Stolpersteine für Behrendt Pick – den ersten Direktor des Gothaer Münzkabinetts

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Gotha (red, 21. Dezember). Mit zwei Stolpersteinen und einer sehr gut besuchten Gedenkveranstaltung anlässlich seines 160. Geburtstages wurde Behrendt Pick geehrte. Dafür hatten die drei auf Schloss Friedenstein kooperierenden Kulturinstitutionen – die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten sowie die Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt – erinnert: an eine zu Unrecht vergessene und mit Unrecht vergessen gemachte Persönlichkeit der Thüringer Kultur- und Wissenschaftsgeschichte erinnert.

Der international renommierte Numismatiker und Historiker Behrendt Pick hat in 41 Dienstjahren auf dem Friedenstein die internationale Wissenschaft ebenso befördert wie die Thüringer Bildungslandschaft. 1893 wurde er erster Direktor des legendären Gothaer Münzkabinetts, das sich Ende des 19. Jahrhunderts auf Augenhöhe mit den Sammlungen in Paris und Wien bewegte. Mit etwa 30.000 Neuerwerbungen zählt Pick zu den ganz großen Sammler-Persönlichkeiten des Friedensteins. Als Direktor der Herzoglichen Bibliothek in Gotha, langjähriger Professor an der Universität Jena und Mitbegründer der Gothaer Volkshochschule hat er sich darüber hinaus um die kulturelle Breitenbildung verdient gemacht.

Im NS-Staat wurde Pick 1933/34 aufgrund seines „mosaischen Glaubens“ gedemütigt, entrechtet und schließlich in Zwangsruhestand versetzt. Wenige Jahre später zog er mit seiner Frau Gertrud nach Berlin, wo er 1940 starb. 1942, kurz nach den ersten „Alterstransporten“ vom Anhalter Bahnhof in Kreuzburg ins KZ Theresienstadt, nahm sich Gertrud Pick das Leben.

Am Sonntag kam es nun im Beisein des Künstlers und Stolperstein-Erfinders Gunter Demnig unter den Ostarkaden von Schloss Friedenstein zur Legung eines Stolpersteins in Erinnerung an Behrendt Pick – in direkter Nähe zum historischen Münzkabinett und seinen einstigen Arbeitsräumen. Ein weiterer Stolperstein wird als potenzielles Ausstellungsobjekt die Sammlung zur Stadtgeschichte erweitern und so Vergangenheit und Gegenwart verbinden.

Ein Stolperstein wurde gespendet von Wolfgang Kümpfel im Namen des Freundeskreis Kunstsammlungen Schloss Friedenstein e. V., einer privat von Christoph Mauny, Marjanko Pilekić und Uta Wallenstein (Stiftung Schloss Friedenstein Gotha). Alexej Barchevitch, 1. Konzertmeister der Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach, schenkte ein Stück auf der Violine. Die Belegschaften der drei Institutionen auf dem Friedenstein sammelten zudem gemeinsam für Blumen und Kerzen in Erinnerung an ihren „Kollegen“. Da dabei mehr als nötig zusammenkam, soll der übrige Betrag der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen als Spende zukommen.

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