„Das Barocke Universum Gotha“ – Neues Buch zu den Schätzen von Schloss Friedenstein erschienen

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Einen Tag vor dem 368. Jahrestag der Grundsteinlegung zum Bau des Schlosses Friedenstein durch Herzog Ernst den Frommen von Sachsen-Gotha wurde am 25. Oktober im Spiegelsaal des Schlosses ein neues Buch vorgestellt, das von Forschungsbibliothek Gotha, Stiftung Schloss Friedenstein Gotha und dem Thüringischen Staatsarchiv Gotha gemeinsam herausgegeben wird.

Unter dem Titel „Das Barocke Universum Gotha – Schätze von Schloss Friedenstein aus Archiv, Bibliothek und Museen“ erzählen Mitarbeiter aller drei Einrichtungen die Geschichte des Schlosses und seiner Sammlungen anhand ausgewählter Stücke aus den Sammlungen.

Dr. Kathrin Paasch, Leiterin der Forschungsbibliothek Gotha, als Gastgeberin, Dr. Martin Eberle, Direktor der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha und Lutz Schilling, Direktor des Thüringischen Staatsarchivs Gotha, stellten das Buch in Anwesenheit der Autoren aus den drei Einrichtungen, der Fotografen und der Gestalter (Druckmedienzentrum Gotha) gemeinsam den Vertretern der Medien vor.

Hierbei wurde insbesondere die Bedeutung der Gesamtanlage Schloss Friedenstein mit den unterschiedlichen erhaltenen Sammlungen gewürdigt: Das seit seiner Erbauung am Ende des 30-jährigen Krieges weitgehend unzerstörte Schloss bildet mit den erhaltenen Innenräumen, dem Herzoglichen Museum, dem weiten Park und den zugehörigen Gebäuden wie Schloss Friedrichsthal, Teeschlösschen, Prinzen- und Winterpalais etc. ein wunderbares Ensemble. Nahezu einzigartig ist, dass sich Archiv, Bibliothek und Sammlungen der einstigen Residenz von Sachsen-Gotha-Altenburg und später Sachsen-Coburg und Gotha am selben Ort erhalten haben. Auch wenn archivalische Dokumente, historische Bücherbestände und museale Sammlungen heute von Institutionen unterschiedlicher Trägerschaft betreut werden, ist die Zusammenarbeit enger als je zuvor. Die historische Zusammengehörigkeit aller Bereiche ist für Forschungsbibliothek Gotha, Thüringisches Staatsarchiv Gotha und Stiftung Schloss Friedenstein Gotha eine Selbstverständlichkeit, der im täglichen Miteinander wachsend Rechnung getragen wird.

Nach Vorbereitungszeit von ca. einem Jahr konnte nun eine Publikation vorgestellt werden, die von Mitarbeitern aller drei Institutionen gemeinsam erarbeitet wurde. Der Band stellt die Geschichte des Schlosses und seiner Sammlungen anhand von dreißig Kapiteln dar, in denen nach einem Einleitungstext je ein besonderes Stück aus Archiv, Bibliothek und Museen vorgestellt wird. So wird die Epoche von der Gründung Sachsen-Gothas 1640 bis zum Ende des Herzogtums 1918 anhand von ausgewählten Stücken (Archivalien, Bücher, Naturalia oder Kunstwerke) beschrieben. Unter den 90 ausgewählten Objekten finden sich Spitzenobjekte der Sammlungen, aber auch eher selten vorgestellte Stücke, die das jeweilige Thema jedoch gut illustrieren.

Viele der Themen wie „Reformen des Schulwesens“, „Gotha und die Reformation“, „Fürstliche Gartenlust“, „Museenhof Gotha“, „Das Schlosstheater“, „Gothas geographische Tradition“, „Fürstliche Reisen“ und „Gotha und das englische Königshaus“ wurden andernorts schon ausführlicher behandelt. Zum ersten Mal aber wird die Geschichte des Schlosses Friedenstein und seiner Sammlungen ausgehend von hervorragenden Sammlungsstücken erzählt. Mit dem bibliophil gestalteten Band kann jeder Leser einen Spaziergang durch die gewaltigen Bestände der Forschungsbibliothek, des Staatsarchivs und der Museen unternehmen und erlebt unmittelbar, wie eng die einstmals herzoglichen Sammlungen aufeinander bezogen sind.

So geht das Kapitel „Herzog August und Napoleon“ auf den Besuch des Kaisers auf Schloss Friedenstein ein, indem es im Bild das „Napoleonzimmer“ im Westflügel vorstellt und den Napoleonverehrer Herzog Emil August von Sachsen-Gotha-Altenburg ins Licht rückt Das Thüringische Staatsarchiv stellt als beispielhaftes Objekt einen Dankesbrief für die Glückwünsche zur Thronbesteigung des Kaisers an Emil August von 1805 vor. Die Forschungsbibliothek präsentiert in diesem Kapitel eine Ausgabe von Napoleons maßgeblichem Gesetzbuch (Code Napoléon), und als Beitrag aus den Museen findet sich der originale Hut Napoleons aus der Kunstkammer, den der Gothaer Herzog dem Kammerdiener des Kaisers 1807 für eine goldene Tabatiere abgekauft hat. In ähnlicher Weise sind alle 30 Kapitel aufgebaut.

Mit 30 Einleitungen und 90 außergewöhnlichen Objekten bietet der reich illustrierte, farbenprächtige Band, der sich an ein breites Publikum wendet, auf 256 Seiten sowohl Bekanntes als auch Überraschendes. Selbst Friedenstein-Kenner werden Entdeckungen machen können. Für Friedenstein-Novizen bietet das schöne Buch eine wunderbare Einführung in die Geschichte eines Schlosses und seiner Sammlungen mit großer Vergangenheit, in der ein gewaltiges Zukunfts-Potenzial für Wissenschaft, Forschung und Kulturtourismus liegt, das bisher nur in Ansätzen ausgeschöpft wurde.

Der Bedeutung des Werkes entsprechend haben Bernd Neumann, Staatsminister bei der Bundeskanzlerin, und Christoph Matschie, Thüringer Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur, je ein Grußwort beigesteuert. Das Buch erscheint vor dem Hintergrund der von Bund, Freistaat und Stadt mit 30 Mio. EURO geförderten Baumaßnahmen zum Umbau des Herzoglichen Museums einerseits und des Perthes-Forums Gotha andererseits, wo ab 2014 die Magazine von Thüringischem Staatsarchiv, Forschungsbibliothek Gotha und den Museen der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha untergebracht sein werden.

Foto: Enrico Leder | msb kommunikation