Verbotenes, Verborgenes, Verdrängtes und Vergessenes – „DEFA 75“

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DEFA 75: MDR und rbb feiern das Jubiläum mit Filmklassikern im Fernsehen und großer Werkschau in der ARD-Mediathek. Grafik: MDR

Leipzig/Gotha (red/MDR, 6. Mai). Vor 75 Jahren, am 17. Mai 1946, wurde die Deutsche Film AG (DEFA) in Potsdam-Babelsberg gegründet. In den 46 Jahren ihres Bestehens entstanden etwa 700 Spielfilme, rund 2.500 Dokumentar- und Kurzfilme und 950 Animationsfilme. Ob Komödie oder Drama, ob Propagandafilm oder Verbotsfilm, ob Durchschnittsware oder Meisterwerk – wer sich ein Bild vom Leben in der DDR mit all seinen Schattierungen machen möchte, der kommt an der DEFA nicht vorbei.

Werkschau in der ARD-Mediathek – von Abenteuer bis „Filme aus dem Panzerschrank“
Mit über 50 Produktionen – von Spielfilmen, Märchen, Dokumentarfilmen bis Kurzfilmen – gibt die ARD-Mediathek im Mai einen umfangreichen Einblick in das Filmerbe der DEFA. Unter dem Titel „DEFA 75“ bündeln MDR und rbb in der ARD-Mediathek ihr Programmangebot zum Geburtstag der DDR-Filmproduktion. Zur Orientierung wird das Angebot thematisch aufbereitet.

In der Rubrik „Filme aus dem Panzerschrank“ können sich Interessierte unter anderem auf den Kult-Klassiker „Spur der Steine“ mit Manfred Krug freuen. Der Film lief 1966 nur drei Tage im Kino, bevor er bis 1989 im Giftschrank verschwand.
Unter dem Stichwort „Komödien“ erwartet die Nutzerinnen und Nutzer etwa der Musikfilm „Heißer Sommer“ mit Frank Schöbel aus dem Jahr 1968.
In der Rubrik „Drama“ wird beispielsweise „Coming out“, der erste DEFA-Film zum Thema Homosexualität in der DDR, abrufbar sein.
Eine Auswahl beliebter DEFA-Streifen wie „Ulzana“, „Apachen“ oder „Chingachgook, die große Schlange“ mit Gojko Mitić bietet die Rubrik „Abenteuer“.
„Jugend in der DDR“ bündelt Produktionen wie „Grüne Hochzeit“ mit Anja Kling in der Hauptrolle oder den Kultfilm „Verbotene Liebe“ aus dem Jahr 1990.
Märchen wie „Dornröschen“ oder „Die Geschichte vom kleinen Muck“ sind in der Rubrik „Kinder und Familie“ zu finden und schließlich gibt es noch eine Sparte „Kurzfilm“ mit Trickfilmen für Erwachsene aus dem DEFA-Studio für Trickfilme Dresden.

Zudem laufen im Fernsehprogramm des MDR und rbb Dokumentationen zur Geschichte der DEFA, die ebenfalls in der ARD-Mediathek abrufbar sein werden.

Das MDR-Programm zum Jubiläum
Am 4. und 11. Mai beleuchtet eine zweiteilige Dokumentation die Geschichte der DEFA und zeigt, wie sich das Helden- bzw. Heldinnen-Bild im DEFA-Film unter den wechselnden Bedingungen veränderte.
Der erste Teil „Petticoat und Planerfüllung – Frauen im DEFA-Film“ (4. Mai, 22.10 Uhr) beschäftigt sich mit den starken und selbstbewussten Leinwandfrauen, die den „Ost-Mann“ in der Regel alt aussehen lassen, deren privates Glück aber nie losgelöst von den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ist.
Im zweiten Teil „Kalaschnikow und Doppelkorn – Männer im DEFA-Film“ (11. Mai, 22.10 Uhr) stehen die Männer im Fokus. Frühe DEFA-Filme zeigen vor allem gebrochene Helden, die durch ihre Liebe zu einer DDR-Frau den Weg zurück ins aktive Leben in der vermeintlich besseren Hälfte Deutschlands finden.
Regisseure, Kritiker und Schauspieler wie Eva-Maria Hagen, Annekathrin Bürger, Jaecki Schwarz, Jutta Wachowiak, Winfried Glatzeder und Herrmann Zschoche schildern ihre Sicht auf die DEFA, ihre Filme und Rollen.

Im MDR KULTUR-Magazin „artour“ dreht sich in der Sendung am 6. Mai um 22.10 Uhr alles um die DEFA.

Am 16. Mai eröffnet die MDR ZEITREISE einen DEFA-Themenabend. Zunächst blickt das Geschichtsmagazin zurück auf die knapp fünf Jahrzehnte des DEFA-Films, spricht mit Filmemachern und Darstellern von einst und Kritikern von heute. Und fragt: „Großes Kino?! Was bleibt von der DEFA?“
Anschließend ab 23.30 Uhr spürt die Dokumentation „Sachsens Glanz und Preußens Gloria – Macht und Mythos“ dem größten, teuersten und ehrgeizigsten Projekt des DDR-Fernsehens nach.
Die Nacht gehört drei DEFA-Dokumentarfilmen: „Einmal in der Woche schrei’n“ von Günter Jordan aus dem Jahr 1982 berichtet über das Leben von Jugendlichen im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg.
Im Schwarz-Weiß-Dokumentarfilm „Heim“ aus dem Jahr 1978, der bis 1989 verboten war, sprechen Jugendliche aus einem Kinderheim über ihre Probleme und Sorgen.
In „Drei von vielen“ aus dem Jahr 1961 stellt Jürgen Böttcher drei junge Arbeiter vor, die bei ihm Kunstunterricht nehmen und über ihre Malereien, Eindrücke und Gedanken diskutieren.

Ergänzt werden die Dokumentationen durch TV-Porträts beliebter DEFA-Stars und Regisseure in der MDR KULTUR-Reihe „Lebensläufe“: Friedrich Wolf (6. Mai, 23.10 Uhr), Rolf Herricht (13. Mai, 23.15 Uhr), Christel Bodenstein – Einmal Prinzessin, immer Prinzessin (13. Mai, 00.25 Uhr).

DEFA-Tag zu Himmelfahrt
Am Himmelfahrts-Feiertag (13. Mai) zeigt das MDR-Fernsehen DEFA-Spielfilme am laufenden Band. Los geht’s um 8.30 Uhr mit „Die Reise nach Sundevit“ aus dem Jahr 1966. Am Vormittag folgen zwei beliebte Filme mit Gojko Mitić: „Die Söhne der großen Bärin“ (10.15 Uhr) und „Chingachgook, die große Schlange“ (12.20 Uhr). Der Nachmittag und Abend gehören dann Rolf Herricht und seinen Kultkomödien wie „Hände hoch oder ich schieße“ (16.40 Uhr), „Der Baulöwe“ (20.15 Uhr) und „Der Mann, der nach Oma kam“ (21.45 Uhr). Die Nacht ist dem DEFA-Studio für Trickfilme Dresden gewidmet und präsentiert elf verschieden animierte Kurzfilme für Erwachsene, darunter humorvolle (z.B. „Nur ein Märchen“, „Krawall im Stall“) wie kritische Filme (z.B. „Monument“, „Zwei Lieder“) aus den Jahren 1954 bis 1989.

Am DEFA-Geburtstag selbst zeigt das MDR-Fernsehen einen Spielfilm über die DEFA: Der Kinofilm „Traumfabrik“, der 2019 in die deutschen Kinos kam, ist eine Hommage an die DEFA und das traditionsreiche Studiogelände in Potsdam-Babelsberg. Im Sommer 1961 kommt Emil (Dennis Mojen) als Komparse ins DEFA-Studio Babelsberg und verliebt sich dort Hals über Kopf in die französische Tänzerin Milou (Emilia Schüle). Die beiden sind wie füreinander bestimmt. Doch dann werden sie durch die Grenzschließung am 13. August 1961 getrennt. Ein Wiedersehen scheint unmöglich, bis Emil einen waghalsigen Plan schmiedet…

MDR KULTUR begleitet das DEFA-Jubiläum u.a. mit der Podcast-Reihe „75 Jahre DEFA“. In derzehnteiligen Gesprächsreihe spricht Filmexperte Knut Elstermann mit folgenden DEFA-Größen: Peter Kahane, Alice Agneskirchner, Wolfgang Kohlhaase, Winfried Glatzeder, Jutta Wachowiak, Carmen-Maja Antoni, Jaecki Schwarz, Jutta Hoffmann, Christa Kozik und Andreas Dresen. Im Radio wird am 9. Mai Stefanie Eckert, die neue Chefin der DEFA-Stiftung, zu Gast im MDR KULTUR-Café sein und über ihre Arbeit sprechen. Am 14. Mai widmet MDR KULTUR seine einstündige Spezial-Sendung ab 18 Uhr dem DEFA-Jubiläum.

Die Programmübersicht im MDR-Fernsehen
Donnerstag, 6. Mai 2021
22.10 Uhr: artour, 30 Tage ARD-Mediathek
23.10 Uhr: Lebensläufe – Friedrich Wolf, 30 Tage ARD-Mediathek

Dienstag, 11. Mai 2021
22.10 Uhr: Kalaschnikow und Doppelkorn – Männer im DEFA-Film, 7 Tage ARD-Mediathek

Mittwoch, 12. Mai 2021
00.25 Uhr: Christel Bodenstein – Einmal Prinzessin, immer Prinzessin, 30 Tage ARD-Mediathek
00.55 Uhr: Filmland Thüringen – Von der DEFA bis zum Kinderfilm, 1 Jahr ARD-Mediathek

Donnerstag, 13. Mai 2021 (Christi Himmelfahrt)
8.30 Uhr: Die Reise nach Sundevit, 30 Tage ARD-Mediathek
9.40 Uhr: Dornröschen, 7 Tage ARD-Mediathek
10.50 Uhr: Die Söhne der großen Bärin, 7 Tage ARD-Mediathek
12.20 Uhr: Chingachgook, die Große Schlange, 7 Tage ARD-Mediathek
15.25 Uhr: Hände hoch oder ich schieße, 30 Tage ARD-Mediathek
16.40 Uhr: Geliebte weiße Maus, 30 Tage ARD-Mediathek
20.15 Uhr: Der Baulöwe, 30 Tage ARD-Mediathek
21.45 Uhr: Der Mann, der nach der Oma kam, 7 Tage ARD-Mediathek
23.15 Uhr: Lebensläufe – Rolf Herricht, 3 Monate ARD-Mediathek
23.45 Uhr: Trickfilme für Erwachsene, 30 Tage ARD-Mediathek

Freitag, 14. Mai 2021
00:00 Uhr: Abschiedsdisco, 30 Tage ARD-Mediathek

Sonntag, 16. Mai 2021
22.00 Uhr: MDR Zeitreise, 7 TageARD-Mediathek
22.30 Uhr: Sachsens Glanz und Preußens Gloria – Macht und Mythos, 30 Tage ARD-Mediathek
00.00 Uhr: Einmal in der Woche schrein, 90 Tage ARD-Mediathek
00.15 Uhr: Heim, 90 Tage ARD-Mediathek
00.45 Uhr: Drei von vielen, 90 Tage ARD-Mediathek

Montag, 17. Mai 2021
20.15 Uhr: Traumfabrik, 8 Tage ARD-Mediathek

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