Haushaltseinkommen: Seit 1995 +26 % – aber Ungleichheit bleibt

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Grafik: DIW Berlin Ungleichheit teils gesunken, teils stagniert.

Berlin/Gotha (red/DIW, 23. Juni). In den vergangenen 25 Jahren sind sowohl Löhne und Renten als auch die Haushaltsnettoeinkommen preisbereinigt gestiegen. Die Ungleichheit bei den Löhnen ist seit rund zehn Jahren deutlich gefallen, bei den verfügbaren Einkommen liegt sie weiterhin auf dem Niveau von 2005. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), die jährlich die Einkommensentwicklung untersucht.

Nach einer Stagnation von 1995 bis 2003, gefolgt von einer Zeit des Abschwungs, sind seit 2013 bis zur Corona-Pandemie die Bruttostunden- und Monatslöhne kräftig gestiegen: im Schnitt um 10 %, bei Vollzeitbeschäftigten sogar um das Doppelte: „Diese unterschiedliche Entwicklung ist vor allem der vermehrten Teilzeitarbeit und der gestiegenen Zahl von Minijobs geschuldet“, sagt Studienautor Markus M. Grabka.

Die positive Entwicklung der Löhne schlägt sich auch in den Haushaltsnettoeinkommen nieder, die seit 1995 um 26 % zugelegt haben. Die Renten der gesetzlichen Rentenversicherung, neben der Erwerbstätigkeit die zweitwichtigste Einkommensquelle, haben sich ähnlich entwickelt: Seit 1995 haben sie um 8 % zugelegt, seit 2013 sogar um knapp 20 %.

Auf die Ungleichheit hat sich dies aber sehr unterschiedlich ausgewirkt. Während die Ungleichheit der Stundenlöhne fast wieder so niedrig ist wie zu Beginn der 2000er-Jahre, liegt sie bei den Bruttomonatslöhne noch deutlich über dem Niveau von vor 25 Jahren, auch wenn sie in den letzten Jahren stark gefallen ist: 1995 hat der obere Rand der Lohnverteilung monatlich noch das gut Vierfache des unteren Randes verdient; 2020 war es gut das Siebenfache – nach dem Elffachen im Jahr 2011. „Es ist erfreulich, dass die Lohnungleichheit in den vergangenen zehn Jahren deutlich gesunken ist“, meint Grabka. Dies sei auch der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns zu verdanken.

Maßnahmen zum Inflationsausgleich zielgerichteter gestalten
Wie sich die Corona-Pandemie auf Löhne, Einkommen und deren Ungleichheit auswirkt, ist bisher nur unvollständig erfasst. Vorläufige Stichproben lassen vermuten, dass die Pandemie die Ungleichheit der Haushaltsnettoeinkommen bisher nicht erhöht hat. Die Auswirkungen der stark gestiegenen Inflation lassen aber eine größere Belastung von unteren und mittleren Einkommensbeziehern erwarten.

„Die von der Bundesregierung beschlossene Energiepreispauschale ist als Entlastungsmaßnahme zu begrüßen“, sagt Grabka. Da diese aber nur für alle aktiv tätigen Erwerbspersonen gewährt werde, dürften andere Haushalte, die von dieser Maßnahme ausgeschlossen sind, nicht aus dem Blick geraten, wie RentnerInnen oder auch Studierende. „Für diese Gruppen sollten daher andere Instrumente einer finanziellen Unterstützung gefunden werden“, gibt Grabka zu bedenken.

Die vollständige Studie

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