Ballonmission der EAH Jena ging in die nächste Runde

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Fast auf den Tag genau vor einem Jahr hob der erste Stratosphärenballon der Ernst-Abbe-Hochschule (EAH) Jena ab. Gestern ging das Projekt in seine zweite Runde: Kurz nach 11.00 Uhr konnte der Ballon starten, nachdem ein ganzes Semester lang daran gearbeitet wurde.

 

Der Ballon flog eine konstante Route gen Osten bis über die deutsche Grenze hinweg, hinein nach Tschechien, wo er bei Decin plötzlich die Richtung gen Norden änderte. Zwischenzeitlich hatte er dabei Geschwindigkeiten von bis zu 170 km/h erreicht. Um 13.38 Uhr brach die Signalverbindung mit dem Ballon ab und endete in der Elsterniederung der westlichen Oberlausitzer Heide – was seine geplante Bergung nicht nur erschwert, sondern sogar unmöglich machen wird.

 

Die Mission war erneut ein Projekt aus dem Fachbereich Maschinenbau unter Leitung des Fachgebietsleiters Mechatronik, Prof. Dr. Jörg Grabow. 25 Masterstudenten der Mechatronik konstruierten in Kleingruppen jeweils ein Bauteil für den Ballon, die heute alle zusammengefügt wurden.

 

Die diesjährige Nutzlast wog ca. 2 kg und ist damit 300 g schwerer als im letzten Jahr. Grund dafür ist ein zusätzliches Bauteil, mit dem der Ballon ausgestattet wurde. Das Landesystem mit Baugruppen zum Wiederauffinden des Ballons konnte aber nur bedingt zum Einsatz kommen, da die Wetterströmungen zu stark waren. Der ursprüngliche Plan, den Ballon wieder auf dem EAH-Campus zu landen, musste daher bereits vor dem Start verworfen werden.

 

Außerdem gab es in der Startphase ein technisches Problem: Der Ballon wurde in diesem Jahr mit einer Gleitschirmeinheit ausgestattet. Leider wurde kurz vor Start festgestellt, dass der Motor, der den Gleitschirm öffnen sollte, defekt war. Trotz großer Anstrengung der Studenten war eine Korrektur in so kurzer Zeit nicht möglich, und es wurde entschieden, einen klassischen Fallschirm für den Sinkflug anzubauen.

 

Ansonsten war die Konstruktion des zweiten Ballons am ersten orientiert. Es wurden zwar keine Teile wiederverwendet, die Studierenden profitierten aber von den Erfahrungen des letzten Jahres. Gefüllt wurde der Ballon mit Helium. Eingebaut in der Nutzlast waren ein Temperaturmesssystem (für innen und außen), eine Druckmessung, eine Messeinheit für die Bordenergie (Strom, Spannung und Leistungsbilanz), eine Kamera zur Aufzeichnung des Flugs und ein Telemetriesender.

 

Vor allem die technische Ausstattung führte zu einem starken Interesse über den Campus hinaus. In ganz Deutschland konnten Amateurfunker Signale vom Ballon während des Fluges erhalten, im Vorhinein hatten sich zum Beispiel Interessierte aus München gemeldet. Auch die online-Beobachtung war über die Website www.aprs.fi möglich.

 

Während das Bergungsteam in Dresden auf Instruktionen wartete, beobachteten Studenten und Professor jede Bewegung ihrer Konstruktion. Erst am Nachmittag musste die Aktion zur Enttäuschung aller Beteiligten abgebrochen werden. Eine Wiederholung der „Ballonmission“ im kommenden Jahr schließt Prof. Dr. Grabow jedoch nicht aus.

 

Mittlerweile ist der Ballon ist gefunden – komplett mit allen Bestandteilen, in der Nähe von Chlum.

Das Team ist nun auf dem Rückweg (25.2. um 15.42 Uhr), wird jedoch noch einige Stunden bis Jena brauchen.

 

 

 

 

(Beitragsbild: Prof. Dr. Grabow (rechts) im Bild, und die Mechatronik-Studenten beim Ballon-Start. Fotos: Katharina Sawatzki)