Die Suche nach Perfektion am Fließband

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Am 14. Januar 1914 rollte in Detroit das erste Model T vom Band. Dieses – liebevoll Tin Lizzie („Blechliesel“) genannte – Automobil sollte für lange Zeit das absolute Erfolgsmodell der Firma Ford bleiben.

Über 15 Millionen Stück wurden produziert. Da in den Fabriken Henry Fords die Fließbandfertigung zwar nicht erfunden, jedoch konsequent perfektioniert wurde, sollte man meinen, gut 100 Jahre später gebe es nichts mehr hinzuzufügen.

„Weit gefehlt“, sagt Prof. Dr. Nils Boysen von der Universität Jena. Bis auf den heutigen Tag gebe es in den Automobilwerken weltweit den Bedarf, die Produktion immer weiter zu optimieren. Der Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre/Operations Management nennt insbesondere die Logistik der Teileversorgung als die große Herausforderung für die Automobilbranche.

Es gelte, stets aufs Neue nach Lösungen zu suchen, um den Produktionsprozess reibungslos ablaufen zu lassen. „Wenn auch nur ein Teil fehlt, steht das Band still: eine Katastrophe“, sagt Boysen. Um die Größenordnungen zu verdeutlichen, verweist der Wirtschaftswissenschaftler auf ein bayerisches Auto-Werk: In Dingolfing bringen 400 Lkw 13.000 Container von 600 Lieferanten – Tag für Tag.

Anders als noch zu Zeiten Henry Fords, als Tin Lizzie meist schwarz und mit stets derselben Motorisierung vom Band lief, gebe es heute mannigfache Varianten eines Fahrzeugtyps. „Für den 5er BMW werden insgesamt 256 verschiedene Außenspiegel angeboten“, sagt Boysen. Auch gebe es längst den Trend, Fahrzeuge jenseits der normalen Produktionspalette nach den individuellen Wünschen der Kunden zu montieren.

Gemeinsam mit Prof. Dr. Armin Scholl vom Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre/Management Science lädt Nils Boysen am Freitag (21. September 2012) zum Workshop „Operations Research in der Automobilindustrie“ ein.

In den Rosensälen (Fürstengraben 27) in Jena werden etwa 40 Teilnehmer aus ganz Deutschland Erfahrungen austauschen, wie sich Produktionsprozesse weiter optimieren lassen. Nils Boysen erwartet Gäste u. a. aus Braunschweig, Frankfurt/M., München, Darmstadt und Paderborn.

Es ist die 6. Auflage des Workshops, jedoch die erste in Jena. Wie Boysen sagt, werden viele junge Wissenschaftler vertreten sein. „Oft sind es Doktoranden, die an der Lösung eines speziellen Problems tüfteln“, sagt der Jenaer Professor. Deshalb werde es auch sehr praxisbezogen zugehen. Zumal die Großen der deutschen Automobilbranche allesamt vertreten sein werden.