„Der Friedenstein“ geht an …

0
1279

Die Mitglieder der Kulturstiftung Gotha haben zum fünften Mal einen Preisträger für den Kulturpreis der Stiftung ausgewählt und folgen so der Idee des Vorstandsvorsitzenden der Stiftung und Oberbürgermeister der Stadt Gotha, Knut Kreuch, diesen im regelmäßigen Abstand von zwei Jahren zu verleihen.

Wer soll nun Wei Jing Sheng, Prof. Dr. Kurt Masur, Walentina Tereschkowa und Botschafter Hermann Huber folgen? Das war die Frage, die sich die Mitglieder der Gremien im Mai letzten Jahres stellten und waren sich schnell einig, dass es eine Person sein muss, die sich seit Jahrzehnten für ein weltweites Projekt einsetzt und die in einem Land wirkt, welches enge Beziehungen zu Gotha besitzt.

Die Wahl der Jury fiel auf den weltberühmten Schauspieler Karlheinz Böhm und sein Projekt „Menschen für Menschen“ in Äthiopien, das unter der Leitung seiner Ehefrau Almaz Böhm steht.

Nun endlich ist es soweit, am 12.05.2012 wird der bedeutende Kultur- und Friedenspreis an Karlheinz Böhm und Almaz Böhm im Festsaal des Schlosses Friedenstein verliehen. Anwesend wird nur Almaz Böhm sein, da ihr Mann Karlheinz Böhm aufgrund seines Alters keine öffentlichen Termine und damit verbundenen Reisen mehr wahrnimmt. Der Preis ist mit 5.000,- € dotiert, die der Stiftung Menschen für Menschen zu Gute kommen werden.

Abgerundet wird der würdige Rahmen durch den äthiopischen Botschafter in Deutschland, Fesseha Asghedom Tessema, der Festredner zu diesem Anlass ist.

Dabei sind vor allem die Spender und Freunde der Stiftung als Gäste geladen, denn ohne sie wäre auch dies nicht möglich und selbstverständlich ist dieser Empfang auch als Dankeschön an Sie zu sehen.

Begründung für die Vergabe des Preises:
Gotha und Äthiopien sind eine untrennbare Einheit, denn schon Herzog Ernst der Fromme ermöglichte äthiopischen Forschern Studienreisen an seinen Hof, holte den äthiopischen Gelehrten Abba Gregorius in die Stadt, in der das erste Sprachenlehrbuch in amharisch herausgegeben worden ist, das von 1650 bis 1952 Gültigkeit besaß. Später folgte Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha den Spuren seines Vorfahren und nahm Tiervater Alfred Brehm sowie den Schriftsteller Friedrich Gerstäcker mit auf seine Forschungsreisen. Die Ausstellung „Elefantastisch“ im Schloss Friedenstein legt davon zurzeit Zeugnis ab.

Karlheinz und Almaz Böhm erhalten den Friedenstein für ihr Lebenswerk, 1981 wettete Karlheinz Böhm in der ZDF-Sendung „Wetten, dass…?“, dass „nicht jeder dritte Zuschauer eine Mark, einen Franken oder sieben Schilling für die notleidenden Menschen in der Sahelzone spendet“. Karlheinz Böhm gewann die Wette und flog mit den in der Wette gewonnenen 1,2 Mio. DM im Oktober 1981 nach Äthiopien um den Menschen dort zu helfen. Er besuchte dort ein Flüchtlingslager mit etwa 1.500 Halbnomaden des Stammes der Hauiwa in Babile / Ost-Äthiopien. Gemeinsam mit ihnen startete er das erste Hilfsprojekt im ungefähr 30 km entfernten Erer-Tal, wo die Flüchtlinge nach diesem Start in vier neue Dörfer siedeln und eine neue Heimat finden konnten.

Nach Deutschland zurückgekehrt gründete er am 13. November 1981 die Hilfsorganisation „Menschen für Menschen“.

Heute betreibt „Menschen für Menschen“ in neun Regionen Äthiopiens eine Vielzahl von langfristig angelegten Projekten z. B. landwirtschaftliche und agro-ökologische Projekte, den Bau von Brunnen, den Bau von Mädchenwohnheimen und Schulen, den Ausbau des Gesundheitswesens und immer intensiver auch Ausbildungsprogramme und aufklärende Maßnahmen zur Besserstellung der Frauen in der Gesellschaft. Inzwischen sind 76186 MitarbeiterInnen (darunter fünf Europäer) hauptberuflich in Äthiopien im Einsatz, um diese Projekte zu betreuen und voran zu treiben. Damit haben 756 Menschen der Region auch einen Arbeitsplatz gefunden.

In Europa unterstützen über 400 ehrenamtliche MitarbeiterInnen die Aktivitäten von „Menschen für Menschen“ zusätzlich. Nur so ist es möglich, mit einem sehr geringen Aufwand für Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit ein Maximum an Hilfe für die Menschen in Äthiopien zu erreichen.

Seit 1981 ist Menschen für Menschen unter der Leitung von Karlheinz Böhm in Äthiopien aktiv. Seitdem konnten die Lebensbedingungen für 4,6 Millionen Menschen verbessert werden.

Alt-Bundespräsident Prof. Dr. Roman Herzog sagte nach einem Besuch im Februar 1996 „Im Erer-Tal wurde mir sehr deutlich vor Augen geführt, was der Wille und Wagemut eines Einzelnen vermag und zu welch vorzeigbaren Ergebnissen Karlheinz Böhms Engagement führte.“

Der heute 84-jährige Karlheinz Böhm lebt seit Gründung seiner Stiftung mehrere Monate pro Jahr unter einfachsten Bedingungen in Äthiopien. In der restlichen Zeit des Jahres nimmt er in Deutschland Medientermine und Vorträge wahr, um auf die Arbeit seiner Stiftung aufmerksam zu machen. Er arbeitet seit fast 25 Jahren ehrenamtlich, ohne Gehalt oder Honorar. „Als Motivation dient mir das kleine Wort WUT“, erklärt Böhm, „Wut über die ungerechte und menschenverachtende Diskrepanz zwischen Arm und Reich.“

Seine Ehefrau Almaz Böhm (46 Jahre) unterstützt die Arbeit ihres Mannes mit großem Engagement und persönlichem Einsatz sowohl in Äthiopien als auch in Deutschland. Seit 1995 ist sie Mitglied der Stiftung und im Jahr 1999 wurde sie einstimmig zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt und war von 2004 – 2008 Stiftungsratsvorsitzende. Seit 2008 war sie geschäftsführende Vorsitzende der Stiftung, im November 2011 ist Almaz Böhm vom Vorstand der Stiftung zur Vorsitzenden berufen worden. Karlheinz Böhm ist Ehrenvorsitzender und steht seiner Frau als engster Berater zur Seite.

Die Gründer der Stiftung „Menschen für Menschen“ Karlheinz Böhm und seine Frau Almaz Böhm sollen mit dem Preis „Der Friedenstein“ geehrt werden.

Diese Auszeichnung soll die Stiftungsgründer Karlheinz Böhm und Frau Almaz Böhm ehren, ihr Lebenswerk die Stiftung „Menschen für Menschen“ würdigen und der Öffentlichkeit noch einmal bewusst machen. Diese würdige Ehrung stärkt durch die Öffentlichkeitswirkung zugleich die Bedeutung des Friedensteinpreises von Gotha.