Science City mit deutlichem Derbysieg

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Jenas Basketball-Express rollt und ist derzeit nicht aufzuhalten. Mit einem am Ende überdeutlichen 94:74-Sieg gegen die Chemnitz 99ers gelang Science City Jena am Samstagabend einen wichtiger Schritt in Richtung Playoff-Runde. Vor der stattlichen Kulisse von 2340 Zuschauern, darunter die Mannschaft des FC Carl Zeiss Jena sowie auch Erstliga-Spielerinnen des FF USV Jena, bezwangen die Saalestädter den ewigen Rivalen aus Sachsen trotz arger personeller Probleme, hatten mit Kapitän Sascha Leutloff und den beiden Centern Kendall Chones und Jordan Henriquez gleich drei wichtige Leistungsträger zu ersetzen.

Dennoch überzeugte das Harmsen-Team mit viel Willen, noch mehr Einsatz und einer großen Portion Leidenschaft. Diese mentalen Komponenten waren gegen die NINERS aus Chemnitz auch bitter nötig, um die diesjährige Derby-Bilanz nach der 67:76-Vorrundenniederlage auszugleichen. Aufgrund der weiteren Ergebnisse dieses Spieltags stabilisieren sich die Thüringer punktgleich mit Hamburg auf Rang 8, haben vier Punkte Vorsprung vor dem 9.Platz.

Während die Gäste um den Ex-Jenaer Robert Cardenas zunächst besser aus den Startlöchern kamen, früh auf 0:8 (3.) enteilten, benötigte Science City gut fünf Minuten um die bis dato noch verstellten Visiere zu richten. Mantas Virbalas war es vorbehalten, aus der Distanz auf 3:8 zu verkürzen, bevor sich ein dem stimmungsvollen Rahmen entsprechender Schlagabtausch entwickelte. Zwar blieb Chemnitz weiterhin in Front, spätestens nach Ermen Reyes-Napoles 360° Reverse Layup zum 13:14 (7.) leuchtete für Jena jedoch wieder Sonne am statistischen Horizont. NINERS-Coach Buchmann zog die taktische Notbremse in Form einer Auszeit, bevor der ursprünglich als definitiv verletzt vermeldete Walter Simon mit zwei Dreiern zur Chemnitzer 16:20-Führung traf. Bei noch sieben Sekunden Restspielzeit übernahm der mit vielen Spielanteilen bedachte Georg Voigtmann für Science City Verantwortung, antwortete ebenfalls außerhalb des Perimeters zum 19:20-Viertelendstand.

Auch im zweiten Spielabschnitt glich das enge Duell einem Ritt auf der Rasierklinge. Keinem der beiden Kontrahenten gelang es zunächst sich nennenswert abzusetzen. Stattdessen sprachen acht Führungswechsel allein bis zur 16.Minute Bände hinsichtlich der Ausgeglichenheit dieser Partie. Erst im Anschluss schienen die Sachsen davonziehen zu können, setzten sich zwischenzeitlich auf 37:43 (18., Cardenas) ab. Doch Science City konnte sich auf das in den letzten Wochen deutlich stabilisierte offensive Output seiner Schützen verlassen, konterte eiskalt und drehte das Ergebnis mit dem neunten Richtungswechsel dieses Viertels zu seinen Gunsten. Wie an der Schnur gezogen rauschten die Schüsse von Brady Morningstar, Wayne Bernard, Julius Wolf und Ermen Reyes-Napoles zur hauchdünne 46:45-Halbzeitführung durch die Chemnitzer Reuse.

Nachdem sich in den ersten 20 Minuten bereits ein beinharter Kampf um jeden Zentimeter des Parketts angedeutet hatte, blieb auch das dritte Viertel so eng wie Taucheranzug. Weiterhin hochprozentig von draußen treffend, duellierten sich die langjährigen Rivalen über zwei Drittel des Spielabschnitts. Nachdem Brady Morningstar zum 57:52 (25.) getroffen hatte versuchten die NINERS mit einer erneuten Auszeit den Jenaer Rhythmus zu brechen. Dies misslang jedoch in den verbleibenden Minuten bis zur letzten Viertelpause. Stattdessen rollte eine Jenaer Angriffswelle nach der anderen auf den Gäste-Korb zu. Hauptprotagonist der Mission „Derbysieg“ war in dieser Phase David Hicks, der am Ende auf straffe 31 Punkte kam.

Was sich zum Ende des dritten Abschnitts bereits abzeichnet hatte setzte Science City im Abschlussabschnitt auch weiterhin konsequent um. Unter dem Motto „hinten beherzt zugreifend und dann schnell ab nach vorn“, erspielte sich das Harmsen-Team mit jeder Zeigerumdrehung einen höheren Vorsprung. Spätestens nach dem Statement-Dunk durch Mantas Virbalas zum 77:65 (35.) wurden die ersten Fragen hinsichtlich des Spielausganges geklärt. Während Chemnitz in der Folge noch einmal probierte den Jenaer Vorsprung einzudampfen, blieb es beim Versuch der Gäste. Science City ließ in der verbleibenden Spielzeit keine Luft mehr an ein mögliches Gäste-Feuer und erstickte sämtliche Aufholjagd-Anläufe im Ansatz. Bis zur Schlusssirene fokussiert agierend, fiel der Jenaer Sieg am Ende sogar noch ein paar Pünktchen zu hoch aus. So reichte es am Ende sogar noch für die erste Zweitliga-Minute des erst 16-jährigen Youngsters Jan Heber, der bereits in der Saisonvorbereitung im Kader der „Großen“ einen guten Eindruck hinterließ.

„Für uns war es ganz wichtig aus emotionaler Sicht wenigstens ein Derby zu gewinnen. Diese Spiele haben unabhängig von Tabellenständen und Verletzungssorgen immer ihre eigenen Gesetze. Es war nicht einfach die Ausfälle auf den großen Positionen zu verkraften. Georg und Mantas haben hier einen exzellenten Job gemacht. Im letzten Viertel haben wir uns nur einen einzigen Ballverlust geleistet, mit Sicherheit ein wichtiger Baustein für unseren Sieg. Es hat sehr viel Spaß gemacht, heute vor dieser Kulisse in einer solchen Atmosphäre zu coachen und ich denke, dass auch die Zuschauer voll auf ihre Kosten gekommen sind“, sagte Jenas Trainer Björn Harmsen nach dem Derbysieg.

Sportlich steht die diesjährige Jenaer Derby-Bilanz in Duellen gegen Chemnitz und Gotha nunmehr bei 1:3. Doch auch dieses Zwischenergebnis könnte sich noch ins Positive wenden lassen, sofern es zu einem nicht unmöglichen Playoff-Showdown gegen die Raketen aus Westthüringen kommen sollte.

SCJ: Hicks 31 Pkt., Morningstar 15, Virbalas 15, Voigtmann 10, Wolf 10, Reyes-Napoles 7, Bernard 6, Wank, Wendt, Heber