Christina Dietzel berichtet vom jüngsten deutschen Weltmeisterstadion

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Mich interessiert Geschichte und seit mehr als drei Jahren im Besonderen die Geschichte des Fußballs. Da liegt nahe, das mit meinem Urlaub in Brasilien zu verbinden. Mein Kurztrip nach Rio führte mich in das wohl berühmteste Fußballstadion der Welt: das Maracanã.
 
Es ist ein Ort brasilianischer Gemeinschaft und Fußballgeschichte. 1950 wurde es erbaut und fasste damals bis zu 200.000 Besucher. In der Statistik des Stadions heißt es: „Bis heute ist nicht klar, ob die Partie im Maracanã zwischen Brasilien und Uruguay, die auch das Finale der WM 1950 am 16. Juli 1950 war, mit einer Zuschauerzahl von 199.854 die bis heute größte Menschenmenge bei einem Fußballspiel war oder das WM-Qualifikationsspiel am 31. August 1969 zwischen Brasilien und Paraguay an gleicher Stelle mit 183.341 Zuschauern.“
Was für eine Größenordnung, was für ein Feeling da zu spüren war!? Ich hätte es gern einmal erlebt!
Fußball ist in ganz Brasilien eine Herzensangelegenheit und wird wirklich überall gespielt, Fußball gehört zur Lebensphilosophie eines Brasilianers, egal welcher Schicht er angehört. Es gibt in Rio vier Clubs, diese gehören zu den größten und beliebtesten in ganz Brasilien: Vasco da Gama, Botafogo, Fluminense und Flamengo, letzterer hat mit über 30 Millionen Clubmitgliedern die größte Fangemeinde der Welt. In Deutschland kaum vorstellbar oder erreichbar.
Das Maracanã wurde bereits 1999 und 2005 modernisiert und aus Sicherheitsgründen wurden jedes Mal die Zuschauerplätze reduziert. Von 2010 an bis zur Eröffnung der WM 2014 wurde eine grundlegende Sanierung vorgenommen. Nun hat man nur noch ein Fassungsvermögen von 74.738 Zuschauern. Trotzdem bleibt Maracanã weiterhin das größte Fußball-Stadion in Brasilien. Bei den Umbauarbeiten wurde der komplette Unterrang abgerissen, die gesamte Bestuhlung im Stadion wurde erneuert, es entstanden neue Logen, eine neue Pressetribüne, ein neues Dach, über das das Regenwasser zur weiteren Nutzung aufgefangen werden kann. Die unter Denkmalschutz stehende Außenfassade des Stadions blieb bestehen.
Die Brasilianer sagen offen: Mit diesem Umbau ist der Charakter, die Geschichte, die Ausstrahlung des Maracanã verloren gegangen. Früher war das Maracanã für die Fans da, heute ist es für Fußballkonsumenten. Der Kommerz hält Einzug. Schade!!!
Weltberühmte Fußballstars haben hier gespielt. Für mich einer der Größten: Pele. Er ist ein Ausnahmespieler und Ballzauberer mit Charisma, schoss hier 1969 das 1000. Tor seiner Fußballkarriere.
Oder Zico, dessen Spezialität die Freistöße aus 18 bis 30 Metern waren und der heute noch zu den besten Freistoß-Schützen überhaupt gehört.
Oder Garrincha, der nicht nur ein hochbegabter Fußballtechniker war, sondern auch selbst Tricks erfunden hat, die nach ihm benannt wurden, so der Garrincha und die Garrincha-Doppelschere.
Oder  Ronaldinho, der durch  seine Tempodribblings, seine hohe Torgefährlichkeit und enorme Passgenauigkeit bekannt war.
Oder Ronaldo, er wurde mit der brasilianischen Nationalmannschaft 1994 und 2002 Weltmeister und mehrfach zum Weltfußballer sowie Europas Fußballer des Jahres gewählt.
Oder Mario Götze (kein Brasilianer), der zur WM 2014 im Finale, sieben Minuten vor dem Ende der Verlängerung im freien Lauf eine von links kommende Flanke von Schürrle mit der Brust stoppte und mit dem linken Fuß das Siegtor erzielte, unsere deutsche Nationalmannschaft ist am 13. Juli 2014 hier im Maracanã Stadion Weltmeister geworden!
Auch wenn die Brasilianer heute zu ihrem Maracanã anders stehen, mich hat es trotzdem beeindruckt!
Fußball verbindet und man kann darüber sehr viel erreichen. Mehr zu meinem Verein Fussballzeitreise e.V. und Thüringens 1. Fußballmuseum erfahrt ihr unter www.fussballzeitreise.de oder besucht uns persönlich in Tabarz, die Ausstellung ist nicht nur für Fußballbegeisterte ein Geheimtipp!!!