Der Investor spricht Klartext!

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Zum „Glitzerpalast“ ernannte ihn der Thomas Ritter von der Thüringer Allgemeine. Unter dem Namen „Residenz-Galerie“ läuft das vom Händlerring kritisierte Einkaufscenter-Projekt in der Gothaer Gartenstraße beim Investor Josef Saller. David Ortmann und Maik Schulz haben mit dem Immobilien-Manager, dessen Firma in Weimar sitzt und der „von ganzem Herzen Wahl-Thüringer ist“, gesprochen.

Herr Saller, wie viele Ortstermine machen Sie für Ihre Firma eigentlich im Jahr?
So an die 60 werden es in diesem Jahr schon gewesen sein. Warum fragen Sie?

Weil so mancher Termin, den wir in Gotha wegen des „Glitzer-Palastes“ mit Ihnen als möglichen Bauherren gesehen haben, durchaus heftig war. Aber Ihnen scheinen Gesprächsrunden, ja gar  Konfrontationen, sogar Spaß zu machen.
Ja, ich habe Spaß bei solchen Gesprächsrunden. Fakt ist, dass solche Ortstermine für mich als Investor unglaublich wichtig sind. Objekte wie das „Weimar-Atrium“ in Weimar oder die Jenaer „neue mitte“ waren und sind Investitionsobjekte, die einen hohen Abstimmungsbedarf fordern. Deshalb bin ich beim Projekt der Residenz-Galerie häufig vor Ort.

Sie könnten stets Ihre Mitarbeiter schicken…
Nein, das geht eben nicht unbegrenzt, obwohl ich natürlich sehr gute Mitarbeiter habe. Wir beschäftigen in Deutschland 100 Menschen, international sind es 250. Aber die Leute vor Ort wollen eben auch sehen: Steht der Saller als Investor hinter dem Projekt. Die wollen mich direkt fragen. Auch in Gotha. Und ich stehe gern Rede und Antwort. Denn solch ein Projekt wie das der Residenz-Galerie bedarf einfach einer hohen Sozialakzeptanz.

Womit wir beim Thema wären! Geben Sie zu: Sie werden in Gotha bauen!
Richtig ist: Wir wollen in  Gotha ein Einkaufscenter bauen. Wir halten dies für sinnvoll – und erachten dies eben auch für die Stadt als notwendig. Aber die letzte Entscheidung trifft der Gothaer Stadtrat darüber – und nicht wir. Das hängt von der Stadt ab.

Der Gothaer Oberbürgermeister Knut Kreuch hat sich auf jeden Fall jüngst einmal mehr öffentlich ganz klar für Ihr Projekt ausgesprochen…
Was mich natürlich freut. Aber solch ein Projekt entsteht ja nicht, weil ein einzelner Oberbürgermeister dafür wäre. Deshalb sind wir ja auch häufig vor Ort – bei Gesprächen mit den Stadtratsfraktionen, offenen Diskussionsrunden und informellen Gesprächen. Klar ist doch: Umso mehr man die Menschen in solch ein Projekt einbindet, umso mehr bindet man sie auch. Aber klar ist ebenso: Die Wahrscheinlichkeit, dass das
Projekt realisiert wird, ist mit der  Unterstützung durch den Oberbürgermeister größer geworden, nicht kleiner.

Aber die Gothaer Einzelhändler haben schlicht und einfach Angst um ihre Existenz…
Das verstehe ich durchaus. Aber nicht nur die Beispiele in Weimar und Jena zeigen, dass die Ängste unbegründet sind. Denn die Frage, die sich die Händler stellen müssen: Was wird gemacht, wie wird es gemacht – und schädigt es uns…

Viele Gothar Händler haben sich und anderen die Antwort schon gegeben…
Ich weise immer wieder darauf hin, dass unser Projekt die Gothaer Innenstadt nicht schädigt, sondern stärkt. Es wird zusätzliche Käufer in die Stadt ziehen. Gotha braucht aus unserer Sicht auch strukturpolitisch ein Einkaufscenter wie das von uns geplante. Und zugleich ist dies der beste Schutz für die  Gothaer Innenstadt. Schließlich gilt es, die Stadtstruktur zu erhalten.

Also sind Sie auch nicht traurig gewesen, als Sie die Nachricht erhalten haben, dass im Alten  Finanzamt in der Erfurter Straße ein großer Händler einzieht?
Nein, im Gegenteil. Dies stärkt die Innenstadt – und eben auch unser Projekt. Und ich will ehrlich gestehen: Auch wir haben uns für das Alte Finanzamt in der Erfurter Straße interessiert. Nein, das Projekt dort kommt uns nicht in die Quere. Es spielt uns eher in die Karten…

Die Händler sehen das anders – sie beklagen ein drohendes Überangebot. Und auch die Gothaer können ihr Geld nur einmal ausgeben…
Natürlich ist diese Position verständlich. Aber viele Händler meinen, dass ihnen das Recht zusteht, dass die Innenstadt nun geschützt werden muss. Doch ich bleibe dabei: Unser Projekt in der Gartenstraße stärkt die Innenstadt, sie  schädigt sie nicht.

Die Frage ist, ob die Kunden der Residenz-Galerie sich noch die Zeit für einen Bummel nehmen…
Warum sollten sie das nicht? Wir schaffen Parkplätze. Wir werden auf Höhe Pfortenstraße einen weiteren Übergang zur Innenstadt schaffen. Das ist wichtig, um die Anbindung weiter zu verbessern. Und es schafft zusätzliche Synergien. Die Innenstadt wird fußläufig bestens zu  erreichen sein. In beide Richtungen übrigens. Wie es nicht gehen darf, hat ja das Beispiel Kaufland gezeigt.

Noch einmal gefragt: Warum hat die Investition für die Stadt aus Ihrer Sicht wirklich Sinn?
Uns geht es darum, die Kaufkraft der Menschen aus Gotha und Umgebung eben hier zu bündeln. Gotha hat ein  Einzugsgebiet von 200000 Menschen. Diese haben eine Kaufkraft, die Gotha zusteht…

Es heißt, Sie werden keine Mieter aus der Innenstadt aufnehmen?
Nein, das werden wir in der Tat nicht tun. Das haben wir der Stadtverwaltung garantiert – und so wird das auch umgesetzt. Einzig der REWE-Markt, der derzeit in der Moßlerstraße steht, soll im neuen Haus integriert werden. Aber das Gebäude dort ist ja eigentlich auch niemanden mehr zuzumuten.

Warum profitieren Innenstadthändler mehr als sie verlieren?
Weil mehr Kunden in die Stadt kommen werden. Da sind wir sicher. Und natürlich wird mehr los sein: Denn wir wollen in unserem Haus – wie in allen von uns betriebenen Centern üblich – regelmäßig große Veranstaltungen organisieren. Davon profitiert die gesamte Innenstadt…

Für die Stadt scheint Ihre Investition in der Gartenstraße ein Geschenk zu sein…
Sicher ist, dass die Stadt an diesem Standort eine Lösung haben will. Und wir haben eine Lösung – und zwar eine gute.  Wenn in Gotha da nichts geschieht, wird dies der Stadt zum Nachteil gereichen. Denn in einigen Jahren ist die Chance, hier eine Lösung zu finden, gering.  Anders gesagt: In Eisenach wird ein weiteres großes Center gebaut, in Erfurt der Thüringenpark noch erweitert. Will Gotha potenziell mehr Käufer anziehen, muss es handeln. Wenn hier nichts passiert, dann ist das negativ für die Stadtentwicklung.

Vielen der von Oscar befragten Stadtratsmitglieder scheint das Center – so wie es geplant ist – zu groß.
Wir haben eine Verkaufsfläche von 15900 Quadratmetern geplant. Das ist eine für die Innenstadt relevante Größe, die wir für notwendig halten, um wirtschaftlich arbeiten zu können.

Und wenn der Gothaer Stadtrat weniger will…
Wir können an dieser Stelle nicht bedingungslos nachgeben. Denn wir wollen unsere Investition ja auch wieder rein bekommen. Das ist ja unser Anspruch, ganz klar.

Ob neue mitte in Jena oder Weimarer Atrium, eins ist überall gleich: Sie betreiben die Center auch, die Sie bauen…
Das ist richtig. Dass wir Eigentümer der Objekte bleiben, ist eigentlich atypisch. Aber für uns ist das richtig so. Und deshalb machen wir uns auch stets unsere Gedanken, wie die Objekte attraktiv bleiben können. Denn sie gehören uns – und das sorgt für noch mehr Aufmerksamkeit. Wir wollen die Sicherheit, dass sie wertvoll bleiben. Und das ist ja auch in der Gothaer Verwaltung ein Pluspunkt für uns: Die wissen dort, dass wir auch in zehn Jahren noch da sind.

Eins muss man zugeben: Die meisten Ihrer Einkaufs-Center sehen immer verschieden aus…
Da steckt auch sehr viel Herzblut drin. Denn wir wollen stets Objekte gestalten, die nicht uniform sind.

Beim Ilmkreis-Center in Arnstadt ist das nicht ganz gelungen…
Das ist richtig – und deshalb werden wir es auch umbauen. Nur: Es war unser erstes großes Center-Objekt. Und wir lernen aus unseren Objekten. Die sollen eine Einheit mit ihrer Umgebung bilden. Ich glaube schon, dass wir uns gut entwickelt haben. Seit wir Center machen, sind wir in allen Bereichen besser geworden.

Und was passiert dann in der  Residenz-Galerie, wenn sie denn gebaut wird?
Darüber zu reden, wäre doch viel zu früh. Wir machen nicht den zweiten Schritt vor dem ersten. Aber natürlich haben wir Pläne. Kurz gesagt: Es soll etwas Gotha-typisches werden. Gotha hat viele Dinge, die man hier nachspielen könnte. Das Motto Gotha adelt lädt förmlich dazu ein. Nein, die Residenz-Galerie wird kein Shopping-Center von der Stange.

Die Gothaer wünschen sich ein größeres Kino…
Wir sind mit dem Kinobetreiber, der schon in der Stadt ist, im Gespräch. Denn das will ich nicht verhehlen: Im neuen Center haben wir ein großes Kino geplant. Im Weimar-Atrium, wo das erste 3-D-Kino Thüringens seinen Platz fand, haben wir beste Erfahrungen gemacht.

Und was sollte mit dem Synagogen-Denkmal in der Moßlerstraße passieren?
Mir ist bewusst, dass auf einem Teil des Geländes die Synagoge stand, die 1938 während der Reichskristallnacht angezündet wurde. Gerade deswegen bedarf dies einer besonderen Erwähnung. Und ich finde, dass kann und muss man besser machen, als es derzeit ist.

Bleibt die Frage nach den Parkplätzen?
Es sind 620 Stellplätze geplant. Das war der Stadt wichtig – und uns natürlich auch. (lacht)

Wann sollte aus Ihrer Sicht die  Residenz-Galerie fertig sein? Und wie viel kostet es?
Wenn es nach uns geht, dann spätestens 2015.  Wir planen mit einer Bauzeit von 15 bis 18 Monaten. Dann wollen wir am Standort etwa 40 Millionen Euro investieren. Aber noch einmal:  Das ist hier kein Wunschkonzert. Die Stadt hat die Planungshoheit – und  der Stadtrat muss entscheiden.

Wie ist eigentlich der Kontakt zur Stadtverwaltung entstanden?
Wir haben vor vielen Jahren das  Einkaufscenter in der Gothaer Damaschke-Straße gebaut. Und dabei als  Ausgleich auch das Objekt hingestellt, welches bis heute vom Verband der Behinderten benutzt wird. Das war damals schon eine gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung – und der  Kontakt ist nie abgerissen.

Sie besitzen bereits drei Grundstücke in der Gartenstraße. Was passiert mit diesen, wenn das Projekt doch noch platzt?
Wenn man Baugrundstücke besitzt, dann will man auch bauen…

Das Interview erschien in der Gothaer Ausgabe des Lokalmagazins „Oscar am Freitag“.