Der Vater des „Minol Pirol“

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Animationsfilme funktionieren nach einem zweiten Zeitgefühl. Hier sind Formen und Figuren einer realistischen Zeitmessung zumeist enthoben, Geschichten nach anderen Dimensionen gebaut und erzählt. Doch auch die Herstellung von Animationsfilmen bringt für ihre Schöpfer nicht selten ein zweites Zeitgefühl mit sich, denn die Arbeit daran ist lang; sie verlangt Ausdauer, Präzision und Einfühlungsvermögen in das entstehende Werk.

Insbesondere trifft dies auf Peter Blümel zu, der sich seit seinem 18. Lebensjahr dem Animationsfilm, seiner Leidenschaft, verschrieben hat. Mit Geduld, Akribie und immenser Phantasie lebte er sich in künstliche Welten ein und schuf rund 200 animierte Werbespots sowie etwa 180 Animationsfilme für Kinder. Wird Peter Blümel heute noch erinnert, so verbindet sich sein Name mit der wohl erfolgreichsten, inzwischen Kultstatus genießenden ostdeutschen Werbefigur, dem Minol Pirol, der zwischen 1960 und 1970 in 30 Animationsfilmen über die Bildschirme lief. Doch im Blick auf das über 40jährige künstlerische Oeuvre von Peter Blümel gerinnt die Minol-Pirol-Serie zu einer Episode, zu einer Facette in einem beeindruckenden, doch meist unbekannten Werk.

Dank der Hilfe und der aktiven Unterstützung von Peter Blümel ist es dem Deutschen Institut für Animationsfilm gelungen, diesen Schatz zu heben und erstmals in einer Personalausstellung zu vereinen.
Peter Blümel begann seine Kariere 1954 als Grafiker und Bühnenbildner am Hans-Otto-Theater Potsdam. Zu seinen Mentoren und Kollegen zählten die bedeutendsten Animationsfilmer der DDR. In seiner vorerst letzten beruflichen Station war er bis 1999 als Dozent für Animationsfilm an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ Potsdam-Babelsberg tätig. Dazwischen schuf Blümel die wohl ersten animierten Schlagernummern in Deutschland, eine Reihe von Sandmännchen-Folgen, Preisgekröntes (wie Der Eierkuchenmond) und intellektuell Außergewöhnliches (Die Geschichte vom kleinen …). Er erlernte und professionalisierte ein vielseitiges handwerkliches Instrumentarium, zunächst die Puppenanimation, dann den Flach- und Fototrick. Um seine Produktion zu rationalisieren und sein Filmdesign zu modernisieren, nutzte er Fotocollagen, Cut Outs und vielfältige grafische Elemente. Er wirkte in vier verschiedenen Trickateliers und lange Zeit als privater Filmhersteller in seinem eigenen „Studio 66“ – gelegen in Babelsberg unter dem Dach eines alten Weberhauses.

Das Spektrum der gezeigten Exponate reicht von Ideenskizzen und optischen Drehbüchern, über Entwurfs- und Phasenzeichnungen, Spielpuppen und Dekorationsteilen bis hin zu Stand- und Arbeitsfotografien, Filmausschnitten sowie Dokumenten zur Rezeptionsgeschichte seiner Filme. Die präsentierten, oft farbigen Originale veranschaulichen den schöpferischen Prozess der Animationsfilmherstellung. Sie belegen die kreative Arbeitsweise von Peter Blümel und lassen zugleich mehrere Werkphasen hervortreten.