(Ur-)Wald fürs Pinselohr

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Waldbesitzer Martin Landgraf und seinem Sohn. Foto: Silvester Tamás

Gotha/Jena (red/NABU, 22. Oktober). Der NABU Thüringen zeichnet einen Wald an der Hohenwartetalsperre als bundesweit zweiten LuchsWald aus. „Dieser Wald bietet mit viel Totholz, alten, teils über hundertjährigen Eichen, jüngeren Berg-Ahornen, Ebereschen und einem natürlich aufwachsenden Mischwald alles das, was wir von einem LuchsWald erwarten“, sagt Silvester Tamás vom NABU-Luchsprojekt „Plan P wie Pinselohr“: „Zudem verzichtet der ausgezeichnete Waldbesitzer auf die Nutzung des Holzes und schafft damit einen Zukunftswald mit viel Ruhe für den Luchs und natürlicher Baumartenvielfalt. Dieser Wald hat unter dem zunehmenden Druck der Klimaerwärmung auch bessere Chancen auf ein Fortbestehen.“

Der Waldbesitzer Martin Landgraf aus Leipzig zeigt sich sichtlich froh über die LuchsWald-Auszeichnung. „Ich freue mich sehr, dass ich mit bloßem Nichtstun und meinem Ansatz, dass sich Natur selbst den besten Wald schafft, ausgezeichnet werden konnte. Bei mir im Wald hört man keine Kettensägen oder große Holzerntemaschinen. Ich denke, dass gefällt sicher auch dem Luchs und anderen ruheliebenden Tierarten. Zudem schaffe ich damit einen Wald, an dem sich auch meine Kinder noch erfreuen.“

Laut NABU Thüringen braucht es für die Wiederansiedelung von Luchsen in Thüringen verschiedene Voraussetzungen. Dazu gehören unter anderem beruhigte, nutzungsarme Wälder, wie zum Beispiel LuchsWälder, eine konsequente und effiziente Verfolgung von Straftaten gegen geschützte Arten und eine möglichst hohe Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber Rückkehrern, wie Wolf und Luchs. „Ein Schwerpunkt unserer Luchsarbeit ist unter anderem die Vernetzung verschiedener Akteure und Aktiver, die zum Thema Luchs arbeiten. So findet am 3. November eine Veranstaltung des NABU-Luchsfreunde-Netzwerkes statt. Dort wollen wir uns, als positives Beispiel in Europa, mit der Wiederansiedelung des Luchses auf der iberischen Halbinsel beschäftigen“, berichtet Silvester Tamás. „Seit Beginn der 2000er Jahre werden von Spanien und Portugal massive Anstrengungen unternommen, den Pardelluchsen auf die Sprünge zu helfen und mittlerweile streifen wieder gut 1000 Pardelluchse durch den Süden der iberischen Halbinsel.“ In einer Onlineveranstaltung wird Dr. Maria Teresa Amat Valero einen Vortrag mit dem Titel „Der Pardelluchs – Kampf ums Überleben“ halten. Im Anschluss daran werden sich die Luchsfreunde gemeinsam zum Thema austauschen und über Perspektiven für den praktischen Arten- und Naturschutz in Thüringen verständigen.

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