Der erste Kontakt

0
1400

Jena (FSU/sh) In diesem Jahr schloss die Friedrich-Schiller-Universität Jena drei neue Kooperationen mit japanischen Hochschulen und erhöhte die Partnerschaften mit dem fernöstlichen Staat auf zehn: darunter befinden sich so renommierte wie die Universitäten Osaka und Fukuoka. In diesem Wintersemester besuchen 42 japanische Studierende die Friedrich-Schiller-Universität. In verschiedenen Wissenschaftsgebieten – von Chemie bis Pädagogik – arbeiten Forscher aus Japan und Jena kontinuierlich zusammen. Aktuell forschen zwei Gastwissenschaftler aus Japan an der FSU. Kurz gesagt: Japan gehört zu den wichtigen internationalen Partnern der Universität Jena. Und das nicht erst seit diesem Jahrtausend.

Die neue Ausstellung „Weimar – Tokyo und die Jenaer Universität im Kaiserreich“ im Universitätshauptgebäude (Fürstengraben 1), die am 22. November um 18 Uhr eröffnet wird, spürt den Anfängen dieser Beziehungen nach. „Niemand weiß so richtig, wann und wie die ersten Kontakte zwischen Japan und dem Thüringer Raum zustandekamen, da es dazu bisher kaum Forschungen gab“, sagt Prof. Dr. Joachim Bauer, der Leiter des Jenaer Universitätsarchivs und Ausstellungsmacher. Klar sei aber, dass schon kurz nach der Öffnung Japans Mitte des 19. Jahrhunderts – der Inselstaat hatte sich während des Shogunats mehr als 200 Jahre lang selbstgewählt isoliert – erste japanische Studenten Jena besuchten. Spätestens durch die Teilnahme der Japaner an der Wiener Weltausstellung 1873 sei ein regelrechter Boom in Europa ausgebrochen.

In Thüringen bemühte sich vor allem Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach um den kulturellen Austausch. So pflegte der sehr an Ostasien interessierte Großherzog engen Kontakt zu dem japanischen Politiker – und Gründer des Japanischen Roten Kreuzes – Sano Tsunetami, der von 1880 bis 1881 als Finanzminister in seiner Heimat tätig war. Diese Verbindung ermöglichte Carl Alexander auch einen kurzen Auftritt auf der Bühne der Weltpolitik: Als Schwager des niederländischen Königs vermittelte er zwischen Japan und Niederlanden, als beide Staaten ihre Beziehungen vertraglich neu definieren wollten, das europäische Königshaus allerdings auf alte Privilegien nicht verzichten wollte. Als Gegenleistung für seine diplomatischen Dienste bat der Thüringer Großherzog, dass angesehene japanische Familien ihre Kinder nach Jena zum Studium schicken sollten. Sanos ältester Sohn ging daraufhin 1880 mit gutem Beispiel voran, starb allerdings aus unbekannten Gründen bereits zwei Monate später in Jena. Trotzdem entwickelte sich ein reger wissenschaftlicher Kontakt und Austausch zwischen der Universität Jena und japanischen Institutionen. Vor allem die Gelehrten Ernst Haeckel und Rudolf Eucken genossen in Japan hohes Ansehen.

Während des 1. Weltkriegs unterbrochen, als Japan zu den Kriegsgegnern von Deutschland gehörte, erlebten die Beziehungen kurze Zeit später eine Renaissance. Vor allem das Eucken-Haus in Jena wurde zur Anlaufstelle für japanische Wissenschaftler und Studenten. Sogar der japanische Prinz Takamatsu besuchte diese Begegnungsstätte. In den 1930er Jahren waren die Aufenthalte japanischer Gelehrter vor allem geprägt vom aufkeimenden Nationalismus in beiden Ländern. Gegenstand der Kontakte waren vor allem die radikalen Ideen konservativer Kräfte auf beiden Seiten.

„Besonders in der Phase Ende des 19. Jahrhunderts gelangten viele Exponate in die großherzögliche Sammlung, die nach dem Tod Carl Alexanders in den Sammlungen der Universität Jena landeten“, erklärt Bauer. „Für uns war die Ausstellung deshalb auch eine gute Gelegenheit, um diese Stücke einmal in den Fokus zu rücken und gleichzeitig ihrer Herkunft nachzuspüren.“ Denn viele der Kunstwerke, Grafiken, Münzen und Schriftstücke seien noch nicht genau untersucht. Das zeige das Potenzial der Sammlungen der Friedrich-Schiller-Universität, aber ebenso den Nachholbedarf bei ihrer Erforschung.

Auch von der Ausstellung sollen neue Impulse für weitere Forschung ausgehen. Gemeinsam mit japanischen Kollegen von der Fukuoka- und der Kyushu-Universität, die die Schau mit ermöglichten, möchte Bauer durch zwei parallel laufende Projekte die Beziehungen zwischen Jena, Thüringen und Japan genauer beleuchten und dabei auch beide Perspektiven berücksichtigen.

H&H Makler