Der „Alte Fritz“ zu Gast im Schloss

0
1047

Am kommenden Sonntag, 22. April 2012, 15 Uhr, findet die letzte Führung durch die Sonderausstellung „Friedrich der Große in Gotha – Zum 300. Geburtstag des Preußenkönigs“ statt. Sandra Gerlach stellt die Kabinettausstellung vor.

Am 24. Januar 2012 jährte sich der Geburtstag König Friedrichs II. (1712 – 1786) – einer der widersprüchlichsten Herrscherpersönlichkeiten der deutschen Geschichte – zum dreihundertsten Mal. Als König in Preußen bestieg er den Thron und wollte sich von der Welt als Philosoph feiern lassen. Zugleich aber führte er waghalsige Eroberungskriege zum Entsetzen des zivilisierten Europas, die ihn zum König von Preußen werden ließen. Durch seine Reformpolitik stärkte er das während seiner Regentschaft zur Großmacht aufgestiegene Preußen und legte so den Grundstock für den Kampf um die Vorrangstellung im Reich während des 19. Jahrhunderts.

Während seiner Kriege, die er teilweise zeitgleich gegen Frankreich, Russland und vor allem Österreich ausfocht, war Friedrich II. innerhalb des Reiches zumindest auf Neutralität der kleineren Staaten angewiesen – so auch von Sachsen-Gotha-Altenburg. Während seiner beiden Besuche auf Schloss Friedenstein 1757 und 1762 umwarb er in dieser Hinsicht den damals regierenden Herzog Friedrich III. (1699 – 1772). Mit dessen Gemahlin, der kultivierten Herzogin Luise Dorothea (1710 – 1767), war Friedrich weitläufig verwandt. Seit 1740 unterhielten die beiden eine regelmäßige Korrespondenz, die bis zum Tode von Luise währte. Friedrich versuchte Luise Dorothea sogar für eine heikle diplomatische Mission zu gewinnen: Sie, die über gute Kontakte zum Hof in Versailles verfügte, sollte Madame de Pompadour (1721 – 1764), einflussreiche Mätresse des französischen Königs, dafür gewinnen, das französisch-österreichische Bündnis aufzugeben, um sich Preußen gegenüber neutral zu verhalten.

Besonders delikat an diesem Spiel Friedrichs II. war dabei die Tatsache, dass das Haus Sachsen-Gotha-Altenburg zum Familienverband der Wettiner zählte. Sachsen aber war neben Polen und Österreich der große Verlierer der Politik des preußischen Königs. Der freundschaftlichen Verbindung zwischen Friedrich und Luise Dorothea tat es auch keinen Abbruch, dass die Gothaer Herzogin im Frühjahr 1753 fünf Wochen lang den französischen Philosophen Voltaire auf Schloss Friedenstein beherbergte, der gerade im Unfrieden vom preußischen Hof geschieden war.

In der Sammlung des Kupferstichkabinetts auf Schloss Friedenstein hat sich eine Vielzahl von Porträts Friedrichs II. erhalten, die Museumsdirektor Bernd Schäfer, anlässlich des 300-jährigen Jubiläums zu einer kleinen Schau zusammengestellt hat. Aus dem Bestand des Kupferstichkabinetts werden 15 druckgrafische Porträts gezeigt, darunter Jugendbilder und eindrucksvolle großformatige Darstellungen des „Alten Fritz“. Von großer Seltenheit sind sechs Flugblätter, die sich mit kriegerischen Ereignissen befassen. Auch anekdotische Blätter werden präsentiert. Die Ausstellung wird durch zeitgenössische Bücher aus einer Privatsammlung ergänzt.