Stauanlagen milderten Hochwasser in Südthüringen

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Das Hochwasserrückhaltebecken (HRB) Ratscher. Foto: Thüringer Fernwasserversorgung

Erfurt/Gotha. (red/ab, 6. Februar). Die drei Stauanlagen Schönbrunn, Ratscher und Grimmelshausen in Südthüringen leisten aktuell einen erheblichen Hochwasserschutz für die Region. Allein in den letzten drei Tagen konnten 4 Mio. Kubikmeter Wasser zurückgehalten werden, berichtet Anne Barthel, die Pressesprecherin der Thüringer Fernwasserversorgung (TFW).

Zu Beginn des aktuellen Hochwassers in Südthüringen hätte das Wasseräquivalent des Schnees im Mittelgebirge rund 100 Millimeter betragen. Zum Tauwetter seien dann in der Zeit vom 3. Februar am Abend bis zum 4. Februar am Morgen erhöhte Niederschläge hinzugekommen, die mit bis zu 40 Millimeter deutlich höher ausfielen als vom Deutschen Wetterdienst vorhergesagt wurde.

„Bei derartigen Wetterlagen halten sich Volker Zimmermann, der Verantwortliche für die Stauanlagen in Mittelthüringen, und sein Team einsatzbereit und haben ein waches Auge im Bereitschaftsdienst.“

In der Nacht zum Donnerstag stieg z. B. der Wasserstand der Oberen Werra, der Schleuse und deren Nebenflüsse sehr rasch und steil an, beschreibt Zimmermann die Ereignisse, die zu zahlreichen Überschreitungen der Meldegrenzen und Alarmstufen der Hochwassermeldepegel der Hochwassernachrichtenzentrale im Gebiet der oberen Werra und der Schleuse führten.

Die TFW reagierte und öffnete Betriebs- und Hochwasserrückhalteräume der drei Stauanlagen Schönbrunn sowie der Hochwasserrückhaltebecken Ratscher und Grimmelshausen.

Der Abfluss aus den Stauanlagen wurde in Abstimmung mit dem Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz gedrosselt, um die unterliegenden Ortslagen zu schützen.

Mit einem erhöhten Personaleinsatz ist seither das Team um Volker Zimmermann u. a. zu Kontrollen an den Anlagen. „Am Hochwasserrückhaltebecken Grimmelshausen, wo sonst nur reguläre Kontrollen notwendig sind, haben wir seit dem 4. Februar rund um die Uhr eine Doppelbesetzung in zwei Schichten“, beschreibt er die Sitaution. Am Hochwasserrückhaltebecken Ratscher wurden die Kontrollintervalle erhöht. Auch die neuen Grundablassschütze, die vor vier Jahren erneuert wurden, kamen jetzt zum vollen Einsatz. Die Talsperre Schönbrunn wird aufgrund ihrer Größe und Komplexität auch in normalen Zeiten rund um die Uhr betreut.

Die stillen Helfer in Hochwasserzeiten konnten durch die Steuerung der drei Anlagen vier Mio. Kubikmeter Wasser zurückhalten. An der Talsperre Schönbrunn wurde ein Zufluss von 13,6 Kubikmeter pro Sekunde im Stauraum aufgefangen und nur 0,05 Kubikmeter pro Sekunde an die Schleuse abgegeben.

Dem Hochwasserrückhaltebecken Ratscher flossen in der Spitze 28,8 Kubikmeter pro Sekunde zu und der Abfluss wurde gedrosselt auf fünf Kubikmeter pro Sekunde.

In Summe konnten durch die beiden Stauanlagen unter anderem für die Ortslage Rappelsdorf eine Reduzierung von 70 Kubikmeter pro Sekunde auf 34 Kubikmeter pro Sekunde erreicht werden. Das entspricht 50 Zentimeter Wasserstand.

Auch für weiter flussabwärts liegende Regionen bis Themar und Meiningen, konnte Wasser zurückgehalten werden.

Hintergrundinformation:
Das Hochwasserrückhaltebecken Grimmelshausen liegt bei Grimmelshausen und Themar im südlichen Thüringen. Es wurde 1991 in Betrieb genommen und staut die Werra bei Hoch-wasser. Die Anlage wird im Teildauerstau betrieben und nur bei starken Zuflüssen voll einge-staut, um die Ortslagen an der Werra zu schützen.

Das Hochwasserrückhaltebecken Ratscher liegt bei Schleusingen und speichert ganzjährig Wasser. Die heute als Ausflugsort bekannte Stauanlage wurde 1983 in Betrieb genommen. Um für starke Zuflüsse in den Wintermonaten gewappnet zu sein, variieren das Sommer- und Winterstauziel. Das Hochwasserrückhaltebecken staut die Schleuse und regelt den Abfluss in den weiteren Verlauf der Schleuse, um vor allem die Ortschaften Ratscher, Rappelsdorf, Klos-ter Veßra, sowie die Gemeinden entlang der Werra zwischen Themar und Meiningen zu schüt-zen.

Die Trinkwassertalsperre Schönbrunn liegt bei Unterneubrunn und wurde 1975 in Betrieb genommen. Sie staut die Schleuse. Aus der Talsperre Schönbrunn gibt die Thüringer Fern-wasserversorgung das Rohwasser zur weiteren Aufbereitung und Verteilung an den Fernwas-serzweckverband Südthüringen ab. Im Jahr sind das etwa 12 Mio. Kubikmeter Rohwasser. Neben der Rohwasserbereitstellung erfüllt sie auch Hochwasserschutzaufgaben. Der mittlere Jahreszufluss liegt bei 0,7 Kubikmeter pro Sekunde.

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