Jenas Riesen bezwingen Leverkusener Giants

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Mit einem hart umkämpften 77:72-Sieg gegen die BAYER Giants aus Leverkusen bleibt Science City Jena auch im neunten aufeinanderfolgenden Spiel ungeschlagen, verteidigt zudem die bislang makellose Heimbilanz in der Sparkassen-Arena. Mit dem Erfolg gegen den Deutschen Rekordmeister wahrt das Harmsen-Team als Spitzenreiter der 2.Basketball-Bundesliga den Vorsprung von zwei Siegen gegenüber des Tabellenzweiten aus Vechta, dessen Partie in Heidelberg aufgrund zahlreicher Verletzungen der Rastaner abgesagt und verlegt werden musste. Auch im Duell gegen die Giants hatte Science City Jena den Ausfall von Immanuel McElroy zu verkraften. Zudem fehlte Flügel Lukas Wank, nachdem der U18-Nationalspieler aufgrund eines grippalen Infekts bereits über große Teile der Trainingswoche pausieren musste.

„Wir haben heute gesehen wie ein Spiel laufen kann, in dem der vermeintlich chancenlose Kontrahent mit einer enorm kleinen Rotation ohne Druck aufspielen kann. Ich habe es bereits vor dem Spiel und zahlreichen anderen Begegnungen gesagt, dass kein Team zu unterschätzen ist, man jedem Gegner den gebührenden Respekt entgegenzubringen hat. Achim leistet seit Jahren in Leverkusen hervorragende Arbeit. Glückwunsch zum Produkt dieser Leistung am heutigen Abend“, sagte Jenas Trainer nach dem Sieg, bevor auch seine Mannschaft ihr verdientes Lob erntete. „Meine Jungs haben trotz eines Rückstands von 17 Punkten viel Charakter bewiesen, haben sich mit viel Leidenschaft zurück in die Partie gekämpft und angetrieben durch die Fans und Zuschauern das Spiel noch umbiegen können“, sagte Björn Harmsen sichtlich erleichtert.

Sportlich entwickelte sich das Duell gegen den Tabellenvorletzten vom Rhein als perfekte, an den Spiegel zu pinnende Blaupause für all diejenigen, die vorab nur über die Höhe des Jenaer Sieges fabuliert hatten. Einmal mehr wurde eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass Tabellenstände, Bilanzen und Rollenverteilungen vor dem jeweiligen Aufeinandertreffen nur bedingt Aussagekraft besitzen, der Basketball als „Spiel der Läufe“ mitunter seine ganz eigenen Geschichten kann.

So waren es nach Spielbeginn zwar die Hausherren, die durch Jelani Hewitt einen 10:6-Vorsprung herauswerfen konnten, doch schon im Gegenzug setzte Trainer-Sproß Michael Kuczmann aus der Distanz das erste Achtungszeichen zum 11:11 (5.). Es sollte nicht der letzte sportliche Zeigefinger der Gäste gewesen sein, die das Spiel nach einer Dreier-Serie von James Hulbin auf 14:17 stellten, um in der Folge bis auf 16:26 (9.) zu enteilen. Während Georg Voigtmann mit seinem Korb zum 20:28 den Viertelendstand besorgt hatte, versuchte Science City im zweiten Abschnitt an die Aufholjagd anzuknüpfen. Zwei Distanzwürfe von Wayne Bernard und Jelani Hewitt ließen den Leverkusener Vorsprung auf 27:28 (12.) schrumpfen, bevor das Team von BAYER-Coach Achim Kuczmann erneut zum Gegenschlag ausholte. Der linke Haken der Giants traf langsam aber gewaltig in Richtung Jenaer Abwehr, die in der Phase vor der Halbzeit nur selten die richtigen Antworten fand. Einmal im Rollen, präsentierte sich die variable Offensive der Gäste in all ihren Facetten. Sowohl Dennis Heinzmann in Brettnähe als auch Scharfschütze Wayne Kreklow von draußen setzen bis zum Kabinengang einen Nadelstich nach dem anderen, sorgten in Kombination mit einem unglücklichen Eigenkorb von Georg Voigtmann für die überraschende 34:50-Halbzeitführung der Riesen vom Rhein.

Nach der Rückkehr auf das Parkett der Sparkassen-Arena ähnelte der Beginn des dritten Abschnitts dem Start in das zweite Viertel. Science City, von den 2150 Zuschauern lautstark unterstützt, setzte wiederholt zur Aufholjagd an, kassierte nach dem zwischenzeitlichen 41:50 (23.) jedoch erneut einen Lauf der Leverkusener, die sich nach einem Dreier durch Hulbin auf 41:58 (25.) abgesetzt hatten. Der rettende Gong ertönte in Form einer durch Björn Harmsen genommenen taktischen Auszeit, in dessen Verlauf es ihm gelang die Jenaer Reihen neu zu ordnen. Fortan lief die Offensive der Thüringer griffiger, zielstrebiger und deutlich erfolgreicher. Nachdem sich Lars Wendt nun immer häufiger in den Mittelpunkt spielte, seine Mannschaft Punkt um Punkt heranbrachte, war es dem gebürtigen Kieler vorbehalten, mit einem Dreier auf 55:60 (29.) zu verkürzen. Während der anschließende Korb durch Leverkusens Heinzmann für den 55:62-Zwischenstand vor der letzten Viertelpause gesorgt hatte, nahmen beide Kontrahenten endgültig ihre Visiere ab. Wie zwei Boxer in der zehnten Runde eines Schwergewichts-Weltmeisterkampfes belauerten sich die Teams zu Beginn der finalen zehn Minuten. Die ersten Schläge setzten Julius Wolf und Lars Wendt zum 60:62, bevor Jelani Hewitt unter dem lautstarken Jubel der Tribünen den Ball zum 62:62-Ausgleich (32.) im Gäste-Korb unterbrachte. Doch die Giants hatten noch genügend Saft, um sich aus den Seilen zu befreien. Bis auf 66:70 (36.) hielt das Bollwerk der personell gehandicapten Rheinländer stand, bevor Science City mit den letzten Reserven zum Knockout ansetzte. Längst waren auch die Saalestädter ins Taumeln gekommen, der Spielausgang kurz vor Ultimo so offen wie im ersten Viertel. Die Anspannung wuchs mit jeder Sequenz und entlud sich erstmalig wieder mit Hewitts so wichtigen Anschluss-Dreier zum 69:70 – noch 187 Sekunden Restspielzeit. Nachdem Lars Wendt an der Freiwurflinie auf 70:70 ausgeglichen hatte – die Uhr noch 147 Sekunden zeigte – begaben sich beide Gegner in den letzten Infight, bevor Jelani Hewitt zum K.O. ansetzte. Bis in die letzte Minute hinein hielt der Zwischenstand die Arena in Atem, bevor es erneut Jenas College-Rookie war, der mit seinem letzten Distanzwurf – 57 Sekunden vor der Schlusssirene – frontal das Kinn der Leverkusener erwischte, Jenas Riesen seit dem 14:11 erstmalig wieder in Führung und auf die Siegerstraße brachte. Guido Grünheids willensstarker Zug zum Korb, der – bei noch 22,4 Sekunden – im 75:70 mündete gab den Giants schließlich den Rest.

SCJ: Hewitt 26 (11 Reb.), Wendt 15, Grünheid 10, Clay 7 (13 Reb.), Voigtmann 7, Bernard 6, Reyes-Napoles 4, Wolf 2, Tzakopoulos – Heber, Cardenas, Rietschel (n.e.)