagabundieren. Der Frost bereitet den Störchen, die den Abflug verpasst haben, keine Probleme. Voraussetzung ist jedoch, dass sie genügend Nahrung finden. Dabei sind Mäuse besonders günstig. Gern werden auch Flachgewässer und Kompostanlagen aufgesucht. Bei geschlossener Schneedecke wird es jedoch problematisch, ausreichend Nahrung zu finden. Aber es ist noch kein Storch im Winter bei uns verhungert.“

Aus der Historie überwinternder Weißstörche
In Immelborn überwinterte zum Beispiel ein Storchenmännchen von 1994 bis 2004 erfolgreich in zehn aufeinanderfolgenden Winterperioden. Allerdings hatte er sich in einer der Frostperioden die Zehen abgefroren. Von dort an war er an seinem verkrüppelten Fuß gut zu erkennen. Der Immelborner Weißstorch kann nach seinen Überwinterungen auf acht erfolgreichen Bruten mit insgesamt 29 flüggen Jungstörche zurückblicken. Weitere Überwinterungen von einzelnen Adebaren sind unter anderem aus Lauchröden, Berka und Breitungen bekannt. In diesem Jahr überwintert wie bereits in zurückliegenden Jahren, ein Storch in Breitungen.

Erstmals bundesweite Weißstorchzählung im Januar
Mit der zunehmenden Klimaerwärmung und dem oft milden Winterwetter, hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Zahl der überwinternden Weißstörche in Mitteleuropa zugenommen. Aus diesem Grund hat sich die NABU-Arbeitsgruppe Weißstorch erstmals entschieden, am ersten Januarwochenende 2023 Winterstörche bundesweit zu zählen. Während vor 15 Jahren schätzungsweise 100 Störche in Deutschland überwinterten, waren es in den letzten Jahren stets zwischen 600 und 900 Störche. Die meisten Störche konzentrierten sich auf günstigen Nahrungsstellen in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen. Hier sind jeweils 150 bis 300 Individuen ermittelt worden. In Thüringen bleiben nur wenige Einzelstörche im Winter zu verzeichnen, maximal 12 im Winter 2017/18.

Weißstörche im Januar in Thüringen
Sein Nest bezogen hat zum Beispiel schon das Storchenpaar von Immelborn. Der 2006 in Leimbach geborene Storchenmann ist in seinen jungen Jahren im Winter nach Spanien geflogen. Später überwinterte er bereits in Südhessen, wo er zwischendurch mehrfach kurzzeitige Ausflüge nach Immelborn unternommen hat. In diesem Jahr flog er am 11. Januar ein. Die zwei Jahre jüngere Partnerin erwartet ihren Mann schon zwei Tage zuvor am angestammten Brutnest, auf dem Ziegeleischlot in Immelborn. Laut des NABU-Weißstorchexperten ist auch das beringte Weißstorchenmännchen aus Gerstungen eingetroffen. Die weitere Wetterlage wird entscheiden, ob die zurückgekehrten Adebare bleiben oder nochmals wieder in den Süden zurückfliegen.

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