Oettinger Rockets treffen auf den FC Bayern München

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Am Sonntag empfangen die Oettinger Rockets die Basketballer des FC Bayern München. Das Spiel startet um 15 Uhr in der Messehalle Erfurt. Telekom Sport überträgt die Partie live.

Die Attraktivität der easyCredit BBL zeigt sich neben dem hohen Wettkampflevel aller 18 Klubs, natürlich besonders in der hohen Qualität der Leuchttürme des deutschen Basketballs. Der nächste Gegner ist hierfür sicherlich ein exzellenter Beleg.
Auf dem ersten Blick und rein von der sportlichen Betrachtung liegen sicherlich Welten zwischen den beiden Klubs. Während die Rockets als Aufsteiger an der Zielstellung Klassenerhalt arbeiten, stehen die Bayern mit 12 Siegen aus 13 Spielen auf Tabellenplatz 1 und gelten als Topfavorit im Rennen um die nationalen Titel. Im EuroCup sind die Bayern bislang sogar ungeschlagen. Alle neun Spiele des zweithöchsten europäischen Wettbewerbs konnten gewonnen werden. Damit stehen die Münchner bereits jetzt als Erster der Gruppenphase fest. Erst am Dienstag sorgte der 111:85-Heimsieg gegen den israelischen Meister Hapoel Jerusalem für ein weiteres Ausrufezeichen.

Der Münchner Verein steht seit dem Wiederaufstieg in die 1. Liga (im Sommer 2011) auch im Basketball für absolute Spitzenklasse. Die Klubführung um den damaligen und heutigen Präsidenten Uli Hoeneß hatte von Beginn an klar gemacht, dass das Projekt Basketball mit höchster Ambition gestartet wird. Interessanterweise finden sich bei näherer Betrachtung der jüngeren Geschichte der beiden Profiklubs zahlreiche Parallelen und persönliche Verbindungen. Wie Hoeneß in der Anfangszeit mehrfach öffentlich betonte, war die ehrgeizige Professionalisierung der Basketball-Abteilung reiflich überlegt. Aus diesem Grund ließ sich der Bayern-Macher nach eigenen Aussagen besonders intensiv vom damaligen Bamberger Geschäftsführer Wolfgang Heyder beraten, den er auch gerne von einem längerfristigen Engagement beim FCB überzeugt hätte.

Als Verantwortlichen für die Mission Aufstieg holten die Münchner mit Dirk Bauermann den erfolgreichsten deutschen Basketball-Trainer (9 dt. Meisterschaften) in die ProA und rekrutierten dazu auch den früheren Kapitän der Nationalmannschaft, Steffen Hamann, als
Spielmacher. Hier lässt sich eine amüsante Brücke zu den Rockets schlagen, schließlich sind Bauermann und Hamann gemeinsam mit Wolfgang Heyder die prägenden Gesichter des Bamberger Erfolgsmärchens, das zum Gewinn der beiden ersten Meisterschaften der Franken (2005 und 2007) führte. Ähnlich wie der bayerische Hauptstadt-Klub verpflichtete die Rockets-Führung um Astrid Kollmar im Sommer 2016 ebenfalls erfahrene Basketball-Experten mit Bamberger Hintergrund und durften sich, genauso wie damals der FCB, über den sofortigen Sprung ins deutsche Oberhaus freuen.

Während Bauermann inzwischen Chef-Trainer beim Ligakonkurrenten Würzburg ist und mit seinem neuen Team am 26. Dezember in die Messehalle Erfurt kommen wird, arbeitet Hamann seit seinem Karriere-Ende als Jugendtrainer bei den Bayern. Insofern wird er sicherlich den Auftritt seines Klubs in Erfurt sehr aufmerksam verfolgen – wohl auch um zu beobachten, wie sich die Schützlingen seines langjährigen Mitspielers Ivan Pavic schlagen. Der Rockets-Headcoach durchlief gemeinsam mit Hamann das Bamberger Nachwuchsprogramm. Beide wurden dabei besonders von einem sehr strengen, hartnäckigen Trainer geprägt, der von seinen Spielern stets vollen Einsatz forderte. Die Rede ist hierbei wieder von Heyder, der die beiden Jugendlichen zu Profis machte.
Sein damals junger Co-Trainer Volker Stix wird am Sonntag ebenfalls nach Erfurt reisen. Der heute 47-Jährige baute erst in unterschiedlichen Funktionen die Brose Baskets mit auf, bevor er dann Karriere beim FC Bayern machte. Inzwischen leitet Stix, gemeinsam mit dem früheren Berliner Profispieler Marko Pesic, als Geschäftsführer die Geschicke der Basketball GmbH der Münchner Weltmarke.

Nach einer durchwachsenen abgelaufenen Saison ist das aktuell sehr gute Abschneiden dem aktuellen FCB-Coach Aleksandar Djordjevic zu verdanken. Der 50-Jährige Serbe kann auf eine lange Karriere als Weltklasse-Spieler zurückschauen und gewann fast alles. Hier nur ein kleiner Auszug der internationalen Trophäen: WM-Gold 98, EM-Gold 91/95/97, Euroleague-Titel 92, Korac Cup 89/93/99, Olympia-Silber 96. Djordjevic galt als begnadeter Point Guard, der mit großem Spielverständnis seine Mitspieler führte. Diese Fähigkeiten konnte er hervorragend auf seine Arbeit als Trainer übertragen und gehört bereits seit einigen Jahren zu den anerkanntesten Coaches Europas. Seit 2013 trägt er als Nationaltrainer die Verantwortung für sein Heimatland und gewann mit der serbischen Auswahl Silber bei der WM 2014, sowie bei den Olympischen Spielen 2016. Bei beiden internationalen Turnieren musste sich Djordjevic nur dem Star-Ensemble der USA geschlagen geben.

Vor drei Wochen stand der FCB-Coach in seiner Funktion als Nationaltrainer übrigens für zehn Tage gemeinsam mit der serbischen Center-Rakete Sava Lesic in der Halle. Djordjevic hatte seinen 29-Jährigen Landsmann zum Nationalspieler berufen. Serbien gewann sowohl gegen Österreich, wie Georgien deutlich. Spannung verheißt übrigens das nächste Länderspiel, welches im Februar 2018 ausgetragen wird. Dann steht die Partie gegen Deutschland und damit das team-interne Duell mit Andreas Obst an.

Am Sonntag kann sich Obst bereits mit einem weiteren serbischen Nationalspieler vertraut machen: der Power Forward Milan Macvan gehört zu den absoluten Leistungsträgern der Münchner und stand bislang in 12 Partien in der Starting Five. Mit Danilo Barthel und Maik Zirbes stehen bei den Bayern zudem zwei Center unter Vertrag, die wiederum im November gemeinsam mit Obst für Bundestrainer Henrik Rödl aktiv waren.
Ein weiterer wichtiger Anführer des Eurocup-Teams ist wiederum der erfahrene Guard Anton Gavel. Der 33-jährige Routinier kann übrigens sogar auf Einsätze für zwei verschiedene Nationalmannschaften zurück blicken. Jahrelang lief er für sein Geburtsland Slowakei auf, bis er im Jahr 2015 die deutsche Staatsbürgerschaft erlangte und anschließend das DBB-Trikot trug. Seine größten Erfolge feierte er mit den Brose Baskets, mit denen er von 2010 bis 2012 dreimal in Folge Meister wurde. Der heutige Rockets-Sportdirektor Wolfgang Heyder rekrutierte Gavel damals erst im Winter 2009 als Nachverpflichtung und sicherte mithilfe einer Crowdfunding-Aktion namens „Anton muss bleiben“ das notwendige Geld für die Vertragsverlängerung bis zum Saisonende. Aus Sicht vieler Beobachter war dies ein entscheidender Faktor für den anschließenden Gewinn des Doubles aus Meisterschaft und Pokal, sowie ein zentraler Baustein für die Bamberger Dominanz in den folgenden Jahren.

Die Bayern bestechen insgesamt mit einem tiefen und ausgewogenen Kader. In seiner zweiten Saison bei den Münchnern startet beispielsweise auch Center Devin Booker richtig durch. 12,9 Punkte und 4,7 Rebounds zeugen von der sehr guten Bilanz des US-Amerikaners. Seine beiden Landsleute Jared Cunningham (Guard) und Reggie Redding (Flügel) steuern im Schnitt jeweils 10,2 Punkte zum erfolgreichen Abschneiden bei. Unter den Körben sorgen die beiden deutschen Nationalspieler Wolfgang Heyder weiß um die große Klasse des Gegners: „Mit den Bayern kommt eine der erfolgreichsten Mannschaften der letzten Jahre nach Erfurt. Wir gehen als klarer Außenseiter in die Partie.“

Head Coach Ivan Pavic ergänzt: „Die Rollen sind am Sonntag klar verteilt. Bayern München reist als Top-Team der Liga an. Jeder weiß um die vielen Qualitäten der Mannschaft, die auf allen Positionen hochkarätig besetzt ist.“

Bei den Rockets konnte Topscorer Ekene Ibekwe, der beim letzten Spiel verletzungsbedingt pausieren musste, seit Mitte der Woche wieder mittrainieren. Auch Sava Lesic und Johannes Richter, die sich beim Spiel in Bayreuth leichte Blessuren zugezogen hatten, konnten Entwarnung geben und werden am Sonntag auflaufen. Der Einsatz von Guard David Taylor ist jedoch aufgrund einer Bänderverletzung fraglich.
An der Abendkasse sind nur noch wenige Resttickets erhältlich.

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