Die rechte Gefahr aus Südosteuropa

0
1348

Extremismus, die Ablehnung von bestimmten Volksgruppen und Religionen, ja Menschfeindlichkeit gibt es weltweit in unterschiedlichen Prägungen. Mit den „Auswirkungen Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in Südosteuropa“ beschäftigt sich in diesem Sommersemester eine wöchentliche Veranstaltungsreihe an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU).

Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit – in Form von Rassismus, Xenophobie, Antisemitismus, Antiziganismus oder Homophobie – sei ein verbreitetes Problem in den Mehrheitsgesellschaften der Balkanregion, sind sich die Veranstalter sicher und wollen dies an einigen ausgewählten Balkanregionen beschreiben und analysieren.
Den Auftakt der sechs öffentlichen Vorträge machen am 18. April die Journalisten Gregor Mayer und Bernhard Odehnal. Sie sprechen um 19.00 Uhr im Vortragsraum des Bibliotheks-Hauptgebäudes (Bibliotheksplatz 2) über „Die rechte Gefahr aus Südosteuropa“. Sie schrieben 2010 in ihrem gleichnamigen Buch von einer „rechten Gefahr“, die aus (Süd-)Osteuropa aufmarschiere, die Verbindungen nach Deutschland aufweise und die nicht nur ein reines Rand-Phänomen verkörpere. Der erstarkende Rechtsextremismus in den neuen EU-Mitgliedsländern sowie bei einigen beitrittswilligen Staaten hat jedoch unterschiedliche Dimensionen. Diese wird die neue Veranstaltungsreihe, zu der der Eintritt frei ist, in den sechs Vorträgen ausleuchten. Das vollständige Programm mit den unterschiedlichen Veranstaltungsorten ist zu finden unter: www2.uni-jena.de/philosophie/histinst/osteuropa/graduiertenkolleg/index.html.

„Der Umgang mit Minderheiten, seien sie etikettiert als ,böse Zigeuner‘, ,kranke Homosexuelle‘ oder Angehörige ethnischer Minoritäten, zieht einen tiefen Riss durch südosteuropäische Gesellschaften“, sagt Mitorganisator Martin Mlinarić. „Hierbei wird Toleranz gegenüber Minderheiten nicht selten mit westeuropäischen Werten gleichgesetzt und als eine fremde Bedrohung für die kulturelle Eigenständigkeit gedeutet“, so der Doktorand am DFG-Graduiertenkolleg 1412 „Kulturelle Orientierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa“ weiter. Gleichwohl seien Rassismus, Xenophobie oder Homophobie keine Eigenheiten der Balkanvölker.
„Das Ziel unserer Veranstaltungsreihe ist es, einen kleinen Querschnitt durch Themen und Länder der südosteuropäischen Region abzubilden“, sagt Mitorganisator Sebastian Goll, der ebenfalls Doktorand am Graduiertenkolleg 1412  der Universität Jena ist. „Damit wird eine Debatte ergänzt, die nach der Aufdeckung des NSU in Deutschland geführt wird. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist in Europa nicht mehr allein ein Problem bestimmter Länder. Viele demokratie- und menschenfeindliche Gruppierungen haben sich europaweit vernetzt und beeinflussen sich gegenseitig. Bei den meisten der Vorträge wird es deshalb auch einen starken Rückbezug auf Deutschland geben“, sagt Goll.
Veranstaltet wird die Vortragsreihe vom DFG-Graduiertenkolleg 1412, dem ZEKUK e. V. und dem StuRa der FSU in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen e. V. und dem Kompetenzzentrum Rechtsextremismus der FSU.