Trauriger Rekord an illegalen Wolfs-Tötungen

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Wolf auf dem Weg. Foto Kathleen Gerber/NABU

Gotha (red/NABU, 5. Dezember). Das Wachstum der Wolfspopulation in Deutschland hat sich erneut deutlich abgeflacht. Das zeigt das aktuelle Wolfsmonitoring des Bundesamtes für Naturschutz (BfN).

2020/21 wurden in Deutschland 157 Wolfsrudel, 27 Paare und 19 territoriale Einzeltiere bestätigt. Das bedeutet einen Anstieg der Territorien um knapp zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das war zu erwarten, da es in weiten Teilen der deutschen Kulturlandschaft hohe Wilddichten und geeigneten, noch nicht besetzten Lebensraum für Wölfe gibt. Wie im Vorjahr hat sich das Wachstum jedoch deutlich abgeflacht, vor einigen Jahren betrug es noch um die 30 Prozent jährlich.

„Neben den Wölfen im etablierten Wolfsgebiet bei Ohrdruf, hat es im zurückliegenden Monitoringjahr noch weitere Wolfsnachweise im Freistaat gegeben. Die aktuelle Wolfsverbreitungskarte des BfN zeigt, dass insbesondere in West- und Ostthüringen immer wieder Wölfe nachgewiesen wurden. In Westthüringen reichen vereinzelte Nachweise vom Südharz bis in die Rhön. In Ostthüringen wurden verschiedene Einzelnachweise hauptsächlich östlich entlang der Saale erbracht“, sagt Silvester Tamás der Sprecher der Landesarbeitsgruppe Wolf und Luchs beim NABU Thüringen.

Mit zwölf illegalen Abschüsse von Wölfen im laufenden Jahr gibt es einen neuen traurigen Rekord für Deutschland. Der NABU betont: „Jede illegale Tötung eines streng geschützten Tieres ist eine Straftat. Seit 2000 wurden 65 mutwillig illegal getötete Wölfe in Deutschland gefunden. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein. Zudem kamen 2021 bisher 88 Wölfe im Straßen- und Bahnverkehr ums Leben.“

Plänen zur Bejagung von Wölfen als streng geschützte Tierart erteilt der NABU eine Abfuhr. „Experten sind sich einig: Die Jagd auf Wölfe führt nicht zur Konfliktminimierung in der Weidetierhaltung, sondern im Zweifel eher zur Verschärfung. Wird in etablierten Wolfsterritorien auf Wölfe geschossen, werden immer wieder neue Wölfe einwandern und die Konfliktpotentiale zwischen Weidetierhaltung und den Beutegreifern verstärken sich“, sagt Silvester Tamás.

Die Erfahrung zeige, dass nicht die Anzahl der Wölfe in einem Territorium ausschlaggebend für die Anzahl der Risse ist, sondern allein das Vorhandensein von adäquatem Herdenschutz. „Deshalb erwarten wir von der Politik sich bundesweit dringend um die Stärkung der Weidetierhaltung und den Ausbau des Herdenschutzes zu bemühen.“

In Thüringen werden Herdenschutzmaßnahmen durch das Thüringer Umweltministerium mit bis zu 100 Prozent der Ausgaben gefördert. Sogar der Einsatz von Herdenschutzhunden wird im Freistaat bezahlt. „Der NABU Thüringen unterstützt Weidetierhalter und die interessierte Bevölkerung, wenn es um Aufklärung und Informationen zum Wolf geht. Neben dem aktiven Sammeln von Hinweisen und Meldungen zum Wolf, sprechen wir mit Schäfern und Landwirten. Ein konstruktiver Dialog für alle Beteiligten ist wichtig, um die Akzeptanz gegenüber dem Wolf weiter zu stärken. Wird der Herdenschutz von Beginn an gut in der Praxis mit den empfohlenen Maßnahmen umgesetzt, kommt es meist gar nicht erst zu Schäden oder Rissen“, erklärt der Sprecher der NABU-Landesarbeitsgruppe Wolf und Luchs.

Wichtig ist es laut des Verbandes auch, das Wachstum der Population richtig zu deuten. Wölfe sind territorial, sie dulden keine fremden Wölfe in ihrem Gebiet. Der Nachwuchs wandert mit Eintritt der Geschlechtsreife ab, um ein eigenes Territorium zu gründen. Es wird daher nie enorm viele Wölfe auf kleiner Fläche geben, sondern in Zukunft sicherlich noch mehr Gebiete mit wenigen Wölfen.

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