Sehenswert: MDR-Dokumentation „Was will der Osten?“

0
1311
Das idyllische Seifhennersdorf liegt direkt an der Grenze zu Tschechien. Seit der Wende hat es fast die Hälfte seiner Einwohner verloren. Foto: mdr

Leipzig/Gotha (red/PM/mdr, 16. November). 30 Jahre nach der Wiedervereinigung erzählt die neue MDR-Dokumentation „Was will der Osten?“ von Ostdeutschen, die aus dem Erfahrungsschatz der radikalen Umbrüche Ideen und Visionen für die Zukunft formulieren – als Antwort auf die vermeintliche Spaltung in Ost und West, auf die Krise der Demokratie. Der Film steht ab sofort in der ARD-Mediathek zur Verfügung, im MDR-Fernsehen ist er am 18. November um 20.15 Uhr zu sehen.

Egal in welchen Bereich man schaut: Die ostdeutsche Wirtschaft ist kleinteiliger und schwächer als die westdeutsche, die Kapitaldecken sind dünner, die privaten Vermögen auch, der Anteil Ostdeutscher in der Top-Elite der Bundesrepublik ist nach wie vor verschwindend gering. Hinzu kommt eine einmalige Demografie: Frauenmangel, hohe Abwanderung und Überalterung.

Dazu der Verdruss vieler Ostdeutscher: 2019 antworten bei einer Umfrage des Institutes für Demoskopie Allensbach auf die Frage „Glauben Sie, dass die Demokratie, die wir in Deutschland haben, die beste Staatsform ist?“ im Westen 77 Prozent der Menschen mit „Ja“. Im Osten hingegen stimmten nur weniger als die Hälfte der Menschen zu. Das Vertrauen in das System ist erschüttert.

Aus dem Sichtfeld geraten oft jene, die fieberhaft nach Lösungen für all diese Probleme suchen. Hier setzt der Film „Was will der Osten?“ an: Es sind sieben Geschichten aus Ostdeutschland, die deutlich machen, dass aus den Erfahrungen einer Gesellschaft, die sich radikal ändern musste, heute neue Ideen für ganz Deutschland wachsen. Der Osten will mehr Teilhabe, die Dinge selbst in die Hand nehmen.

Zwei Ostdeutsche, die steile Karrieren in Wirtschaft und Wissenschaft gemacht haben – und im Schatten von Marx groß geworden sind. Der eine, Prof. Timo Meynhardt, ist Professer an der renommierten, privaten Handelshochschule in Leipzig. Der andere, Prof. Michael Kaschke, hat einen Weltkonzern saniert. Sie treffen sich in „Was will der Osten?“ und diskutieren, welches Erbe die DDR, die Wende und die letzten 30 Jahre in Ostdeutschland hinterlassen haben – und was uns dieses Erbe über die Zukunft Deuschlands erzählt. Foto: mdr

Eine der prägenden Geschichten des Films ist die des Bürgermeisters Dirk Neubauer aus dem kleinen Ort Augustusburg bei Chemnitz. Neubauer will mit Bürgerfonds, Bürgerräten und einer konsequenten Digitalisierung die ländlichen Regionen aus dem Zugriff der radikalen Rechten befreien. Er ist überzeugt, dass sich auf dem Land die Zukunft unserer Demokratie entscheidet.

Da sind die Robotik-Revolutionäre Maria und Christian Piechnik, die von Dresden aus die Welt erobern wollen mit einem Unternehmen, das auf Internationalität setzt und sich bewusst für den Osten als Standort entschieden hat.

Im Kontrast dazu die Geschichte einer Elterngruppe in Sachsen-Anhalt, die in den vergangenen zehn Jahren miterleben musste, wie Parteien und Parlamente im Osten die Probleme in der Bildungspolitik nicht lösen – und die jetzt für neue Modelle der demokratischen Teilhabe kämpfen.

Da ist die Journalistin und Autorin Valerie Schönian, die, geboren im Jahr der Einheit, in Diskussionen und Lesungen unermüdlich daran arbeitet, Ost und West wieder miteinander zu versöhnen.

Und da sind zwei weitere erfolgreiche Ostdeutsche, der eine hat einen Weltkonzern im Westen saniert, der andere ist der einzige ostdeutsche Professor an der renommierten Handelshochschule in Leipzig: Beide sehen in der Diskussion um Gegensätze den wichtigsten Schritt in die Zukunft.

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT