„Der dreifach diplomierte Idiot“

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Am 24. März 2012 eröffnet das Museum für Regionalgeschichte und Volkskunde Gotha eine ungewöhnliche Ausstellung. Gezeigt werden vor allem künstlerische Arbeiten und Lebensdokumente von Erich Spießbach, einem ehemaligen Mitarbeiter des Museums in den 1920er Jahren.

Erich Spießbach (1901 – 1956) hat von 1925 bis 1928 im damaligen Heimatmuseum in Gotha als Restaurator gearbeitet, 1928 wechselte er an das Westfälische Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte in Münster. Dienstliche Konflikte, in denen sich seine spätere Erkrankung schon abzeichnete, führten 1936 zu seiner fristlosen Entlassung. 1943 wurde er in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen. Mit Blick auf die wiederholten Feststellungen seiner Geisteskrankheit bezeichnete er sich selbst als „dreifach diplomierten Idioten“.

In der Nachfolge der Bemühungen von Hans Prinzhorn um die „Bildnerei der Geisteskranken“ (1922) erhielt der „manische Querulant“ Spießbach von dem behandelnden Arzt die Gelegenheit, sich künstlerisch zu betätigen. Dabei entstanden in wenigen Monaten zahllose Blätter oft politischer Ausrichtung, die heute in der Sammlung in der Beeck verwahrt werden. Eine Auswahl dieser spannenden, oft von beißendem Spott gekennzeichneten Arbeiten (heute Teil der Sammlung in der Beeck) ist in der Ausstellung ebenso zu sehen wie Dokumente aus dem Leben des Künstlers.

Zur Ausstellung erscheint ein reich illustrierter Katalog, in dem Thomas Huck, Direktor des Museum für Regionalgeschichte, ein einfühlsames Bild des aufregenden und traurigen Lebens von Spießbach zeichnet. Dr. Thomas Röske, Leiter der Prinzhorn-Sammlung in Heidelberg, schreibt über die Werke, des selbst ernannten „dreifach diplomierten Idioten“. Der Band erscheint in der neuen Reihe „Edition Kunst“ der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha und wird 14,80 Euro kosten.

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